Sonntag, 16. November 2025

Alles hupt

Hunde laufen rum und kacken. Menschen liegen rum und schlafen. Motorräder hupen, um zu überleben. Überall spielen Männer Cricket und brechen immer mal wieder in Jubel aus. Wann und warum ist mir noch nicht klar. Es riecht nach Müllplatz aus Kindheitstagen. Das wird wohl das verbrannte Plastik sein. Dazwischen fröhliche Farbtuper. Frauen in buntesten Kleidern. Die Busse laden nicht unbedingt zum Gebrauch ein, sind aber ebenfalls Farbspektakel und gleichermaßen schmuck wie antik. Die Taxis sonnige Blechboliden mit reundlichen Rundungen im Old-Timer-Style. Das The Park Hotel hingegen eine stilistische Verirrung im Meer of cool und pseudowestern. Null funktional aber in Marmor. Loungemöbel und -musik in der Lobby aber flairlos as fuck. Die Minibar schamlos teuer. Gut, dass ich Obstler importiert hab. Das Zimmer eine Kühltruhe, auch so charmant eingerichtet. Lauter Reiche hier, das spürt man. Reiche und ich. Ich reiche - aka - bin gut genug.

Auf den Straßen ein Geschiebe, Gedränge, Gehupe. Schlangen vor Lokalen und im Hotel selbst abends auch Highlife. Ich finde Zuflucht im Moulin Rouge. Das Draftbeer (230 Rupien) ist zwar warm, aber saufen will ich ja eh nicht. Im Hard Rock Café war es mir entschieden zu laut. So alt bin ich also mittlerweile. Im Moulin Rouge gibt's drinnen gemütliches Aleinunterhalter Heimorgel-Geklimper und von draußen dröhnt die Gehsteigperformance rein, Straßenmusik wäre entschieden zu wenig hoch gegriffen, denn die PA rumpelt mächtig, um mit dem Stradtgetöse mithalten zu können. Gleich zu vermuten, dass das Bier gepanscht ist, steht mir nicht zu. An den Wänden Cancan-Tänzerinnen, Gemälde von Frauen, die ihre Röcke hoch werfen. Sonst nur zwei, drei Frauen im Raum. Plastikstühle, Steinboden, in Handys-Versunkene, Männer-Pärchen, die brav trinken, ich. Gut, um runter zu kommen. Jetlegged bin ich natürlich noch, überwältigt von allem sowieso.

Der gemeinte Park ist das Maidan Gebiet. Da wuchert es wirklich dschungelmäßig, was aber niemanden davon abhält jegeliche Art von Müll von der Straße ins Grün zu kippen. Es ist ein regelrechter Walk of trash next to the park. Auf der Park-Seite ein Müllboulevard, auf der anderen Straßenseite Streetfoodstände ohne Ende. An den stark frequentierten Kreuzungen Schrankenwärter*innen für Fußgänger*innen. Überall sehr gechillte Hunde, die vorhnehmlich eingerollt in Schlaglöchern oder anderen Kuhlen ruhen. Hab noch kein Bellen gehört. Alles hupt aber nix bellt. Angst muss man weder vor Menschen noch vor Hunden haben. Vorm Verkehr empfiehlt sich Respekt, vor der Stadt auch.