Montag, 22. Dezember 2014

It's a long, long way to Tamsweg

In der Unterführung in Unzmarkt
kommen wohlige Gefühle auf
Hab grad keine Sorgen und nichts zu Klagen.
Hab grad Feiertagsvorfreude und nichts zu tun.
Hab grad Lust auf Nichts-zu-tun und Nichts-versäumt.
Hab grad celsiusgradbedingte Frühlingsgefühle und Wintersehnsucht.
Hab grad keine Wortaufläufe und nichts zu - doch:
alles glühweint, es liederlicht ein Chor und es christbäumt sich nichts auf. Alles verquatscht, verkitscht, verbratäpfelt.
Alles verzuckergusst und verkarpft, verkekst und verzeletet. Alles verweihnachtlicht umnachtet.
Ach, alles halb so schlimm.
Hab grad keine Sorgen und nichts zu sagen, auch trockene Lippen und rote Augen.
Aber rot geht ja immer um diese Zeit.
Zeit aufzuhören.
Ab in den Jahreswechselurlaub.
Juhui!

Montag, 8. Dezember 2014

Über Schneelanzen und Zwickerbussis

Während andere Nüsse knacken, sich von Krampussen verdreschen lassen oder einfach James Bond schauen, fahren wir Zug, um dann Gondel fahren zu können und auf über 1600 Höhenmeter den Vollmond nicht zu sehen aber vor geladenen Gästen in zwei Blöcken Wortlawinen loszutreten. Davor gab es Griesnockerlsuppe und Wildlachs auf Blattspinatbett mit Risottotuchent und Gemüsekissen, danach dann Polsterzipfel odre süßes Mousse und Kuchenkanten aller Art. Wir wissen nun, dass Mexico City höher liegt als die Mutterer Alm, dass der Auerhahn LiftbetreiberInnen schlaflose Nächte bereitet, die Mehlpriemel nicht minder, wir wissen auch, was ein Pistenbock ist und dass dieser eine Rodel-Reveolution darstellt, glauben wir gerne, wie die Aufstieghilfe funktioniert, die Ziesel genannt wird, aber nichts mit dem aufständischen Nagetier zu tun hat, bleibt uns jedoch weiterhin schleierhaft, so schleierhaft, wie das Wetter ist. Dass im Gefecht um die weiße Pracht jetzt aus Lanzen geschossen wird und Kanonen Schnee von gestern sind, haben wir ebenso mit eigenen Augen gesehen wie müde Fliegen und verhaltenoriginelle KellnerInnen. Dass angeschickerte, ältere Damen einen Text mit der Verabreichung eines original Salzburger Zwickerbussis quittieren, ist mir bis dato noch nie untergekommen, war aber verschmerzbar und machte sowohl die Zwickerbussi Verteilerin als auch den gelassenen Empfänger sympathsich. In Summe ein eindrücklicher Abend mit interessanten touristischen Einblicken und einem Zimmer mit Badewannenblick auf Innsbruck im Hotel Seppl.

Freitag, 28. November 2014

Katertag

Jetzt sickert der Kopfschmerz in den Nacken und macht mir den Kopf schwer. Eindeutig eine Alterserscheinung, diese Kopflastigkeitsprobleme. Dann noch eine Nebelwatsche und die Novemberdepression ist perfekt. Qualloses Drauflosschreiben gilt es zu erreichen: ungeniert, ungehemmt und unumwunden. Man schreibt sich ab. Man schreibt sich immer an etwas ab. Die Abschreibung muss Einlass iin die Bilanz finden, die Bilanz ein Buch werden, dann ist alles gut. Dann könnte alles gut werden, sofern man sich gut abgeschrieben hat, nachvollziehbar, authentisch, sympathisch. Man muss Lust auf die jeweilige Abschreibung kriegen und um diesen Lustkrieg zu gewinnen, ist jedes stilistische Mittel recht. Ein Wortschuss vor dem Bug reicht nicht aus. Die Sätze müssen schon einschlagen und aufgehen. Aufgehen aber auch zupacken. Das ist ja ein regelrechter Präfix-Auflauf, ein Präfix-Foxtrott, eine Präfixerei. Das gehört dazu. Was noch? Was gehört noch zu einer erfolgreichen Abschreibung? Erstmal ein abschreibbares Leben und dann natürlich Glück. Ohne Glück klappt nichts. Die Glücksklappe ist ein begehrtes Tool aber leider in keinem Toolshop erhältlich. Glücksklappen sind rar. Man kann durchaus von Glücksklappenknappheit sprechen. Man kann auch übersprechen. Man kann alles übersprechen und unter Unterredung hat man sich etwas Offizielles vorzustellen. Eine Lebensabschreibungsunterredung kann sowohl ein Gespräch mit einem Verlag als auch mit einem Notar sein. In ersterem wird das eigene Buch, in zweiterem das eigene Testament verhandelt. Für Testamente finden sich leichter Abnehmer als für Bücher. Es sei denn, sie sind Krimis. Testamente können auch Krimis sein oder zumindest guter Stoff dafür. Guter Stoff ist ein generelles Betriebsmittel, Betriebsmittelmäßigkeit leider eine landläufige Plage. Landläufig und stadthäufig und österreichweit und breit. Der Tod einer Abschreibung ist der Durchschnitt. Der Durchschnitter ist gefürchtet. Durchschnittsware gibt’s zum Schweinefüttern und Durchschnittsware ist auch zu nichts anderem zu gebrauchen.

