Samstag, 25. Juli 2020

Prater Poetry Slam

Und von der Niederösterreich-Kultur-Initiative zurück zu Wien dreht auf. Das Textstrom-Poetry-Slam-Team auf der Kaiserwiese im Prater.
Ein gut gelauntes, regenresistentes Publikum. Ein entspanntes Wien-dreht-auf-Team und Poetinnen und Poeten mit sichtlichem Auftrittshunger.
Was für eine Kulisse.
Drei Tage hintereinander die coolsten Locations.
Poetry has Wings und findet die schönsten Landeplätze.
Aber das Riesenrad kann dann doch was. Kann einen nach wie vor beeindrucken.

Hier warten Lena Johanna Hödl, Barbara Lehner und Simon Tomaz auf den nächsten Auftritt. Mike Hornyk oder Fanny Famos stehen vor oder auf der Bühne und Mieze Medusa ist best MC in Town. Ein wunderschöner Abend, der im Zweistern verlängert wurde.

Slammeilenstein in Traismauer

2. Winzer Slam mit Weinbegleitung. Die WeinArtZone am Hauptplatz 1 ist die beste Adresse und der Schlossinnenhof wie geschaffen für Poetry & Wine.
Eine inspirierende Umgebung. Eine Stadtführung, die uns tief in die römische Geschichte des Ortes einführte und von den Römern direkt zum Krippenspiel Traismauer sprang. Ein Hausherr der nicht der Chef des Hauses aber ein guter Gesprächspartner auf der Bühne war: Rudi.
Die Winzerin mit der Hollywood-Schaukel und dem coolen Spruch: Sophie.
Der Winzer mit der Weinbergschmecken-Idee: Hans.
Der Platzregen konnte uns nur kurz irritieren, gaben wir uns allen den Weinen und den Texten hin.
Die Sprühfee (in Corona-Zeiten müssen die Mikros nach jedem Gebrauch desinfiziert werden) Mieze Medusa ließ sich hinreißen, 9 Flaschen Wein zu kaufen.  
Barbara Lehner adelte das Weinviertel mit einer angenehmen Dosis Gifterl. Anika Pippi Lotta hatte - weil's wurscht is - Bratlfettschweiß auf der Stirn. Fanny Famos hielt den Dialekt hoch und ging mit uns allen Bergsteigen.

Ach ja, zum Fotosmachen hatte ich keine Zeit. Geschrieben aber hab ich viel. Ein perfekter Tag also.

Wir sind der Meinung, das ist Spitz

1. Winzer Slam mit Weinbegleitung.
Elodie meinte, diese Veranstaltungsreihe hätte bereits Tradition. Denn ja, nichts scheint natürlicher, als sich Texte vortragen zu lassen und dazu Wein zu trinken. Vielleicht war das der Beginn einer Tradition.

Die Weine vom Winzer Gritsch jedenfalls zischten fein rein. Die Wolken bauschten sich mächtig auf. Die Donau tat, was sie am besten kann, fließen und glänzen.
Die Promenade war uns Bühne.
Die Poetinnen Lena, Sue und Elodie legten sich frohgemut ins Zeug. Das Publikum gab sich rundum rauschbereit und Mieze Medusa führte souverän durch den lauen Abend der mit Marillenpalatschinken für alle enden sollte und unbedingt wiederholt gehört.

Sonntag, 19. Juli 2020

Vom Ellbogenlöffler über das wangerianische Fischgulasch zum Ottakringer Dudler

Und von Ottakring in die Seestadt. Vom Nietzsche- zum Hannah-Arendt-Platz. Eine andere Welt dieses Aspern. So ruhig, so autobefreit, so noch leblos. Grätzel ist das noch keines, aber die Stadt hat wohl Potenzial. Huch, ich habe Potenzial geschrieben. Nun ja. Auch wieder ein einzigartiger Abend. vor allem die Zusammenstellung. Zuerst lesen David & Jack aus ihrem Roman Oaris, thematisieren die Allseitigkeit des Schalls, Mmm-en gemeinsam, sagen Kerzendocht, murmeln im Duett, etwas nickt, etwas stellt Textfallen und eine Frage bleibt: Bin ich der Wirbel selbst oder bloß die Haare?

Da passte dann der Test-Test, das vogelkundliche Quiz, bei dem Durchfallen das Ziel war, perfekt drauf. Quasi wider die Logik der Leistungsgesellschaft. Wir alle fielen durch, auch Obfrau Judith Nika Pfeifer und die Vogel-Expertin und Trainerin Ann Cotten hatte ihr Werk zur Zufriedenheit aller erledigt. Viele neue Mitglieder im Vogelbeobachtungsverein für die Ornithologieunbeleckten. So soll es sein und Pause.

