Sonntag, 24. Januar 2010

Roche for Public Eye Award 2010

Der Pharmakonzern Roche ist für die Auszeichnung „übelstes Unternehmen des Jahres“ nominiert. Und da ich schon mal in Roche-Stadt-Basel sitze, interessiert mich das natürlich. Seit 2005 gibt es die Public Eye Awards, die von den Gewinnern höchst selten entgegen genommen werden (vergleich dazu die Big Brother Awards in Ö. http://www.bigbrotherawards.at).

China ist nach den USA der zweitgrößte Markt weltweit für Organtransplantationen. Roche profitiert davon, indem der Konzern das Medikament Cellcept vertreibt, das Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen unterdrücken soll. Cellcept wird mittlerweile sogar in China selbst hergestellt. Ende 2005 eröffnete Roche in Shanghai eine eigene Produktionsstätte mit 1300 Mitarbeitern.

„Es sei höchst wahrscheinlich, dass in die Roche-Studien auch Patienten einbezogen würden, die Organe hingerichteter Gefangener transplantiert bekommen haben, begründet Public Eye die Nominierung von Roche."
schreibt Martina Keller in der ZEIT (Nr. 4/10) und weiter:
„In keinem Land der Welt werden Verurteilte häufiger hingerichtet als in China. Die Todesstrafe kann für 68 Delikte ausgesprochen werden. Amnesty kommt für das Jahr 2008 auf mindestens 1718 Exekutionen, wobei die Dunkelziffer erheblich höher sein dürfte. Und jedem Toten können mehrere Organe entnommen werden. (…) Der Organbedarf könnte die zahl der Hinrichtungen befördern. (…) Für die chinesischen Kliniken ist das eine gute Möglichkeit, den eigenen Etat aufzubessern.“

Jetzt noch voten. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, den 27. Jänner 2010 in Davos statt. http://www.publiceye.ch

Die vergebliche Heimkehr 2

Manès Sperber: Wien eine Träne im Ozean 9 (Seite 559-645)

Relly thematisiert die Rolle der Frauen. Dojno versucht zu trösten. „Laß, noch einige Trostesworte aus deinem Munde, und ich müßte mich aus dem Fenster stürzen.“ (S. 561) Irgendwie gelingt es Dojno aber doch eine Gaby für sich zu gewinnen. Josmar und Thea haben sich ohnehin endgültig gefunden und Hitler erhebt derweil Anspruch auf das Sudentengebiet. Der Krieg scheint unvermeidlich, Auswandern für Dojno daher unverantwortlich.

Gaby hat es nicht leicht mit Dojno:

„Komisches Wesen, ein Mann! Vor einigen Minuten noch war der Körper einer Frau für ihn alles, er war blind und taub für die Welt – jetzt liest er über die Schuhe im Mittelalter oder die Arbeiterbewegung nach Hitlers Niederlage. Wenn ich jetzt 'Hilfe' schrie, er würde mich erst nach dem fünften Male hören. Komisch, so ein Mann, sehr komisch!“ (S. 592)

Man erfährt von Stalins Gräueltaten, kann aber keinen Zweifrontenkrieg führen. Hitler bleibt der Hauptfeind, ihn gilt es zuerst zu besiegen und da gilt Russland trotz allem als sicherster Verbündeter. Frankreich interniert alle Deutschen und Österreicher, Stetten widersetzt sich: „Er lehnt es ab, Komplize einer Aktion zu werden, die seine Einsicht beleidigt.“ (S. 613) Stetten erleidet einen Herzanfall, versucht aber trotzdem Albert (der wieder mal Verschwörungsopfer ist) zur Flucht über die Grenze zu verhelfen und stirbt dabei selbst.
Dojno zieht frewillig in den Krieg.

Kleine Flucht und großes Vorhaben: „Suchen wir in diesem alten Armagnac Trost für die Dummheit der Zeitgenossen. Im nächsten Leben werden wir uns mehr mit Ästhetik abgeben.“ (S. 573)
Patentes Rezept: „Um glücklich zu sein, genügte ihm, sich an seine unglückliche Kindheit in einem lothringischen Dorf zu erinnern.“ (S. 636)
Aufopferung des Tages: „Nein, dir, Dojno, kann man wirklich nicht nachsagen, du hättest dich geändert. Ich erde vielleicht einmal aufhören, dich zu lieben, aber noch in der Sterbestunde werde ich mich bereithalten, dir mal schnell einen Kaffee zu brühen.“ (S. 561)

Weisheit des Tages: „Wenn man jung ist, kann man sich in Taten ausdrücken. In meinem Alter kommt es nicht mehr auf die Tat an, sondern auf die Haltung.“ (S. 617)
Weisheit 2: „Recht haben ist wichtig, aber nicht alleine sein ist viel wichtiger.“ (s. 641)

Stetten frevelt: Psychoanalyse ist die Brille der Blinden! (S. 625)
Beziehungstipp: „Man soll eine Frau nicht länger warten lassen, als sie braucht, sich die Hälfte der Vorwürfe auszudenken, die sie dem Geliebten an den Kopf zu werfen hat.“ (S. 574)

Zu klärende Fremdwörter, Floskeln:
Okarina: Blasinstrument, Gefäß-, Schnabelflöte mit 10-12 Löchern
captatio benevolentiae
: Elaborierte Form des Um-Ruhe-Bittens, „erheischen des Wohlwollens“ zB vor einer Rede, Theaterstück, etc.
nihil humani mihi alienum
: Nichts Menschliches ist mir fremd