Mittwoch, 19. November 2014

Pinocchio ist in uns!


Markus Köhle: Die wahre Lüge oder Pinocchio ist in uns from Markus Köhle on Vimeo.
Ach, war das ein schöner Ausflug. Mittersill - Matrei - Virgen - Mötz - Messehalle Innsbruck Tirolissimo Gala 2014. Eine bewegte Woche. Jeden Tag aufs Neue Herausforderungen Sonderzahl - schön!
Bei der Tirolissimo Gala war ich Keynote-Speaker. 800 Menschen lauschten und ich ließ sie für mich LÜGE sprechen. Hat Spaß gemacht, ist ein schönes Video (copyright: tirolissimo 2014) geworden.
Seht selbst.

Sonntag, 16. November 2014

Becherei in Bayreuth


Nicht der Becher-Brausaal sondern der berühmte Bayreuther Bretterbrunnen
 Das Literaturcafé in Bayreuth feiert 10 Jahre Jubiläum und hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Großstadtpoesie in Bayreuth in der Brauerei Becher. Toll! Volker Strübing und Micha Ebeling aus Berlin eröffneten vor zwei Wochen, Hazel Brugger und Phibi Reichling aus Zürich folgen in zwei Wochen und Mieze Medusa und Markus Köhle vertraten Wien. Schön war's! Vielen Dank! Genächtigt haben wir im Marmeladenhotel Goldener Löwe - klein, verwinkelt, supersüß. Gebechert haben wir (in Maßen) im Bechersaal der Brauerei und flaniert sind wir dann tags drauf. Die Sonne schien uns gnädig, Kaffeeoasen ließen sich auch finden, geshoppt haben wir nicht aber gegessen und zwar in angenehm kleinen Wirtschaften die "Bei Inge", "Bei Gabi" und so hießen und mächtige Häufen auf Teller türmten und uns schaufeln und staunen machten. Dass Bayreuth nur 70.000 Einwohner hat, überraschte. Dass viele in den Becher-Brausaal kamen, freute. Dass es hier mehr Brauereien als Kaffeehäuser gibt, ist eine Herausforderung. Dass der Stabreim - aufgrund von Wagnertexten - sich in Bayreuth großer Beliebtheit erfreut, kam mir sehr entgegen. Dass hierorts beim Betreten diverser Gasträume die Runde gemacht und zur Begrüßung auf die Tische geklopft wird, fanden wir Wiener ähnlich lustig, wie die Bayreuther unseren Konjunktivgebrauch. Ach, Reisen bildet. Vielen Dank für zwei angenehme Tage. Auf ein Wiedersehen!

Mittwoch, 24. September 2014

He-Ho-Herbst-Holladrio

Unverschämt eigentlich.
Diese Kulisse.
Aus fototechnischen Gründen ein paar Wolkenreststreifen, dahinter ein sattes swimmingpoolblau, das den ganzen Himmel füllt.
Hab die Sonnenbrille natürlich in Wien vergessen.
Denkt man ja nicht daran, wenn man bei Regen und Tristess losfährt.
Aber hier, ein fröhliches He-Ho-Herbst-Holladrio.
Da muss ich natürlich raus und rauf und kann hier nicht länger rumtippen.
Irgendeine Alm wird mir schon Knödel, Sonne und Bier geben. Mehr brauch ich ja gar nicht.

Freitag, 12. September 2014

Biberfieberkopf im Topf

Nein, auf einen Gedanken kann ich mich nicht konzentrieren, mich durchstromen zig Gedanken auf einmal und auf einmal bin ich schon wieder ganz wo anders. Anders hieß der, Thomas Anders und sein Bruder hieß brother loui, loui, loui – ui, ui, ui: Liedgut ist ein positiver Begriff: Leergut hingegen ist sich uneinig. Was soll gut daran sein, dass die Flasche leer ist. Flasche leer ist längst ein geflügeltes Wort. Wort und Totschlag – Schlag und Sahne – Sahne und Kuchen – Schnaps und Fahne – Fahnen sie fort – Kuchen sie früh! Frühkuchen bringt allen was. Was? Ist nicht die Frage. Die Frage ist immer eine andere. Andere hatten wir schon mal. Nein, anders. Stimmt. Wer bist denn du? Du bist ich. Ich bin du? Du verwirrt? Verwirrt und zugenäht und fix und foxi fertig. Fertigkeiten sind mir lieber. Lieber als? Lieber als Baum bin ich Biber. Lieber als Hals Bin ich Kopf. Lieber als Pest hab ich Fieber. Lieber als Torf bin ich Topf. Das heißt am liebsten wärst du ein Biberfieberkopf im Topf? Das kann man so nicht sagen. Sagen kann man alles. Alles und nichts. Nichts, was noch nicht gesagt worden wäre, wäre wohl keinen Gedanken wert. Nicht? Nein. Wau.

Donnerstag, 11. September 2014

Kein Stimmungsaufheller

Bald ist wieder Wintermantelzeit - Juhui!
Mach doch mal was Negatives.
Mach doch mal in Moll, ist ja schließlich Herbst:
Titel: Trübsal und Salbei.