Danach wurde gedudelt, gewienert, geraunzt und geschmäht. Wienlied und Wiener Gschichtln. Ich schunkelte und fühlt mich ganz daheim in Ottakring in Aspern.
Alles gut.

Ganz schön gejammert?

Nein, hat dann eh nicht geregnet. Das hat es den ganzen Tag über. Der Nietzscheplatz ist direkt beim Kongresspark und dem Sandleitenhof. Da geht die Sonne von selbst auf. Und schon auch eine spezielle Ecke von Ottakring. Ich mag dieses Festival. Man lernt die Stadt auf eigene Art und Weise kennen.
Das Publikum muss erst noch lernen, dass da täglich was Tolles stattfindet. Aber es war nicht gar nicht da und mit dem Vorhandenen wurde gearbeitet. Das ergab ganz natürlich ein Programm für ganz jung bis ganz schön fortgeschrittten. Ich liebe Herausforderungen. Vielen Dank allen, die beigetragen haben, die da waren. Bitte wieder kommen. Juhui!

Samstag, 18. Juli 2020

Wiener Grippe am Naschmarkt

Der Name der Wiener Grippe war schon vor Corona da. Jedenfalls sind die Autorinnen der Wiener Grippe / KW77 wohl die viralste Autorinnengruppe Österreichs. Alle nicht nur literarisch tätig sondern auch im Theater, in der Bildenden Kunst, in der Musik, im Cartoon-, Kabarett- und Lesebühnen-Bereich. Alle auch politisch aktiv und so ist die Wiener Grippe / KW77 auf jeden Fall einzigartig, wertvoll und speziell. Sechs Autorinnen waren angesagt, Barbi Markovic musste leider krankheitsbedingt absagen. Es traten an und lasen jeweils zweimal: Mercedes Kornberger, Maria Muhar, Puneh Ansari, Lydia Haider und Stefanie Sargnagel.
Das Programm reichte vom tierischen Auftrags-Sex-Text bis zu einer Flip-Flop-Tirade, von der Kleinkunst-Analyse bis zum Hass-Text, von Statusmeldungen bis zu Alltagskommentaren. Alles gewitzt, pointiert und mit Haltung. Der Regen hatte soviel Anstand vor allem in der Pause in Erscheinung zu treten und das zweite Set wurde vervollständigt durch die Sound-Performance von KMT (Katharina Maria Trenk). Sie brachte die Basswürfel zum Wummern, lotete das Lautstärkenlimit von 65db freundlich aus und wünschte sich innig-eindringlich einen Kaffee, kam schlussendlich aber zum Resümee: Des zoit sie ned aus. Von wegen! Dieser "Wien dreht auf"-Abend hat sich mehr als ausgezahlt. Vielen Dank!

Montag, 13. Juli 2020

Wider die Schwerkraft

Der Naschmarkt am Sonntag ist verhältnismäßig ruhig. Die Wienzeile am Sonntag ist verhältnismäßig laut. Der offizielle Publikumsbereich der Bühne am Naschmarkt ist verhältnismäßig klein, der inoffizielle Publikumsbereich ist sehr gut ausbaubar. Das heißt: Es gibt mehr Zaunguckerinnen und Zaungucker, als Am-Tisch-mit-Sessel-Sitzerinnen und -Sitzer.  
Didi Sommer saß auch am Tisch und aß und trank und erzählte aus einer vergangenen Zeit aus dem wilden Mühlviertel.
Das Publikum musste auch nicht darben, denn Emanuel machte den flinken Getränkeboten. Lust auf Apfelstrudel machte die Performance des ersten Acts: Hommage an Konrad Bayer mit Johanna Orsini-Rosenberg, Mraie Orsini-Rosenberg, Emily Stewart und Paul Skrepek. Vielleicht schaut sich wer aufgrund dieses Programmpunkts ein paar Bayer-Sachen an. Der Moderator hat's getan und genossen.

Sonntag, 12. Juli 2020

Kein Regentanz - keine Wortfestspiele

Und von einem städtebaulichen Highlight zum nächsten, von Döbling nach Liesing, von Heiligenstadt in die Satellitenstadt, vom Karl-Marx-Hof auf die Zirkuswiese, von Karl Ehns (1930) zu Harry Glücks (1976) Meisterwerk, von 36 Grad im Schatten zu 100 Prozent Regenwahrscheinlichkeit und 20 Grad weniger. Das Regenradar macht uns keine falschen Hoffnungen. Da wird heut nichts zu machen sein. Da wird heut kein Mensch freiwillig kommen. Da muss man sich nicht gegenseitig Texte vorlesen.
Da kann man auch einfach Wetterschicht machen. Fabian Navarro und Mieze Medusa checken die Wettervorhersagen, Yasmin Hafedh überzeugt sich direkt, Markus Köhle dokumentiert und alle fahren gemeinsam mit der U6 wieder heim. War ein schöner Sommerregenspaziergang.

