Dienstag, 26. September 2023

Telfs by night


Da ich ja am Donnerstag, den 28. September 2023 gemeinsam mit Mieze Medusa im Kulturstadel in Oberhofen lese, habe ich mir gedacht:
Machen wir ein Video über die Nachbargemeinde TELFS, das kommt immer gut an.
Dank an dieser Stelle an Conny für die Fotos! 

Und hier die allgemeinen Infos:

Wann? 28.09., 20.00 Uhr
Wo? Kulturstadel Oberhofen
Franz-Mader-Straße 26
6406 Oberhofen
 
Und hier geht's zum Video:

Dienstag, 19. September 2023

Küss die Hand, Herr Erkermeister

Schön war's. Ein Ereignis war's. Unvergesslich bleibt's. Die vierte Literaturmeile in der Zieglergasse ließ mich zum zweiten Mal zum Erkermeister werden. Im Dienste der Schule für Dichtung lehnte ich mich in dieser Funktion sehr weit aus dem Fenster. Für euch, für Sie, für Poesie. 

Zweimal durfte ich mich im Lauf des programmdichten Nachmittags erkern. Ich habe eigens für diesen Anlass zwei passende Texte verfasst, die die Umgebung miteinbeziehen und auch für Laufpublikum was anbieten. Nebenbei hatte ich Gelegenheit, meine Beckenbodenmuskulatur zu trainieren, da es über 15 Minuten lang Körperspannung zu halten galt, um nicht abzustürzen, denn irgendwie schwebte ich fast auf dem Fensterrahmen und der Fensterbank, ja hob gar manchmal ab ob der poetischen Höhenflüge. 

Beim zweiten Mal hat die Sonne mich dann auch noch zu einer Lichtgestalt gemacht und Martin Peichl hat das festgehalten. Danke!

Mittwoch, 13. September 2023

Wien-Meidling

Markus Köhle_Wien Meidling

Hier gibt es jetzt in unregelmäßigen Abständen kurze Videos mit Texten aus "Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts". Wir beginnen mit "Wien Meidling". Oft muss ich von Wien-Meidling abfahren, oft komme ich in Wien-Meidling an. Grund genug, damit zu starten.

Montag, 28. August 2023

Urlaub over

Edinburgh im August ist der Wahnsinn. Alle Festivals auf ein mal: Literatur, Comedy, Theater, Fringe, Musik... Ohne zu übertreiben über 500 Veranstaltungsorte und Programm ab Mittag bis Mitternacht.
Das heißt, wann immer es regnet, und es regnet gern in Edinburgh, kannst du einfach irgendwo rein gehen und es wird dir was Atemberaubendes geboten werden. Denn die ganze Welt ist da und wer hier eine Show bestreitet (alles immer genau eine Stunde lang), die*der hat's drauf. Wir gingen mehrmals geplättet aus Kellern und brauchten diverse Biere zum Nachbesprechen. 

Auch diese Energie ließ sich gut kanalisieren, denn der Pub-Trail (13 Stopps) wurde mit einem italienblauen T-Shirt belohnt. Wir holten uns zwei davon. Und wenn es schon gefallen ist, das Wort, das Land, dann sei es doch auch gleich ausgebreitet: Es hat mich sehr überrascht, dass in Schottland jetzt dermaßen viel italienisches Bier getrunken wird. Peroni und Moretti sind voll in! Wer hätte das gedacht vor 25 Jahren?! 

Auch die Craft-Beer-Mode ist voll angekommen. Nichts mehr mit vulgären (und doch so klassisch-schönen) Pinte-Gläsern. Jede Edelplörre kommt im unverkennbaren Glas daher: bunt und fancy. Es gibt noch Auswegmöglichkeiten - Tennent's (gebraut in Glasgow) - aber nicht mehr viele.
Jedenfalls haben wir uns vom Solo-Stück bis zur Drag-Show, von der Colison Whitehead Lesung bis zum Shamilton-Impro-Musical alles angeschaut, was uns unterkam und wir waren und sind begeistert, geflasht, overloaded. Quasi mit positiver Energie und Ideen vollgempumpt. 

Der Herbst kann kommen!