Mein Dulddocht glimmt
Die Lage stimmt
mich bedenklich
nein, ich bin nicht kleinlich, denk ich
Ich bin wach
Ach, schlief ich doch tief
Ach, rief ich doch die Zweifelgeister nicht andauernd an
Ach, blieb ich doch viel näher noch am Denkvermögen dran
Ach, hätt' ich doch, ach, würd ich doch, ach, machte ich vielleicht
Ach, schrüb ich doch mal einen Text, der tief und nicht so seicht
Ach, schiss ich doch auf Metrum, Rhythmus, Versmaß und Gleichklang
Ach, schrüb ich doch mal keinen Text der fünf Minuten lang
Lang, lang, lang, lang, lang, lang – unverlangt
Ach, hätt' ich doch, ach, würd ich doch, ach, machte ich vielleicht
Ach, hätt' ich, hätt' ich, hätt' ich, hätt' ich, hätt' ich, doch im Bett dich
Im Bett dich mit mir
Wired
Wird schon werden
Wer nicht tot ist, wird sterben

Dienstag, 2. September 2014

Die Invasion der Unterordner – vom Regulativ zum Chaossuperlativ

Als mir neulich mein Bildschirmschoner ein Foto eines mir besonders verhassten Menschen zeigte, beschloss ich, nicht nur meinen Desktop, sondern auch meine Festplatte aufzuräumen.

Was für ein Fehlentschluss, was für ein Schuss ins Knie, was für ein Kniefall vor dem vergeblichen Versuch, Ordnung ins Leben zu bringen. 

Chaos bedeutet im Altgriechischen nicht zu Unrecht Abgrund. Ich gebe mich geschlagen, gebe auf und kapituliere vor der Invasion der Unterordner. Diese Ordner ordnen nichts mehr. Diese Ordner sind der Chaossuperlativ und dieses Foto ist mir dabei auch untergekommen (gesehen in Braunau). 

Ausgeschlachtete Telefonzellen müssen sich ja wirklich einsam fühlen. Vielleicht ist diese Postkastenschutzhütte eine Lösung.

Samstag, 12. Juli 2014

Wie wir euch sehen

Durfte neulich bei der Ausstellung "Wie wir euch sehen" von Jay Finger, Gerlinde Gröllinger, Margit König, Renee Sillam und Ute Walter einen Wortbeitrag abliefern. Die Ausstellung läuft noch bis 25. Juli in der Quellenstraße 149, im 10. Bezirk. Vorher aber - an einem Freitagmorgen im Jänner - saß ich Modell und wurde porträtiert. Ich kannte niemanden und nützte die Gelegenheit, während ich gemalt wurde, über die Malerinnen zu schreiben. Es entstand folgender Text:

Mahlzeit zum Quadrat

Ute mit Hut trägt eine beängstigende Plastikschürze.
An malen habe ich dabei nicht gedacht – eher an schlachten.
Gerlinde vollführt ein graziles Pinselflorett, die Linke elegant am Rücken.
Margit redet viel und hat mir den Weg gewiesen.
Jay lugt immer wieder hinter der Staffelei hervor und mag meine Socken.
René mag meinen Mund. Mein Mund wird die Schinkenfleckerl mögen.
Vier von fünf tragen Schürzen.
Die Malschürze scheint den Malerinnen das zu sein, was mir der Morgenmantel ist.
Eine Malschürze verrät natürlich viel über einen. Eine Malschürze ist aussagekräftiger als ein gut gewartetes Facebook-Profil. Mit der Malschürze schlüpft man in eine andere Welt.
Mit dem Überstreifen der Malschürze legt man den Alltag ab beziehungsweise deckt ihn zu, um in die eigene Welt einzutauchen.
Mit dem Überziehen des Morgenmantels decke ich die Nacht zu und schlüpfe in den Tag.
Die Malschürze ist ein Ticket in die Innenwelt – losfahren muss man dann aber schon noch.
Um Fahrt aufzunehmen, muss Farbe aufgetragen werden.
Mit dem ersten Stricht beginnt die Reise ins Irgendwo.
Eine Malschürze kann verräterisch und aufschlussreich sein.
Eine Malschürze ist wohl auch so etwas wie eine Kuscheldecke.
Sobald sich die Malschürze an einen schmiegt, schmiert man ab, will heißen driftet man ab und taucht ein in die persönliche Welt, die es dann nur noch um- und aufs Blatt zu setzen gilt.
Mit dem Schreiben ist das ja ähnlich. Gut, ich kann schon auch ohne Morgenmantel – im Sommer. Aber vielleicht sollte ich mir auch eine Schreibschürze zulegen.
Vielleicht lässt sich die Muße mit einer Schreibschürze locken.
Vielleicht schaut sie dann öfter vorbei. Einen Versuch ist es wert.
Ab morgen werde ich mich wortlos in den Schreibschurz stürzen, auf dass der Schreibsteilflug beginnen möge und Schnitt und ab in die Gegenwart:
Aus der Küche die ersten Gerüche
Langsam krieg ich Schinkenfleckerlodeur induzierten Speichelfluss
und Schwierigkeiten beim Stillsitzen macht nur der überschlagene Fuß
Aus dem Gang Türglockenklang
Wer klopfet an?
Die Vicky – na dann – Klappe und Mahlzeit die zweite!