Marx und Kalksburg

Und von der U1-Endstation Oberlaa zur U4-Endstation Heiligenstadt; von der Therme in den Gemeindebau; vom Kurpark in den 12. Februar Park. Es gibt Baumschatten und einen Billa gegenüber. Es gibt Menschen mit Kühltaschen und erstaunlicher Auswahl an Getränken. Es wird aus Marmeladegläsern Campari getütert, es werden die Musiker auf der Bühne mit kühlen Getränken versorgt, die nicht Wasser sind. Das Trio Albtrieb Trio bedankt sich dafür mit CDs. Die Pause zwischen den Konzerten vergeht schnell. Kollegium Kalksburg spielt "Auf Bewährung" und lässt Kamm, Kontragitarre und Akkordeon klingen. Das Wienerlied erfährt erfreuliche Auffrischung. So schön kann Sudern sein. Ein perfekter Platz, eine sehr angenehme Größe, eine Bühne, die Laufpublikum anzieht. Mal schauen, wie lange es die Anrainer gut finden. Ich fand's leiwand.

Slam dreht auf in Oberlaa

Andere mögen thermieren, wir slamisieren.
Andere mögen in der Kurkonditorei schlemmen, wir slammen auf der großen Bühne im Kurpark.
Andere mögen auf der Donauinsel bei der anderen großen Bühne und Lylit sein, wir sind beim Textstrom-Poetry-Slam-Special mit Mieze Medusa als Gastgeberin und den großartigen Poet_innen: Sara-Anna Fernbach, Anna Hader, Elif Duygu, Janea Hansen, Henrik Szanto und Andreas Plammer.
Schon die Anreise ist ein Abenteuer, selten über den Reumanplatz hinaus gekommen.
Es ist der erste Tag, es ist alles noch im Testmodus, aber es ist auch schon alles höchst professionell und vor allem coronaauflagensicher. Es ist Platz für alle, es ist sogar so viel Platz, dass man problemlos jubeln kann, denn so viele Aerosole kann man gar nicht aufwirbeln (hoffen wir).  Sonja ist das erste Publikum (DANKE!)
Es gibt eigene Parzellen-Zuweiser_innen, eigene Liegestuhlaufsteller_innen, es gibt eine Gastro mit großer Käseaffinität: Käsekrainer, Käsespätzle, Käsleberkäs; es gibt aber auch Getränke aller Art und viele durstige Gelsen, die beeindruckende Dippel auf Unterschenkeln zu hinterlassen im Stande sind.
Aber Poesie ist heilsamer als Fenistil, das heißt, während des Textstroms juckt nichts, das Jucken ist nachhaltiger und erinnert noch tagelang an diesen Poetry Slam im Rahmen von Wien dreht auf, dem Eröffnungtag vom Wiener Kultursommer 2020 am Donnerstag, den 9. Juli 2020.

Montag, 6. Juli 2020

Dirty Harry 2020 an Martin Peichl

Die Überraschung ist geglückt, alle haben dicht gehalten. Der diesjährige Dirty-Harry-Preis (gestiftet von Christian Prieler) ging an den bösesten Text der Ausgabe "Status Quo. Das Böse ist immer und überall" (DUM #93) und den lieferte mit "Schalko und Pichler, Staffel 1" - einem Krimi-Serien-Skript-Substrat - Martin Peichl (Passenderweise ließ er bei der Preisübergabe seine Augen richtig schön diabolisch funkeln. Danke fürs Foto Mieze Medusa!).
Coronabedingt wurden am Sontag, den 28. Juni 2020 ja gleich die Nummern 93 und 94 präsentiert. Deshalb musste besonders lange Stillschweigen herrschen. Denn wir luden Martin nur zum Lesen, von einem Preis war nicht die Rede, schon gar nicht von bösen aber höchst erfreulichen 666 €. Dass der Mäzen an diesem Tag überdies seinen 60sten Geburtstag feierte, ist ein schönes Detail.
Gefeiert hatte er am Vorabend, wir feierten weiter und stellvertretende für das DUM-Team bedanke ich mich an dieser Stelle bei Christian Prieler für die einfache Zusammenarbeit und das großzügige Preisgeld. Gerne wieder:)