Samstag, 8. Juli 2023

Astiger Auftritt - knorriges Publikum

 

Von Saisonabschluss zu sprechen, wäre etwas verfrüht. Es kommt ja noch der schöne Kultursommer-Auftritt am 14. Juli im 15. Bezirk. Aber es war der letzte größere Auftritt außerhalb Wiens. Er hat mich nach Ötztal-Bahnhof geführt, zu Holz-Marberger. Der Anlass: Der Branchentag Holz, das 25 Jahre Jubiläum der Initiative pro:Holz Tirol und das Sommerfest. Mein Job: Davor, dazwischen und danach was mit Sprache und Holz zu machen. Das kann ich, das mach ich. 

Dass die Eberesche der Baum des Jahres 2023 ist, kommt mir da sehr entgegen, zumal meine Vorfahren Köhler, also Eschenbrenner waren und ich als Kind meine ersten Baumhäuser in Eschen genagelt habe. Ich wähle also einen persönlichen Auftakt und habe meinen Spaß an der Geschichte: "Die Fichte sticht, die Tanne bricht". Die lässt sich vielleicht sogar mal wiederverwerten. Irgendwas mit Baum, Holz und Kindheit kann man immer mal gebrauchen. 

Im Mittelteil lege ich den Fokus auf Orte, die ihre Holzvergangenheit im Namen tragen: Tannheim, Kiefersfelden, Ehrwald aber auch Fohrenburg, Biberwier und Umhausen. Ich fragte, ob sich wer aus Umhausen im Raum befände, stellt sich heraus: die Familie Marberger, die Gastgeber, kommen genau von dort und in Umhausen wurde der Betrieb vor circa 100 Jahren auch gegründet. Einerseits Glückstreffer, andererseits heikle Sache. Aber gut, was soll schon schiefgehen, ich hab ja ordentlich recherchiert. Hier also meine Enthüllungen über Umhausen:

UMHAUSEN
Bis ins 17. Jahrhundert hieß die Ötztaler Gemeinde Umhausen Ulmhausen und war zur Gänze mit Ulmen zugewuchert. Lord Löttö vön Sölden zeichnete für den Kahlschlag verantwortlich, weil er sich einbildete, aus Ulmhausen dereinst einen Kurort zu machen. Er versenkte an gut gekennzeichneten Stellen Radonheilquellen und war sich sicher, die Nachwelt würde es ihm danken, der Tourismusverband ebenso wie die Kranken. Als Belohnung heimste er das L von Ulmhausen ein und hieß fortan Lord Löttöl vön Sölden. Umhausen war es recht und wartete ab, bis es Zeit war für Wellness, Kur und Spa.

Dass ich nicht ganz ernst zu nehmen bin, war damit klar, dass ich nicht ganz einfach zu verstehen bin auch. Fohrenburg ereilte ja ein ganz ähnliches Schicksal.

FOHRENBURG
Die Vorarlberger Gemeinde Fohrenburg nebst Bludenz hieß bis ins 18. Jahrhundert Föhrenburg und war weitum bekannt, denn dort wurde das legendäre Starkbier Möhrenbräu gebraut. Dieses hat jedoch dem Landesfürsten Rölf den Magen verhaut, worauf Rölf empört den Föhrenburgern ihr adeliges Ö entzog und es zum O downgradete. Fortan hieß die Gemeinde Fohrenburg, reagierte trotzig-verletzt und hat das legendäre Möhrenbrau durch die Plörre Fohrenburger ersetzt. Wer Fohrenburger regelmäßig trinkt, sieht Einhörner.


Ebenfalls exklusiv für pro:Holz entstanden die 25 pro:Holz Jubiläumssätze in 50 Sekunden, die dann im Anschluss auch nochmal abgefilmt wurden (ich mit Holzzweier um den Hals und Holzfünfer in der Hand). Here we go:

Man kann ins Holz gehen
Man kann auf Holz bestehen
Man kann ein Holz erben
Man kann für Holz leben und sterben
Man kann auf Holz bauen
Man kann Holz klauen
Man kann auf Holz klopfen
Man kann was mit Holzwolle stopfen
Man kann Holz schlagen, ziehen, kaufen
Man kann sich um Holz raufen
Man kann Holzbaupreise gewinnen
Man kann ein Holzkopf sein und spinnen
Man kann Holz genial finden
Man kann Holz leicht entzünden
Man kann Holz sauber brennen
Man kann sich im Holz sauber verrennen
Man kann Holzolympiaden veranstalten
Man kann die Holzbestände erweitern und verwalten
Man kann Holz brechen
Man kann aber auch mit Holz huangarten, also sprechen
Man kann Holz für allerhand nützen
Man kann mit Holz das Klima schützen
Man kann mit Holzorgeln leiern und man kann Holz feiern
Denn mit Holz hat man’s fein und man kann nicht gegen, nur pro Holz sein

In diesem Sinne. Vielen Dank für die Einladung und die Einblicke. Ich hoffe, ich war mehr Konstruktionsvollholz als Brettsperrholz, mehr Zirbe als Fichte.

