Dienstag, 30. November 2010

Vordergrundgefuchtel

Jaja, vom Hörensagen.
Vom Sprechenreden, vom Meinenglauben,
vom Riechenkönnen, vom Haarespalten,

vom Fäusteschwingen, vom Magenkrampfen,
vom Zehenspreizen, vom Muffensausen, vom Herzrasen,

vom Fersenballen, vom Knieschuss, vom Beckensprung,
vom Knochenbruch, vom Nackenschauer, vom Schulterblatt,

vom Wadenbein, vom Aderlass, vom Brustkorb,
vom Augenaufschlag, vom Schwarzsehen, vom Rotwerden,

vom Braunkotzen, vom Grünkacken, vom Kreidebleichen,

vom Lippenschließen, vom Wimperntuschen,
vom Brauenzupfen, vom Schamhügeln,

vom Achselschweißen, vom Gerüchtescheißen, vom Lügen-schmieden, vom Schattenboxen, vom Hörensagen, jaja, komm mir nicht so!

Montag, 29. November 2010

randlos


Joseph Zoderers 75er war der Grund für ein Literatur-Festival in Bruneck. 30 AutorInnen, drei Tage Programm in mehreren Sprachen bei unterschiedlichstem Wetter. Hier eine Auswahl der schönsten Zitate, Versprecher, Bonmots:
"Ich mache keine Lesungen. Lesungen sind langweilig." Gerhard Rühm
"...überall lagen lebende Körperteile." Jürg Amann
"In der Diktatur werden wichtige Sachen verboten. In der sogenannten freien Welt wird das Rauchen verboten." Robert Menasse
"Werde gesund schmutzig." Matthias Zschokke
Die Diskussionen - so randlos die Themen auch immer formuliert waren - waren hoch interessant, das Podium zwar immer angreifbar, doch es wurde stets bis in die Nacht hinein weiter debattiert. Ob über die Schwierigkeiten des Erotischen in der Literatur oder über Lügen, Leiden (und die Gefahr der Alliteration in Fragenformulierungen) und das politische Engagement von AutorInnen. Ich sag mal: Jede Generation muss ihre Sprache finden, um sich politisch zu artikulieren, die Kanäle haben sich geändert, der öffentliche Diskurs findet, wenn es ihn den gibt, dann im Internet statt.

Dienstag, 23. November 2010

Lochkörper

Der Förderturm versteht es, sich ins rechte Licht zu rücken. Dabei gab es gefühlt in den Bochumtagen keine Bläue am Himmel nur Gräue bis zu den Kniekehlen. Umwölkt hingegen waren wir schon, mindestens so wie die Steigerstube (in der man übrigens auch heiraten kann).
„sehr stilvoll und überaus dezent“ wurde im Informationsmaterial der Vinotegg vom Schloss Grafenegg (das ist jetzt allerdings in Niederösterreich und wieso mir das jetzt einfällt, weiß allein mein Denkapparat, vielleicht der schlichten aber doch markant anderen Wörter wegen) die dortige Kühlrinne und der Lochkörper bezeichnet. Fürwahr fürwahr und das Gut wachse auf mächtigen Lössterrassen. Schön schön.
Bochum jedenfalls war gut zu uns, ließ uns lange schlafen (in der SlammerInnen-Seniorenresidenz Kolpinghaus), ließ uns lange feiern (im Freibeuter), ließ uns gut speisen (u. a. in der Uhle: Sauerbraten, Rotkohl, Klöße) und ertränkte uns in Moritz Fiege Pils.
Schön ist's nicht hier - aber schön kann man sich's machen.

Montag, 22. November 2010

Dunkelgrau 2


Oder kuriert mich.

Lasst mich in wohlig-warmer Umgebung ausdampfen, salbt mich mit Lavendel-, Koriander- und Spekulatiusölen, braust mich, setzt mich neu auf, entrümpelt meinen Desktop, säubert meine Festplatte, zieht der negativen Energie den Stecker raus und lasst mich nicht Beute des Schwarzen Winterlochs werden.
Whirlpoolwellen klatscht mich ab, Duschschwälle habt Erbarmen mit meiner Körpermickrigkeit, Massierhände wuchtet, rundumüberholt mich aber brecht mir nicht mein verspanntes Kreuz, helft mir vielmehr, es zukunftsfroh durch die dunkle Jahreszeit zu tragen.
Man möge mich wieder aufrichten, danke!

Sonntag, 21. November 2010

Dunkelgrau

Wo bin ich? Ich bin in Herbststimmung. Die Novemberdröhnung hält an. Seit Halloween kaum mehr Sonne gesehen und zugegeben auch kaum vertragen. Nachtschicht mit Trinkdrang hat grad Vorrang.Allmorgendlich Schluckspechtkopfklopfen und Magenraumausdehnung Richtung Rachen. Ob ich ein gesundheitliches Defizit aufweise? Ja, ich bin maximal dezi-fit, bin ein Zehntel meiner Gehirn- und Muskelmasse, der Rest schwabbelt unkontrollierbar.
Komme mir eminent biervermüllt und schnapsübersäuert vor, bin eine Alkkloake, stülpe toxische Sekrete aus mir und verströme Verwesungsgestank. Bin ein starkes Riechmittel, ein glitschiger Flutschbrocken und grad mehr marodes Ekelding als Individuum. Bin ein November-Zombie, der das Licht am Ende des Wintertunnels nicht mal erahnen kann. Bin mau-mau-müde, sehne mich nach einer Sargharpfe, gießt mich in Bettbeton, weckt mich im Mai.