Geburtstagspartyhopping

Eben noch Marmorbüsten, Familienbilder in Öl, Geigengeburtstagsständchen und Sektgeflöte – jetzt Rauchschwaden, Offensivgelalle und Rauschpalaver. Einen größeren Schritt von einer zur anderen Schicht kann man in Innsbruck in kurzer Zeit wohl gar nicht machen. Vom Saggen-Villa-Salon-Fest ins Conte dem Bahnhofsbeislklassiker bei der Raiffeisenpassage und jetzt warten auf den Nachtzug. „As beers go bye“ und den Abend Revue passieren lassen. Das Geburtstagskind läutete ein, der Postbote orgelte im Hintergrund, das Buffet war eröffnet und ich in Bereitschaft. Zeit, das Publikum zu studieren. Mein's war's nicht, soviel war bald klar. Die Jubilarin 70, die Freunde zum Teil älter.
Aber Vorurteile sind dazu da, widerlegt zu werden. Irgendwann hatte ich sie geknackt und die Skepsis in den Gesichtern wich, vereinzelt leuchteten sogar Augen und blinzelten Goldzähne. Die Party-Roben glitzerten, die Perlen waren echt und jeder hatte mehr Rolex am Arm als Promille im Blut. So auch sie, die mich in die Ecke drängte, aufs Sofa nagelte und löcherte. Schulter-, Unterarm-, Handgetätschel, zufälliges Fuß-Bein-Gestreife und beim Reden viel zu nah dran. „Der Ekel“ hätten sie gerade im Literaturzirkel gelesen und Werfel möge sie der Sprache wegen und reden und tatschen und blond und zu dünn und Bling-bling-glitter-flitter-Hose und diamantbesetzte Goldrolex und doppelte Pelenkette und Schuhe im Wert meines Monatseinkommens. Auch ein Geruch schlug durch. Nicht Schweiß – ich schwitzte. Sie roch eher kultiviert abgestanden sektrauschig, übergriffig und gesprächig. Das war der Odem der wohlstandsgesättigten Langweile.
Ich ergriff die Flucht und im Conte hatte auch wer Geburtstag und schmiss eine Lokalrunde Jägermeister. Augenringe wie Dampferschwimmreifen nur in ganz rot und ohne Streifen – 32 Jahre – Respekt! Kein Spott, kein Hohn? Ein bisschen, aber mittlerweile mehr Rausch und insofern nicht mehr heikel. Der Zug konnte kommen und kam auch.

Montag, 19. Mai 2014

Mutter Heimat ruft

Ja, sie ruft und zwar in Form einer 85 Meter hohen Statue mit 33 Meter langem Schwert, das 14 Tonnen wiegt und sie steht am Mamajew-Hügel, der Gedankstätte der Schlacht um Stalingrad.
Beeindruckendes Gelände am höchsten Punkt der Stadt. Toller Blick auf Wolga und Wolgograd. Auf der anderen Seite des Flusses ist Krasnoslobodsk.

Dort hin kommt man über die tanzende Brücke, mit 7,1 Kilometer die längste Balkenbrücke Europas (eine Zahl die ich nicht ganz glauben kann, aber gut, ich hab's nicht nachgemessen, war aber dort, am Ostufer - ja, schöner Blick auf Wolgograd).

Donnerstag, 15. Mai 2014

Wolpertingerschnitzeljagd

Im Rahmen des Chelsea Fringe Festivals Vienna 2014 http://landscapeart.at/ gestalten
Sabine Freitag (Künstlerin)
und Markus Köhle (Autor)
eine Wolpertingerschnitzeljagd mit mehreren Stationen im 7. Bezirk.

Start: 17. Mai 2014, 15 Uhr.
Ort: Salatpiraten, Kirchengasse 44, 1070 Wien
(zweiter Durchgang um 18 Uhr).
Mehr Infos: http://wolpertingerschnitzeljagd.wordpress.com/

Montag, 5. Mai 2014

Panoramadrama und Wolgakreuzen

Beton. Beklemmung. Waffen.
Wehrmacht. Kraftsoff. Orden.
Faszination Technik - Wahnsinn Krieg.
Haubitzen und Felmützen, Heldenhallo und Jubelkitsch.
Gemauertes Bedauern, eine Gräuelorgie in Grau, ein Monument des Schreckens

Was anderes war nicht zu erwarten. Das Panoramamuseum in Wolgograd beheimatet ein Panoramagemälde der Schlacht um Wolgograd, zahlreiche Waffen, Uniformen, und Geschichten (die ich leider nicht nachlesen konnte, weil old-school-museum).
Der Bau entspricht dem, was man sich unter sowjetischer Architektur vorstellt. Die Ausstellung im fensterlosen Erdgeschoß ist passend düster, ein Treppengewinde führt in Lichteres: Elegante Uniformen, Wehmachtsschick und Stalingradmantelschwere.
Das Panoramabild an sich ist ein Schlachtfeldpanorama, ist Kriegsverdichtung, eine Brachialgewaltsturzflut, die da auf einen einbricht. Danach kam mir eine Schifffahrt auf der Wolga gerade recht, zum Revuepassierenlassen von Gesehenem.

