Mittwoch, 17. April 2013

Trollland

100 NOK = 13 €
Mit „Hei“ und „Takk“ kommt man schon recht weit. „Takk for maten“ würd ich gern zu wem sagen, aber zum Essen werde ich wohl erst morgen eingeladen. Da sag ich dann „tüssen takk“. Einstweilen übe ich mich darin, nicht umzurechnen. BERGEN hier regnet es viermal so viel wie in Berlin, steht im Reiseführer. Weiß nicht, wie nass Berlin ist aber jetzt grad regnet es in Bergen und es macht auch ordentlich Wind, dafür ist es noch bis 21 Uhr hell. November und Dezember sind nicht so gemütlich da, hell wird es da nie und dass es weniger regnen würde in diesen Trauermonaten, wäre auch gelogen. Ich bin hierher geflogen. Mit KLM über Amsterdam. Davon hatte ich nicht viel, das waren zwei Kurzflüge, die einem nur Süßes oder Salziges und einen Blümchenkaffee einbringen.
Versteifte ich mich also auf die Reiseführerlektüre und jetzt weiß ich, wie man in Norwegen Stahlroste nennt, die quer über der Fahrbahn liegen und das freie Umherwandern von Weidvieh unterbinden sollen, nämlich „Ferist“. Eine Baustelle hingegen klingt weit poetischer: Vegarbeidsomrade
Ich spreche mehrmals laut „Vegarbeidsomrade“ vor mich hin, die Stewadress lächelt sich zu mir und ist um mein Wohl besorgt, sie versteht mich nicht, sie kommt ja aus Holland und ich will ins Trollland. Dort gibt es nämlich 24 Prozent Mehrwertsteuer, Husfliden-Läden und gute Bezahlung für alle Berufsgruppen. 

Nationaltheater
Et glass vann?“ fragte sie routiniert. Ja, ich kühlte mein Mütchen mit Wasser, „Kake“, also Kuchen, wird es vielleicht später geben. Was es an Sonntagen anscheinend in Norwegen nicht geben sollte, ist Schnaps. Schnapsverbot an Sonntagen. Das Freitagfeierabendbier allerdings ist Pflicht, das hat auch einen eigenen Namen, den hab ich mir aber nicht gemerkt, irgendwas mit fredagpils und das norwegische Nationalgetränk Aquavit habe ich noch nie getrunken, ist allerdings bei uns auch billiger als hier. 
BERGEN ist die zweitgrößte Stadt und reich. Bergen profitiert vom Ölreichturm des Westlands, Bergen ist eine Bankenstadt, Bergen war Hansestadt und in Bergen legen natürlich auch jede Menge Kreuzschiffe an, ab Mai dann. Jetzt ist eher noch Tristesse royale. Weil Norwegen nach wie vor eine parlamentarische Monarchie und der Thronfolger anscheinend eh ein klasse Bursch ist. 5 Millionen Norweger und davon studieren insgesamt circa 150 Deutsch, nicht hier in Bergen, sondern im ganzen Land. Es gibt an sich keinen Grund für einen Norweger, Deutsch zu lernen, Norweger brauchen nichts von den Deutschen. Norwegen hat Landschaft und seit den 1960er Jahren Öl. Viel Öl. Norwegen ist der weltweit siebtgrößte Förderer und drittgrößte Exporteur von Erdöl. 
Reiseleiter Norbert und Klippfiske
Öl“ heißt auch Bier aber das nur nebenbei. Jens Stoltenberg heißt der Ministerpräsident seit 2005 aber demnächst sind Wahlen, ob die Ap (Arbeiterpartei) dann immer noch die Nase vorn haben wird, steht in den Sternen. Manche haben nämlich die Nase voll von diesem komischen Sozialismus. Das Geld aus den Öleinnahmen wird für die Zukunft angelegt und die öffentliche Hand ist knapp bei Kasse. Ich hingegen übe mich im Nichtumrechnen und frage mich, was wohl ein „Fiskeboller“ ist, „Hundefotterfisk“ jedenfalls ist teurer. Morgen mehr.