An TAG 3
steht dann ein Fußmarsch an. Fußmarsch und Eigenerkundung der
Umgebung. Denkmäler, Paläste, Plätze alles da und am besten vom
17. Stock des Hotels Uzbekistan am Amir Timur Platz zu überblicken.
Die Sowjetarchitektur gefällt uns, ist immer für ein Foto gut, die
breiten Straßen weniger. Die Wege sind weit, wir aber gute
Fußgänger. Wir besänftigen den Magen mit Pasta Bolognese und sind
gespannt auf den Workshop. Wir erfahren, dass Facebook hier
Anaglasniki heißt, dass die Studis kein Problem damit haben,
vorzutragen und dass sie temperamentvoller sind, als man annehmen
wollte. Kein kühler russischer Emotionsmantel sondern
Gastfreundschaft, Herzlichkeit und emotionale Offenheit sind
festzustellen. Der Belohnungs- und Aufwärmjasmintee in der wohl
teuersten Etablissement weitum ist gut und leistbar, einige Getränke
aber schon absurd teuer (Ice Tea 17.000, Erdinger 44.000, Espresso
15.000). Nachdem wir beim Italiener schon 12.000 für einen frischen
Orangensaft, der dann ein frischer Apfelsaft war, bezahlt hatte,
schockiert uns das zwar nicht all zu sehr, aber es macht uns
vorsichtig. Es folgt ein Abstecher beim Georgier. Tolles Essen, nur
leider keine zeit, weil Bruce Willis auf russisch auf uns wartet.
Stirb langsam 5 (18.000 Sum) mit Kinobarbier (3.500). Ein Vergnügen
und – weil in Russland spielend – ja auch richtig gut passend.
Danach dann doch noch zwei Hotelbarbier, weil es grad schmeckt und
geredet werden will.
Hier brennt Hanno am Unabhängigkeitsplatz |
TAG 2 beginnt
mit dem gleich schlechten Frühstück. Die Topfenblinis und
Reisomeletten sind schon in Ordnung aber Obst, Gemüse und regionales
Brot gibt es nicht. Vom Kaffee wollen wir an dieser Stelle nicht
berichten, es sei nur erwähnt, dass der Beuteltee keine Alternative
ist. Wir treten also nicht kaffeegestärkt für den ersten Auftritt
an, werden von Camola und Chauffeur abgeholt und ins edle Gebäude
des Fund Forums gebracht. An den Wänden Fotos der bisherigen
Veranstaltungen. Auf vielen steht eine blonde Frau im Mittelpunkt
(des Präsidenten Tochter und die Fund Forum Chefin). Wir lernen sie
nicht kennen. Uns betreut einer, der in Wien studierte und fürs
Konsulat in der Pötzleinsdorfer Straße arbeitete. Dann Interview
vor laufender Kamera, dann doch noch Kaffee und darauf folgender
Schnellschiss und dann füllt sich der Raum mit angekarrten Studis.
Anfangs wird tatsächlich für einen Abgesandten des
Kulturministeriums simultan übersetzt, das stört natürlich – wir
sprechen ohne Mikros – das Übersetzunterfangen wird aber doch
recht bald aufgegeben (so ziemlich genau nach den ersten
Fruchtfleisch-Zeilen), der Dichtung sei Dank. Es wird eifrig
mitgemacht, applaudiert und gefragt. Es wird mitgefilmt und
fotografiert und ein deutschsprechender Zensor wird mit dem Material
sicher noch viel Freude haben. Danke.
Ab zur Weltsprachenuni.
Mittagessen mit Tee, Kefir, Salat und Lagman um 10.000 Sum. Das
Institutsgebäude wird nächstes Jahr abgerissen, das Haus krächzt
wohl schon seit Jahren. Aber toller, lebender Holzboden, himmelblaue
Schulbänke, farbenfreudige Fotos und weise Sprüche vom Präsidenten.
Alle zufrieden. Feierabend mit richtigem Espresso beim Italiener,
selbstgebrautem Bier im Bierhaus und leider viel zu viele Zwiebel zu
den russischen Heringen. Wir wollen sparen, weil noch ins Kino, es
gehen uns die Sum aus, weil noch 15 % aufgeschlagen werden und dann
haben wir mit rebellischem Magen und sumlos die Taxiheimfahrt
anzutreten.
Die Zwiebelaura unterbindet bis auf weiteres jeglichen
Nahkontakt.
Der Schlaf ist schlecht und selbst am nächsten Morgen
haben wir noch mit einigen hartnäckigen Restzwiebelschichten zu
kämpfen.