Montag, 28. April 2014

Kulturkontakt

Teil des Ö-Tage Programms. Junges russisches Talent jodelt.
"Ja nje goworjo po russki", ging mir natürlich nicht flott genug von den Lippen. Sie zerrte an mir und wollte mich in die russische Kultur einführen. Im konkreten Fall hätte das bedeutet: Tanzen. Tanzen mit einer zu früher Stunde schon erstaunlich betrunkenen Frau. Nein, einem Mädchen. Sie waren viele. Es machte den Anschein einer Geburtstagsparty und sie dominierten das Lokal.
Ich saß still Bier trinkend in der Ecke und ließ die Tage Revue passieren. Ja, ich schrieb und war mir durchaus bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis irgendeine der Feiernden zu mir schwappte und... ich sollte recht behalten. Ihre Kontaktaufnahme war überschäumend freudig, ich verstand natürlich kein Wort, übersetzte aber wie folgt: "Heute ist ein schöner Tag, heute ist ein Feiertag. Wir trinken und tanzen und wir würden gerne mit dir - schöner fremder Mann - trinken und tanzen. Denn du schaust etwas melancholisch in dein Bierglas und scheinst so in dich gekehrt. Lass los den Kugelschreiber und fass an meine Hand! Sie wird dich sicher auf die Tanzfläche geleiten und dann lassen wir uns dort einfach gehen, okay?"

Teil der Abendmahlunterhaltung. Pornodance von talentierten Studierenden
Musical-Duett mit hohem Schmalzfaktor zur Essensablenkung
 Auf eine derart förmlich und freundlich vorgebrachte Rede lässt sich natürlich nicht einfach mit einem kühlen "Njet!" antworten. Das wusste ich und baute deshalb auf dramatischen Mimik- und Gestikeinsatz. Auch wimmerte ich ein wenig, um ihr zu bedeuten, dass mit mir heute nichts zu machen wäre. Ich versuchte eine Geste zu finden, die ausdrückte, dass ich gerade zwei harte Kongresstage mit zig Pflichtterminen hinter mir hatte und ich jetzt gerade nichts lieber tat, als mich möglichst undramatisch mit russischem Bier zu betäuben.
Was macht die Frau da?
Ich schlug also die Hände über dem Kopf zusammen, verbarg dann mein Gesicht darin und schluchzte laut - so ungefähr. Sie jedenfalls nützte den Augenblick in dem ich das Bierglas losließ und ergrifft mich bestimmt am linken Handgelenk. Die gestischen Gestaltungmöglichkeiten waren dadurch immens eingeschränkt, vor allem weil ich mich mit der Rechten an die Tischstirnseite klammern musste, um nicht schwupps-die-wups von der Bank gezogen und auf die Tanzfläche abgeschleppt zu werden.
"Russki kulturni" hämmerte sie dabei auf mich ein. Ich - gestisch behindert - wusste mir nicht mehr zu helfen und rief: "Hilfe!", was natürlich niemand verstand bzw. eher als Freudenausruf denn als Stoßseufzer (und schon gar nicht als wirklichen Hilfsanspruch) interpretierte.
Ihr war ernst, mir war ernst.
Sie schwitzte, mir wurde heiß.
Sie ließ nicht locker, ich intensivierte mein Wimmern, in der Hoffnung ihr dadurch zu bedeuten, dass ich nicht Manns genug wäre, ihr zu genügen.
Die typischen Rollenbilder der russischen Gesellschaft wurden mir ja in den vergangenen Tagen eindrücklich vermittelt.
Auch waren die unzähligen Brautpaare, die sich in die absurdesten Posen warfen und an allen nur möglichen Stellen der Stadt fotografieren ließen, nicht zu übersehen. Allesamt blutjung. Ja, das nehmen sie noch ernst, das mit dem Heiraten. Passend dazu meine Lektüre. "Die Kreutzersonate" von Tolstoj (1891 erschienen) Da lebte Tolstoj schon jahrelang in selbst gewählter Armut und versuchte das "christliche Ideal" zu leben. Natürlich toll geschrieben aber von der Aussage her - wie im Nachwort vom Autor untermauter - der komplette Irrsinn. Tolstoj war sich sicher, dass die Menschheit nur durch totale Keuschheit zu retten wäre. Tztztz.
Ich jedenfalls blieb keusch an diesem Abend und sedierte mich weiter, nachdem meine Bekanntschaft mitgekriegt hatte, dass ich ein österreichischer Schlappschwanz und zudem eh schon verheiratet war.