Samstag, 24. Juni 2023

Telfs ist Knust


Zwischen Raiffeisenbank [sic!] und Altem Rathaus führt ein Durchgang zum Eduard-Wallnöfer-Platz, dieser Durchgang wurde zum Kunst-ist-Tunnel erhoben.
Vier Positionen: drei Männer, eine Frau.
Von der Malerin bis zum Musiker, von der Ein- bis zur Vierwortantwort.
Bezieht man den Ort mit ein, an dem die Kunst-ist-Poster aufgehängt wurden, muss man sagen: Kunst ist ein dunkel-düsterer Tunnel, der nach den Ausschweifungen der vergangenen Nacht stinkt.

Aber Kunst stinkt nicht, unkst du.
Kunst ist Stunk.
Kunst ist Knust.
Kunst ist, mit Vorhandenem auf andere Sichtweisen hinweisen.

Kunst ist, wenn sie sich ein "i" und ein "s" leiht, Sunkist.
Kunst ist ein Sonnenkuss.
Poesie ist Kunst.

Poesie ist Ei-Pose (Gegockel)?
Eis-Poe (Hinternteile mit Erfrierungen dritten Grades)?

Poesie ist der Spielraum im Haus Leben,
Kunst sind die Fenster.

Kunst ist alles,
was du dir nicht auf Anhieb vorstellen
kunst.



Freitag, 23. Juni 2023

Kreisverkehrskultur


Das Erfreuliche zuerst. Gestern zog eine Lesekulturkarawane über den Telfer Rathausplatz, während die Blasmusik gerade dabei war, den Platz für sich und ein Konzert in Beschlag zu nehmen. Die Lesekarawane zog von der Bücherei - in der das 2. Literaturfestival FABULA RASA eröffnet wurde - ins Noaflhaus, wo die Lesung vor vollem Haus stattfand. 

Das ist ganz wunderbar und war ein unübersehbares Zeichen, eine Machtdemonstration der Kraft von Literatur. Literatur kann Leute in Bewegung bringen. Literatur ist beweglich. Literatur lässt sich nicht vertreiben. Literatur findet Wege und Orte und Leser*innen und Buchkäufer*innen. Vielen Dank dafür, liebes fabula-rasa-Team. 

Weil dere Festivalname aber schon auch ermuntert, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen (so weit käm's noch im Schatten der Hohen Munde), lasse ich mich gerne ein wenig ein auf Telfs und den Telfer Kulturbegriff. 


Mir wurde nämlich Informationsmaterial ausgehändigt. Genau genommen wurde es eingesackelt und am Hotelbett für mich hinterlegt. Es handelt sich dabei nicht um Geheimes oder gar Geleaktes, es handelt sich um offizielles Material der Gemeinde. 

Ich hielt also die Broschüre "Kulturrundgang Telfs" in Händen und machte mich schlau.
10 A4-Seiten, 18 Stationen, das sollte an einem Nachmittag zu schaffen sein. Ich bin gut zu Fuß, ich kann lesen. Ich lege also und lese los und ich staune sogleich:
Fasnacht, Fasnacht, Fasnacht.
Brunnen, Brunnen, Brunnen.
Da ein paar Heiligenfiguren, dort ein paar Wildeskulpturen.
Zeisel, Noafl-, Rathaus.
Fasnacht, Fasnacht, Fasnacht.
Franziskaner, Laniniger, Kriegerdenkmal.
Fresken, Giebel, Erker und immerhin Forellenmarmor.
Das war's. Das ist der Kulturrundgang. 

Das ist der gegenwärtige Kulturbegriff von Telfs. Ich wunder mich, denn ich hab ja grad eine meiner schönsten Lesungen hinter mir.

