Mittwoch, 6. Mai 2015

Stacheln aus Osch im pur:pur

Ach, schön war's im pur:pur beim ersten Poetry Slam in Bischkek. 13 TeilnehmerInnen, eine Jury, die sich treu blieb und ein versöhnlicher Ausgang: Sezim aus Naryn und Slawa aus Bischkek ex aequo auf Platz zwei und die Siegerin des Abends kam aus Osch und hieß Nursat.
Das Team aus Osch erwies sich in Summe bestens gecoacht und motiviert und so geht die inoffizielle Teamwertung auch an Osch bzw.: Tattu, Bermet, Muslima, Elmira und Nursat.
Das pur:pur ist wie geschaffen für einen Poetry Slam. Schön schummrig, die Chefin hat einen ausgeprägten Hang zu Tom Waits Nummern, Schwarz-Weiß-Stumm-Filmen und ein Ohr für deutsche Texte, weil sie jahrelang in Köln lebte.
Siegerin Nursat ganz in weiß mit großer Geste
Auch der Chef der Produktionsfirma, die für die Aufnahme des historischen Events engagiert wurde, sprach fließend deutsch, weil er jahrelang in Bielefeld, Düsseldorf und Stuttgart studierte, ehe er sein Hobby in seiner Heimat zum Beruf machte. Ein paar Ex-Pats gesellten sich ebenso dazu wie GIZ-Bedienstete und DAD- und Bosch-LektorInnen. In Summe ein würdiges Publikum, eine würdige Kulisse und ein herzlicher Abend.
Nachdem Kristina das Projekt und ich die Regeln eines Poetry Slams erklärt hatte, ließen wir die Chose los gehen und zogen die Nummer eins: Slawa. Der legte einen expressiven Start mit einem Text über Angst hin und erntete gleich einmal die erste 10 des Abends und insgesamt 28 Punkte. Das sollte nur noch einmal von Sezim mit ihrem frechen Text, indem sie niest, spuckt und ausbricht aus Rollenbildern erreicht und schließlich von der Siegerin Nursat überboten werden. Nursat schrammte knapp am Höchstvoting vorbei, erhielt 29 Punkte für ihren Text über nicht zu unterschätzende Kopftuchstachelrosen.
Gespannte Blicke und erleuchtete Hüte
Blumen gab es dann für alle. Bier für alle die wollten. Ich sprach dem weißen Bären zu, bis der Zapfhahn nichts mehr her gab, was dramatischer klingt, als es war. Ich lernte deutsche Jungs kennen, die ein faires Laptoptaschenprojekt in Filz und Leder in Kirgistan realisieren und demnächst auf der Fesch-Markt in Wien auch ausstellen. Ich trank zur Feier des Tages einen Wodka und verschüttete einen weiteren und dann konnte getrost glücklich heimgegangen werden. Ein schöner Abschluss eines gelungenen Projekts. Vielen Dank Kristina Zulus!