Freitag, 25. April 2014

Wolgogradtag 2

Mein zweiter Tag in Wolgograd
Ich spreche kein Wort Russisch
Und immer wenn ich doch was sag
Klingt das für alle lustisch


Wolgogradtag 1

Ich bin ein Viertel der Österreich-Delegation. Es stehen Österreich-Tage in Wolgograd an. Ein Ö-Lesesaal wird eröffnet, es wird wohl reichlich gefestaktet werden. Was ich über Wolgograd weiß (resprektive grad gelesen habe): Wolgograd war mal Zarizyn und Stalingrad, ist Millionenstadt, Verkehrsknotenpunkt und Wirtschaftszentrum.
Die Stadt schmiegt sich ans Wolgaufer und erstreckt sich über sagenhafte 100 Kilometer. 400 Kilometer ist die Entfernung bis zur Mündung des Kaspischen Meeres. 1000 Kilometer sind es bis Moskau. Weiter im Westen ist der Don. Einst herrschten hier die Kosaken und Zarizyn hat nicht mit dem Zar zu tun, das ist Tatarisch und heißt "sari su" (gelbes Wasser).
Gelbes Wasser klingt ungesund - schwarzes Gold lässt Kassen klingeln. Die Gebrüder Nobel sorgten im 19. Jahrhundert für einen Wirtschaftsaufschwung.

Das Hotel Wolgograd: alt, ehrwürdig, zerstört und wiederaufgebaut. Der Delegation Bleibe.
Die Stadt war Umschlagplatz, der Fluss die Lebensader - die zu kappen, war das Ziel im Krieg. 1925 (bis 1961) war es die Stalinstadt - Stalingrad. Heute ist Wolgograd eine Heldenstadt.

Sonntag, 20. April 2014

Perun, Daschbog, Semargl und Mokosch

So stell ich mir den Auftrittsort in Wolgograd
Foto aber in Wörgl gemacht
Ja, das sind Slawengötter.
Ja, morgen heb ich ab. Schwechat - Moskau - Wolgograd. Ja, ich bin nervös. Ja, ich hab mich halbwegs vorbereitet und zum Beispiel "Mein russisches Abenteuer" von Jens Mühling gelesen, die Kreuzersonate im Gepäck und hab mir auch einen "Russisch Wort für Wort" Kauderwelsch Sprachführer besorgt.
Um die russische Deklination ("sechsköpfige Monstren" nennt sie Mühling) in den Griff zu kriegen, wird das natürlich nicht reichen. Aber ich werde mich bemühen, freundlich zu sein, regelmäßig zu bloggen und Fotomaterial zu liefern.
Jens Mühlings Buch möchte ich aber an dieser Stelle schon mal allen ans Herz legen. Eine Woche Wolgograd. Eine Millionenstadt, die wohl eher als Stalingrad berüchtigt und bekannt ist. Österreichtage in Wolgograd.
Ich bin gespannt und freue mich auf Unerwartbares. 

Samstag, 5. April 2014

Schokomasse und Bergmassive - oder die Kunst der Verführung bei Bergers zu Lofer

Temperierrohr oder der Schokoquell
Wir fahren von Salzburg Richtung Lofer. Machen eine Ehrenrunde im Walser Kreisverkehr. Da steht nämlich ein Walser Birnbaum in einer Art Calimero-Schale. Wir fahren vorbei an vielen Betrieben, an Zäunen hängen Werbebanner mit Anzugmännern die Festnetz-Tastentelefonhörer ans Ohr halten und sich als diverse Versicherungsmakler präsentieren. Wir passieren einen Trödelverkauf, eine Forellenräucherei, ein Landratsamt, ein Bergwachtsheim. Tiere, die wir nicht kennen, weiden im Grün. Wir überqueren dauernd Gewässer, die Unkenbach, Saalach und Schwarzbach heißen. Wir kurven uns voran. Schilder amüsieren uns. Es geht nach Schneuzelreuth, zum Kniefpass, zum Röhrenwirt. Hangsicherungsgitter bewahren uns vor Steinschlag, nicht aber vor Steinmauern.
Mieze beim Hasenguss
Die hat man gern hier. Fensterumrandungen sind hier offenbar auch ein Muss. Es gibt aber auch nackte, neue Häuser. Die sind dann schnittig modern in Reihe mit Tiefgarage und Grasbalkondeko oder sonst irgendwie trendig kunst-am-bauig. Es reichenhallt. Da ein Waffeneck, dort das Café Bobo's, Deppenapostrophen dort und da, Schiständer auch. Die Fleischhauerei heißt Rass und der Familientagespass kostet 82 Euro. Rundherum – klar – Berge: die Reither und die Lofer Steinberge mit dem Reifhorn (2504 m) in der Mitte. Das gibt sich matterhornig, schneebedeckt und exponiert. Der Ort hat noch Läden keine klassischen Vorstadt Fressnapf-Drive-in-Baumax-Gebäudekomplexe. Unser Ziel ist die Firma Berger (feinste Confiserie). Unser Vorhaben ist eine Fotostrecke. Unsere Aufgabe Osterhasen herzustellen.
Wir (dem mit dem Doppelkinn, die mit dem Doppelsinn) produzieren Schokoladenhüter -
 Wir machen das in schokobraunen Mänteln und in weitgehender
Lachende Hasen und lauernde Formen
Unkenntnis des Prozesses. Wir lernen aber schnell. Schokolade fließt und härtet schnell. Wir arbeiten langsam. Wir sind keine Schminkroboter. Wir pinseln händisch mit weiß, braun, grün, oranger Qualitätsschokolade. Die Formen sind negativ und spiegelverkehrt zusammenzuklappen. Das erfordert schon Umdenken genug. Wir tupfen, verstreichen und streifen Hasen, wir malen uns fette Blumen aus und verleihen Schlappen Ohren Pfiff. Wir verlieben uns in das Temperierrohr (das ist eine nie versiegende Schokoladenquelle, ein Schokobrunnen im Loop). Wir verlieben uns generell in Wörter: Schokoladenfladen, Knuspernougatmänner, Knallbrausenhase. Wir füllen die Formen großzügig. Wir sind nicht die Gramm-, wir sind die Kilo-Klasse. Wir haben ein Faible für die Rüttelplatte, die die Hasen hoppeln und die Form auskleiden lässt, die Schokoschleuder erinnert uns an Prater-Attraktionen - „Jetzt geht’s up and down und hoch und her und rauf und runter und munter weiter bis zum Magen Bruch!“ - nur beschert die Schokoschleuder den Hasen ihre generelle Hohlheit, wohingegen
Mieze malt
Prater-Attraktionen maximal für Magenfreiheit sorgen. Wir geben den Hasen Zeit, zum hart werden und verbeißen uns einstweilen in Konfekt und alkoholische Eier. Wir schauen angehenden Pralinenmeisterinnen beim Mandelsplitterstreuen und Verpackerinnen beim Zellophaneinschlagen zu. Wir dringen in den Bürotrakt ein, Anschauungsobjekte unter Glasstürzen, Bürokräfte vor Bildschirmen, im Eck das Besprechungszimmer mit rundem Tisch und freier Sicht auf die Bergmassive. Wir sind überwältigt, obersgetrüffelt und voll edel satt. Couchierte man uns jetzt, wir wären feinste Masse, Walzengut bester Qualität. Wir werden informiert, beschenkt und betütet. Wir schütteln Chefitäten-Hände wie vorher Hasenformen. Wir fühlen uns bestens behandelt und lassen uns im Verkaufsraum verführen. Wir kaufen Geschenke für mehr Freunde als wir haben, aber wir haben Freude und noch was vor.
Der bekennende Grobmotoriker schaut zu und ist um Schadensbegrenzung bemüht
 In Wals wartet die Ostereierbemalerin, in Salzburg der Wetterhahnherstellmann. Hase – Eier – Hahn – Firma – Frau – Mann.
Eine runde Sache, ein bunter Ostertrip, eine Fotostrecke mit Mieze Medusa und Markus Köhle am nächsten Donnerstag im Magazin ihres Grauens: NEWS

