Montag, 8. Februar 2010

Seinesgleichen geschieht

Robert Musil. Der Mann ohne Eigenschaften (Seite 83-103)

Ulrich ist im Projekt zur Würdigung des Friedenskaisers eine seine Jugend ehrende Stellung zugedacht, er muss dazu aber Schritte unternehmen. So ist Seiner Exzellenz Graf Stallburg ein Besuch abzustatten. Dort erlaubt er sich eine inhaltliche Entgleisung indem er Partei für den verurteilten Mörder Moosbrugger ergreift, was jedoch zur Folge hat, dass er vom Backenbartträger als „tatkräftig“ und „feurig“ eingestuft wird.

Seiner Erlaucht Graf Leinsdorf (religiöser und leidenschaftlicher ziviler Idealist und Leiter der großen vaterländischen Aktion) ist ebenfalls Aufwartung zu machen, Ulrich zieht es aber vor, seine Cousine Ermelinda Tuzzi zu besuchen und die zieht ihn in ihren Bann. Er nennt sie gleich mal Diotima und hat eine Ahnung:

„Ulrich hatte den bestimmten Eindruck, daß sie auserwählt seien, einander große Unannehmlichkeiten durch Liebe zu bereiten.“ (S. 95)

Ulrich ist übrigens wohl kein unfescher Kampl und ist: „In dem Alter, wo man noch alle Schneider- und Barbierangelegenheiten wichtig nimmt und gerne in den Spiegel blickt,“ (S. 31)
Als Schüler war er aufmüpfig
und wurde in ein kleines belgisches Erziehungsinstitut gesteckt. „Dort lernte Ulrich, seine Mißachtung der Ideale anderer international zu erweitern.“ (S. 19)