Ich frag mich: Was ist Kultur? Brunnenfiguren und Fasnachtsbräuche? Eh, auch. Aber nicht nur. Kultur ist, was wir draus machen und das Team rund um das Festival fabula rasa macht ja ganz ausgezeichnete Kulturarbeit. Wo also bleibt der Vermerk der Bücherei im Kulturrundgang? 

Der Kulturbegriff ist nicht festgeschrieben, in Stein gemeiselt, in Alu gegossen. Ja, eine Glocke ist auch Kultur. Kultur ist ein ständiger Prozess, ist immer im Wandel. Es ist an uns, den Kulturbegriff einer Region zu prägen. Kulturelle Werte sind nicht unveränderlich. Traditionelles hat natrürlich seinen Platz, aber die Kultur eines Ortes darf nicht im Kulturbegriff vom vorvorigen Jahrhundert hängen bleiben. 

Was macht Telfs aus?
Die Kreisverkehrsgestaltungen?
Die Minarettikett? Die Erinnerungs- und Lesekultur?
Sagt es mir und reklamiert euch rein in den Kulturrundgang.
Es telf sich was verändern!

Und viel Erfolg für die nächsten Literaturfestivals. 

Im Bild ist übrigens der Mampfred Bucher zu sehen. Mampfred ist ein Nerdmännchen, das sich von Büchern ernähert. Er sagt sich:
Ich saß auf einem Steine
Und zog mir Bücher eine
Ich bin im Kreisverkehr daheim
Der Rest kann mir gestohlen bleim



Donnerstag, 18. Mai 2023

Von Dreimastern und Dreiecken


Zum Abschluss noch ein Abenteuer, hab ich mir gedacht. Zum Abschluss musst du noch rauf auf den Berg, hab ich mir gesagt. Zum Abschluss musst du das Geheimnis lüften, was denn das da oben ist, das so markant dem Hügel aufgesetzt wurde und von wo aus der Blick auf Triest und darüber hinaus Wahnsinn sein muss. Rauf auf den Monte Grisa also. Da steht seit 1966 eine Wallfahrtskirche, die architektonisch außergewöhnlich ist, weil ganz der Dreiecksform verschrieben und ganz in Sichtbeton gehalten. Der Volksmund nennt das Bauwerk "Formaggino" - Käseeckerl also. 

Ich pack mir ein Käseweckerl ein, muss ja die Vorräte abbauen, den Kühlschrank leeren, am Samstag wieder heimkoffern. Aber vorher noch rauf, und das aus der Nähe betrachten und vielleicht auch noch das zweite Geheimnis lüften. Was es mit diesem Luxus-Dreimaster auf sich hat, der heute vor Miramar ankert und die letzten Tage immer irgendwo in der Bucht von Triest auf sich aufmerksam machte, ohne sich groß zu bewegen und dabei mehr nach Kunst als nach einer wirklichen Jacht auszuschauen. Aber eins nach dem anderen. Ich nehme den Bus 42 um raus aus der Stadt auf die Via Friuli zu kommen. Die ist sehr lang, ich steig irgendwann mal aus, schaue nach oben - da steht das Ziel, schaue mich nach einem Weg um - da ist nicht wirklich einer. Also einfach mal querfeldein aufwärts. 

Nach Überwinden einiger Hindernisse, ist mit viel Phantasie eine Art Weg auszumachen. Wenn da in den letzten Monaten wer ging, dann waren es eher kletterbegabte Tiere als Menschen. Aber ich bin motiviert und ich bin auch stur. Eine nicht immer günstige Konstellation. Es ist heiß, ich genieße aber Baumschatten, was den Nachteil hat, ich seh mein Ziel nicht mehr. Ich seh gelegentlich nach unten - tolle Aussicht - und mache Höhenmeter, habe aber das Gefühl, die Richtung stimmt nicht, aber Zurück gibt es schon längst keines mehr. Also weiter. Ich mach schon mal sicherheitshalber ein Foto und schalte das Internet ein:) - zwecks Ortung für den Rettungshubschrauber. 