Montag, 17. März 2014

Verkiesung

Wenn man aufwacht mit dem Bild eines „schwarz gesandeten Teerpappdaches“ dann weiß man, dass man von einer Welt geträumt hat, in der man sich schon lange nicht mehr bewegt aber die man kürzlich – familienbesuchsbedingt – aufgesucht hat. Teerpappnägel fallen einem dann auch gleich ein und die Gummiteller die diese von normalen 100er Nägeln unterscheiden. Seltsame Welt der Träume.
Was da hervorgekehrt wird. Ja, ich habe vor geschätzten 30 Jahren dabei geholfen, das Dach des Holzschuppens mit Teerpappe zu decken. Und ja, den einen oder anderen Nagel habe ich irgendwie (also schon mit einem Hammer) durch die Pappe ins Holz drunter gejagt, wohl mehr schief als recht grad. Und nochmals ja, das Dach gibt es in dieser Form längst nicht mehr, den Schuppen schon (Schuppen sind hartnäckig). Das Dach ist jetzt kiesgeschottert. Was so als Wort betrachtet ja auch was kann.

Samstag, 15. März 2014

Tierisches Opava

Lange Nacht der kurzen Texte in Opava. Zwei Nächte, zwei Workshops, jede Menge Texte. Tina hat geladen und organisiert - vielen Dank! - und Opava (Troppau) hat sich von seiner sonnigsten Seite präsentiert.
Wien-Breclav-Ostrava-Opava (4 Stunden, zwei Zwischenstopps, ein Radegast). Da ich mich ja momentan mit Wolpertingern befasse (siehe: http://wolpertingerschnitzeljagd.wordpress.com), kam mir das Tierische dieser Stadt sehr entgegen und es entstanden so einige Texte (abseits der Workshops). In den Workshops natürlich auch. Zum Beispiel dieser:
Oh nein - ein WS-Liebesgedicht - oh doch!


O lila Liebe Angelie
und ach du lieber Scholli
Ein Hundgedicht wird das wohl nie
O nein, im Ernst verroll di
Du Kaktusdepp, du keine Ahnung
Du Scheibenkleister-Rasterfahndung
Du Schokotorten-nachts-Verputzer
Du moneybankaccount-Benutzer
Du Wörterbücherschluck-und-schnapper
Du Stammbaumwurzeln-Schnitt-Abkapper
Du keine Ahnung, was weiß ich
Ich mach's kurz: Ich liebe dich!
Oh nein!
Oh doch!
Du bist mir mein Tag-und-Nacht-Vergissmeinnichtstraußbinder
Ich bin dir dein Sonnenschein-togogogo-Erfinder
Du bist mir mein Morgenmuffelwegküssdoppelmocca
Ich bin dir dein Schüttelrüttet-mach-dich-rund-um-locker
Du bist mir mein Spülmaschinen-ein-aus-Lader
Das ist mal eine ehrliche Ansage!
Ich bin dir dein See, dein Fluss, dein Strom zur Herzschlagader
Du bist mir mein Schnellkoch-Eintopf-satt-Gericht
Bin ich dir am Ende leicht zu schlicht?

