2019 Ibiza – 2020 Ischgl. Dass Massentourismus böse ist, ist
evident. Er ist aber vor allem sehr dumm. Menschen in
Massentourismusorten lassen sich offenbar zu hirnrissigen Äußerungen
hinreißen. Man muss aber gar nicht irgendwo hin reisen, man kann
auch daheim Blödsinn verzapfen. Man kann sich auch mit einem
Interview im Landesstudio Tirol für immer und ewig blamieren. Man
muss dabei gar nicht unter Drogeneinfluss stehen, es genügt oft
schon die Machthörigkeit, die bedingungslose Untergebenheit.
Bedingungslos klingt nicht umsonst so wie besinnungslos.
Besinnungslosigkeit fällt Menschen im Massentourismus sehr leicht.
Den Zustand der Besinnungslosigkeit herzustellen, ist eines der
Hauptziele im Massentourismus á la Ischgl und Ibiza.
Besinnungslosigkeit und drumrum schöne Landschaft. Zwar immer mehr
versiegelte Landschaft, zu betonierte, zu asphaltierte,
vershoppingcenterte Landschaft. Aber im Grunde – haha – im Grunde
sind die Gründe, ist die Gegend schön, ist das Grüne schön im
Sommer, ist das Weiße schön im Winter, sind das Grüne und das
Weiße Grund genug für einen Tirol-Urlaub. Das Rote und das Klare,
also der Glühwein und der Schnaps, also das Blausein ist aber
wichtiger und berauscht sind nicht nur die Gäste, berauscht sind
auch die Touristiker. Die sind im Geldrausch. Die können auch gut
schlucken. Sind Gierschlünde erster Güte und so ein Geldrausch
macht zwar nicht betrunken, aber um so mehr besinnungslos,
bedenkenlos und verantwortungslos. Er macht aber zudem mächtig.
Macht in der Hand von besinnungslosen, bedenkenlosen und
verantwortungslosen Menschen im Geldrausch, mit einem Harnisch aus
Präpotenz und Provinzialität, einem Granitschädel und einem gut
gewachselten Selbstbewusstsein führt zu Ischgl 2020. Ob es
Rücktritte geben wird? Schwer vorstellbar. Denn an der Tiroler
Vorstellbar ist Vernunft selten zu Gast. In der Tiroler Vorstellbar
hat immer noch ein Massentourismuskonzept der 1970er Jahre das Sagen.
Transparent ist dort nur der Obstler. Aufklärung ist dort ein
Sex-Gags-Automat am Männerklo. Und die Universalstrategie lautet:
Augen zu und durch. Möge ein Untersuchungsausschuss Augen öffnen.
Mögen Recherchen von europäischen Zeitungen mit den Fingern in den
schwärenden Wunden pulen.
Dienstag, 24. März 2020
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