Ich gebe mir noch eine halbe Stunde, bevor ich nächste Schritte (haha) setze. Die da sein könnten: verzweifelt wen anrufen, sofern ich Netz habe. Netz hab ich. Ich sehe - Hoffnungsschimmer - mächtige Handymasten. Die stehen auch auf der Spitze des Berges, das weiß ich. Nicht in der Nähe der Kirche, aber immerhin oben. Ich bin wieder motiviert und beschleunige meine Schritte. Wenn ich nach unten schau, ahne ich schon, dass ich sehr weit abgekommen sein muss. Aber es ist ja noch früh. Ich habe eine Flasche Wasser, eine Banane, ein Käseweckerl und etwas Schokolade bei mir. Damit lässt es sich Tage überleben. Also weiter. 


Ich höre knirschenden Kies. Ich war noch nie so froh, ein Auto auf einem Kiesweg vernommen zu haben. Bald danach vernehme ich ein Hundekläffen. Auch das macht mich grad glücklich. Weiter, weiter, weiter und siehe da: ein Weg, ein richtiger. Da wandern auch Menschen. Ich frage einen, wo es denn zur Chiesa Grisa gehe, er ist überrascht und meint, da müsste ich quasi den Berg rum runter und dann wieder rauf. Es sei zwar markiert, aber man sehe es nicht wirklich. Gut. Das reicht mir. Damit kann ich arbeiten. Ich gehe also den Berg rum runter und begegne immer mehr Menschen. Und dann sehe ich sie endlich mal, die verdammte Käseecke. Jetzt plötzlich wieder ober mir. Aber machbar. Es wird immer lebendiger, ein Parkplatz muss nah sein, denn Familien spazieren mit Kindern, die nichts mehr hassen dürften, als spazieren. Auf den Felsen kraxeln oder bouldern bunt gekleidete Menschen. 

Ich bin auf sicherem Terrain und belausche eine Gruppe vor mir, die sich auch fragen, was es denn mit diesem komischen Segelschiff auf sich habe. Eine hat eine Antwort: Die größte Segeljacht der Welt (143 m) gehört einem russischen Oligarchen, wurde von Italien festgesetzt, ist über 500 Millionen Euro wert, der Oligarch lebte in der Schweiz (jetzt in Dubai), aber auf dem Schiff ist nach wie vor die Crew und die schippern halt mal da mal dort hin in der Bucht von Triest, aber weg dürfen sie nicht.

Ich darf am Samstag wieder weg von Triest und habe die Zeit gut nützen können. Ich habe viel geschrieben. Ich hatte schönen Besuch. Ich lese grad noch ein Buch, das ich vermutlich hier dann auch besprechen werde. Es hat zwar ganz schön viel geregnet, aber so kam ich wenigstens zum Arbeiten. Also alles gut. Zurück nach Triest nahm ich den Bus. Der fuhr zwar auch erst lange in die falsche Richtung - ich war schon an der Staatsgrenze. Aber irgendwann nahm er dann doch wieder Kurs auf die Stadt und exakt nach 60 Minuten (so lange sind die 1,80 € Tickets gültig) erblickte ich wieder Vertrautes und war erstaunt, wie viel man in kurzer Zeit erleben kann. 

Dass bei meinem Aufwärtstrip die Phantasie mit mir mitunter durchging und ich mir diverse Horrorszenarien ausmalte, setze ich als bekannt voraus und muss hier gar nicht näher ausgebreitet werden. Bin ja Autor, müssen ja galoppieren dürfen, die Gedanken. Die Kirche übrigens fand ich großartig. Sie wurde erbaut, weil der Bischof ein Gelübte ablegte, wenn Triest vom Bombardment verschont bliebe, eben als Dank eine zu bauen. Die Reiseführer würdigen sie meiner Meinung nach viel zu wenig. Ist im Grunde ein absolutes Alleinstellungsmal eine derartig abgefahrene Wallfahrtskirche. Am Fußweg dort hin könnte man noch arbeiten. 



Dienstag, 9. Mai 2023

Vom Winde verweht

Chips heben ab und streubefeuern den Nachbartisch, mir selbst flappt es ein Zuckersäckchen auf die Stirn, der Campariflaschenhals säuselt, zig Fähnchen auf Segelbootmasten flattern ehrfürchtig, was für die Topfklopfgeräusche sorgt, es ist nicht auszumachen. Ist's vielleicht die Deckelage? Vom Wortklang her würd's passen: Deckelage. Bloß nicht googeln, einfach mal so stehen lassen. Im Hintergrund gurgelt immer irgendwas aus den mächtigen Bäuchen der vor Anker liegenden Luxusliner. Wie die wohl erst auf hoher See rumrumoren? Windfrisuren und generell verwehtes Äußeres verbindet. Die Bora bläst uns alle gleich. 