Freitag, 14. März 2014

Schadnager Preisschlager Kwizda ist da!

Zu meiner Zeit lockte man Kinder mit Raider.
Raider oder Mars war die Frage.
Hauptsache irgendwas zäh-pickig-süßes mit Karamell.
Jetzt also Schadnager. Soll sein.
Ist auch ein schönes Wort: Schadnager.
Und auch eine gute Werbung.
Allein diese Farbgebung.
Und dann die Wortwahle: Rattenscharf!

Gesehen bei mir ums Eck in der Haberlgasse.
Ratten nehmt euch in Acht.
Raider geht um, da hilft twix.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Jogginghosensäcke am Welttag der Samen

Keine Joho - eine Pyho!
Heute ist der Tag der Samen. Es gibt einen Weltfriedens und einen Weltkrebstag, es gibt den Murmeltiertag und den Weltnierentag, den Pi-Tag und den Tag des Deutschen Bieres, den Weltschildkröten- und den Weltzugvögeltag, den Mutter- und den Milchtag, den Barnabas- und den Bloomsday, natürlich den Tag des Handtuchs, den Weltdufttag und den Tag gegen den Lärm, den Tag der Freude und der Fische, den Lungen- und Kopfschmerztag, den Tag der Sauna und den Tag der Tollwut, es gibt einen Vorlese- aber keinen Zuhörtag, es gibt den Tag des Eies und den Weltnudeltag und tatsächlich auch einen Tag der Feuchtgebiete und der 21. Jänner ist der Welttag der Jogginghose und nicht nur das; es ist auch der international hug day und das trifft sich gut, denn wer eine Jogginghose hat, wird Tag für Tag gehugt.
Denn die Jogginghose (Joho) ist weit mehr als ein Stück Wohlfühlstoff. Die Joho ist Stoff für ganze Dramen und ohne Joho keine Kultur, also keine Freizeit- und Fernsehkultur. Ohne Joho auch keine Daniel T. Spira Alltagsgeschichten und generell keine Sozialpornos. Ja, vermutlich nicht mal Exhibitionisten ohne Joho, also schon ohne, aber vorher hatten sie meist eine an. Ohne Joho würden wir immer noch im Pyjama die Zigaretten, Post und Bier holen. Ohne Joho wäre Mel C Sporty Spice noch Vorstadtfrisörin. Ohne Joho steckte der Hip-Hop noch in den Kinderschuhen und ohne Joho hätten es viele Poetry Slammer nie auf die Bühne geschafft. Ja, eine Joho enthält vermutlich mehr Genmaterial als eine Samenspende und heute - 6. Februar - ist der Tag der Samen. Amen.

Dienstag, 14. Januar 2014

Vogelorigami

Ich bin ein Sprecht! Das lautstark zu beteuern, komme ich oft nicht umhin, zumal der Sprecht! ein Vogel ist, der mir sehr entspricht. Einerseits der Imperativ von "sprechen" - andererseits dies beharrlich klopfende Wesen. Ein "Sprecht!" halt. Sonja hat mich erhört und in Papier gebannt.
Vielen Dank dafür!

I



Ach ja: Sprecht! ist zu finden (lesen und hören) in "Ping-Pong-Poetry" von Mieze Medusa und Markus Köhle, erschienen im Milena Verlag 2013.

Freitag, 3. Januar 2014

Wende der Buchkunst

Erlass des Wirtschaftsministeriums: Bücher in Möbel-
einrichtungshäusern brauchen keine Seiten
Modernes Märchen
(mit Goethe-Zitat-Fakt-Check)

Es war einmal in Österreich.
Eine mit allen Theoriewassern gewaschene Akribie-Bitch traf auf einen Bourdieu-Nerd. Der Quotenpups war auch dabei. Das ironiegetränkte Metaebenengekudere sloterdejkte so dahin, Blumenberg war keiner zu erwarten.
Da kam Urs. Urs war klug, urklug. Alle nannten Urs Diskurs.
Die
Akribie-Bitch erstarrte, der Bourdieu-Nerd ergab sich in Feldtheorien, der Quotenpups verzog sich. Urs ließ seine Aura wirken und sprach... vorerst nichts, weil er ja seine Aura wirken ließ. Wirk, wirk, wirk.
Das
Wirkwerk dauerte. Die Akribie-Bitch und der Bourdieu-Nerd wurden unruhig. Sie trommelte mit ihren Fingernägeln auf dem Kaffeehausmarmortischchen, er ließ seine Tellerpupillen im Stroboskop-Takt flackern. Urs hielt der Spannung stand..., fand aber nicht die richtigen Worte und ging wieder.
Moral: Gut Ding braucht lang' Weil *
(Alternativmoral für Regierungsimagepflegezwecke: Es braucht weder ein Wissenschaftsministerium noch eine einschüchternde Intelligenzija, es braucht lediglich Menschen wie du und ich und alles wird gut.)

* Originalzitat von Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meister Wanderjahre oder die Entsagenden: „Gut Ding will Weile haben“