Reiseplanung geht anders, schon klar. Man reserviert nicht einfach am Tag vor der Abreise ein Hotel und bucht den Flug dort hin auch nicht in letzter Sekunde. Aber scher ich mich, wie man das richtig macht? Nein. Höre ich in meinem Zimmerchen in der Tschechischen Botschafts Residenz nach meinem letzten Termin Tocotronic "Pure Vernunft darf niemals siegen" und buche relativ planlos drauflos? Ja. Ginge das besser? Ja. Ist es arg daneben gegangen? Naja. Bin ich am Arsch der Welt gelandet und hab dort nicht mal ein Hotel? Nein. Aber.
Der Tuk-Tuk-Transport zum Flughafen ist spektakulär. Die Wendigkeit der Fahrzeuge und Frechheit der Piloten beeindruckt. Für den Laien grenzt das ja an Todesmüdigkeit aber was weiß ich schon von indischem Straßenverkehrsverhalten. Eine Maske jedenfalls empfiehlt sich für das luftige Tuk-Tuk-Fahrgefühlerlebnis. Delhis Flughafen ist natürlich riesig und schon vor den Eingängen sollte man wissen, bei welcher Schlange man sich anstellt. Ich probier einfach mal mit Pass und Mailbestätigung mein Glück. Der Soldat ist höflich aber abweisend. Der Selfe-Check-In-Automat ist auch höflich aber abweisend. Er aber schickt mich immerhin zu einem Ticket-Schalter. Am Schalterverhalten der Menschen lässt sich schon viel ablesen. Bei mir geht's ruckzuck. Ein Papier wird abgestempelt und schon wird auch mir Einlass gewährt in den Flughafen. Nächste Schlange: Kofferabgabe. Mein Koffer hat kontinuierlich abgenommen. Es geht ihm da gleich wie mir, denke ich. Zwar esse ich, wann immer es geht, nur ging es bisher nicht sehr oft. Mein Koffer hat in 11 Tagen 12 Bücher verloren. Da kann ich zwar nicht mithalten, ich werde aber daran arbeiten, dass sowohl der Koffer (Hemden, Gewürze, Souvenirs) als auch ich (Seafood, Seafood, Seafood) in Goa ordentlich zunehmen.
Der Sicherheitscheck ist in Indien immer ein Erlebnis. Man weiß nie, was einem diesmal abgenommen wird. Hätte ich eine Kokosnuss dabei, sie würde mir eingezogen werden. Darf man nicht. Weder im Handgepäck noch im Koffer, E-Zigaretten auch nicht. Das schmerzt schon mehr, hat meine deutsche Kollegin getroffen. Powerbanks kann es auch erwischen. Sogar Streichhölzer werden konfisziert. All das Abgenommene Gut eines Tages muss eine beträchtliche Anhäufung an elektronischem, entzündlichem und essbarem Gut sein. Was passiert damit? Wird es gespendet, versteigert, zwischengelagert? Vor mir schimpft ein Tourist, was sie ihm genommen haben, kann ich nicht sehen. Ich hoffe, es ist nicht die Würde. Im Flieger dann das reinste Schreikonzert. Brüllorgien von gleich mehreren Kleinkindern alle in meiner direkten Umgebung. Wäre ich nicht schon so lange in Indien, ich hätte nebenbei nicht "Den Gott der kleinen Dinge" fertig lesen können. Der Monohar-Flughafen ist erstaunlich neu, freundlich und das Förderband erfreut mich auch recht bald mit meinem Koffer. Nur ist es nicht der Flughafen, an dem ich glaubte anzukommen. Es ist der GOX nicht der GOI. Der Flughafen Mopa in Monohar ist vom alten in Dabolim circa 60 Kilometer entfernt. Das erinnerte mich schlagartig an mein Norwegen-Taxi-Erlebnis. Da musste ich vom "normalen" Oslo-Airport so schnell wie möglich zum "Ryan-Air-Airport Oslo" und das kostete mich 400 Euro (ging aber immerhin gut). Diesmal ist der Schaden geringer. Denn mein Hotel ist zwar in Dabolim, aber die Fahrt kostet mich nur umgerechnet 20 Euro und ich seh schon mal allerhand von Goa by night.
Als wir dann mal in eine dunkle Seitenstraße abbogen, es kurvig bergauf ging, erstaunlich wenig zu sehen war, außer Bäume und Büsche, das Navi aber behauptete, dass wir in wenigen Minuten am Zielort ankämen, wurde mir kurz etwas mulmig. Dann aber erreichten wir wieder so etwas wie einen Ort, die Straße war eine Buckelpiste, nein, eine einzige Baustelle, so auch der Ort, der vermutlich Dabolim ist, und nichts zu bieten hat, außer den Flughafen. Der freundliche Taxler findet das "Argo by Trance", ich am selben Abend im ganzen Ort allerdings keinen Platz mehr, wo ich einen Absacker hätte trinken können. Im Hotel, das sehr okay ausschaut, wird kein Alkohol serviert. Aber immerhin. Ich habe ein ordentliches Zimmer mit Balkon und Blick auf Palmen, Pool und Brunnen. Meer ist hier natürlich weit und breit keines, aber wer mehr will, als bloß schnell raus aus der Stadt, muss halt auch mehr Zeit investieren, um endlich am Meer anzukommen. Das werde ich. Versprochen.
Fotos sind leider grad nicht möglich. Das Internet ist so instabil, dass es mich bei jedem Hochladversuch raushaut - nervig und auch schade.
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