Montag, 9. Januar 2012

Matrosenchose


Judith Schalansky hat ein Gespür für schöne Worte, ein Faible für Fortbewegungsmittel und eine eindeutige Lieblingszeit.
"Blau steht dir nicht" ist ein sehr eigenwilliges Buch in 6 Kapiteln, die nur insofern zusammen hängen, als entweder immer über Meer, Inseln und Matrosen oder Fremde, Ferne und Eindrücke erzählt wird. Dazwischen gibt es immer wieder Fotos, die sich aufs Erzählte beziehen. Mal erzählt eine erwachsene Ich-Erzählerin von Reisen, mal wird von der heranwachsenden Jenny erzählt.
Die Heimatinsel von Jenny ist Usedom, das war einst im Osten, ist noch immer an der Ostsee und die Nachbarinsel von Rügen. Jenny lässt sich dort von den Großeltern die Welt respektive das Meer erklären. Das ist interessant und schön.
Dem Spülsaum begegnet man als Älpler ja kaum. Doppeldecker und Zeppeline als Kind der 1970er Jahre auch nicht. Aber Opas wissen davon ein Liedchen zu singen, das gut klingt in neugierigen Kinderohren.
Die Reiseberichte der Ich-Erzählerin sind alles andere als kindlich. Es sind poetische Sinnesräusche, dichte Schlaglichter auf einen Ausschnitt Welt, denen das Suchen, die Lebenssehnsucht anzumerken ist.
Mögen viele historische Fakten nach der Lektüre wie Schaumkronen wieder zerfallen, was bleibt, sind zahlreiche Seesterne, Bernsteinwetter und eine eindrückliche Schilderung der Berufsbild-Bedeutung: Matrose (Uniform inklusive)