Die MSC Splendida fährt für Panama, die Silver Moon hat nicht rückwärts eingeparkt. Die Splendida zählt mit 333 Metern Länge und 1.637 Kabinen eh zu den größeren Kreuzfahrtschiffen. Werben tut sie - bitte festhalten - mit "Kreuzfahrten neu: Ökologisch gedacht"! Ach, was habe ich vor dem Koloss stehend gelacht. Es ist mir alles ein Rätsel. 

Die Segelboote sind mir auch ein Rästel. Es sind so viele, es ist sonnig und windig, aber es fährt keins. Sind die nur zur Behübschung des Hafens da, gar überhaupt nur Deko? Die Möwen jedenfalls sind echt. Die schreikreischen und flugscheißen unnachahmlich. 

Aber all diese Boote... verhalten sich zwar nicht gänzlich unbootmäßig aber äußerst tümpelhaft. Nirgends wird ein Deck geschrubbt (die Splendida hat 18 Decks!); kein Käpt'n Iglo weit und breit; es wird auch mehr Bier als Kiel geholt, zumindest hier in der Pierbar. 

Ich bin landestegreif, sitze auf der Mole vier und hole und trinke Bier, schreib ich nur des Reimes wegen. Es ist Campari Soda, was ich kippe, das passt besser zum Nachmittag. Aber es ist wirklich die PIER-Bar im Marina-San-Giusto-Yacht-Club-Gebäude. Am Dach "the roof" pumpt Housemusic, auf der PIER-Terrasse lümmeln (neben mir) pastelgetönte Pärchen, die sich gegenseitig dafür loben, ein ganz besonderes Plätzchen abseits touristischer Pfade gefunden zu haben. Die Stirnen, Nasen und Unterarme werden minütlich röter.

Hoffe, durch diesen Eintrag mein Tagwerk vollbracht zu haben. Es wird mich ja gelesen, hab ich mitgekriegt. Ich reiß mich also zusammen, ich schwör. Ich lasse Triest gut dastehen, aussehen und weggkommen. Ich bin ja vorerst mal da und schreib auf, was mir unterkommt, auch wenn nicht wirklich was dabei rumkommt. So, jetzt reicht's aber für heute. Stuss jetzt!



Montag, 8. Mai 2023

Das Kreuz mit der Schifffahrt

Es mag so ausschauen, als hänge mir die Kreuzschifffahrt aus dem Hals raus. So weit ist es noch nicht, wird es aber wohl bald kommen. Jedenfalls ist das das erste Foto meiner Triestankunft am Sonntag, den 7. Mai 2023. Am nächsten Morgen standen da dann schon wieder zwei neue Pötte und die Kreuzfahrt-People schwappten in die Altstadt, nein, überschwemmten diese. Mein Apartment ist inmitten der Altstadt an der Piazza Cavana. Ich muss das Zimmer gar nicht verlassen, um die ganze Atmosphäre aufzusaugen. Perfekte Lage, Negozi Alimentari und Kaffeegenussplätze die Menge rundum. Alles ganz toll und ganz schön voll. 

Ich bin grad mal am mich und den Kühlschrank Einrichten. Die Bora hat sich mir noch nicht persönlich vorgestellt. Und das ist meine Aussicht:

Gestern Sonnenschein, in der Nacht Regen, jetzt Wolken - Triest zeigt mir schon mal einige Seiten und ich bin bereit, sie zu lesen. Apropos lesen. 

Mit der Einfahrt in den schönen Kopfbahnhof von Triest habe ich "Rosa gegen die Verschwendung der Welt" fertig gelesen und werde den neuen Roman von Nadja Bucher auch in der nächsten Ausgabe des DUMs besprechen. Womit der persönliche Arbeitsauftrag schriftlich festgehalten wäre, und somit auch eingehalten werden muss. 

Ansonsten werd ich mich der italiensichen Küche hingeben und vermutlich in ein neues Projekt reinknien und täglich ein Blogeintrag sollte sich auch ausgehen.