Als ich heute morgen mein Frühstück von einer Drohne
im Nikolokostüm serviert bekam, dachte ich mir – hoppala – da
stimmt etwas nicht. Das Frühstück an sich war tadellos. Kaffe:
heiß/stark. Brot: frisch/kross. Honig: süß/pickig. Aber ich halt
auch müd, matt, morgenmuffelig – ja gar verkatert, verärgert,
vergrämt, weil ich verschlafen hatte. Und obwohl ich dank des
prompten Drohnen-Frühstück-Services wertvolle Minuten gewann, kam
mir denn doch was komisch vor. Bloß was?
Komisch jedenfalls ist ein komisches Wort. Komisch ist
eine Mischung aus seltsam und unterhaltsam. Man muss gleichzeitig
schmunzeln und sich wundern. Nicht grad erstaunt Kopfschütteln aber
schon die Augenbrauen hochziehen und etwas die Augen verdrehen und
eben schmunzeln. Schmunzeln ist auch ein komisches Wort: einerseits
ein verhaltenes Lächeln, andererseits... – aber das führte jetzt
zu weit. Zurück zur Drohne.
Die Drohne war höflich, keine Frage. Sie machte keinen
Pieps, surrte nur ein wenig und fuchtelte mit dem Bischofstab. Das
schätze ich, vor allem am Morgen. Vielleicht war sie sogar zu
höflich?
Überhöfliches Verhalten ist mir ja sofort suspekt.
Trällert mir jemand am frühen Morgen so ein überdreht gut
gelauntes „Hallllooo“ ins restfett-zerknitterte Gesicht, fahr ich
automatisch die Verteidigungswälle hoch. So viel Freundlichkeit in
fünf Buchstaben gepresst, da muss Kalkül dahinter stecken. Man
kennt das ja, erst ein „Hallllooo!“, und dann ein: „Was darf's
sein?“
Jaja, ich kenne das, ich hasse das. Erst Hallo-Terror,
dann gleich noch eine Entscheidungsfrage nachgelegt. Aber ich bin
resistent dagegen: Wenn mir mein Frühstückswunsch nicht von den
Augen ablesbar ist, hat die jeweilige Fachkraft ihren Beruf verfehlt.
Kaffee und keine Fragen! Danach bin ich verhandlungsbereit. Aber die
Hallllooo-Pest ist allgegenwärtig. Auch in meinem Stammcafé –
leider. Aber die Drohne heut morgen – auf Anhieb anstandslos und
dann auch noch dieser Bart. Hut ab!
Vielleicht ist die klassische Kellnerei ja das wahre und
ideale Einsatzgebiet für Drohnen? Nicht Paketzustellung, nicht
gezielter Menschenmord sondern Bedienung.
Auf Wunsch ließe sich sicher ein Grummeln
einprogrammieren, um die WienerInnen und TouristInnen nicht zu sehr
zu schrecken. Die servierende Grummel-Drohne wäre sicher ein
Verkaufsschlager und Publikumsmagnet. Aber warum sucht mich so ein
Prototyp heim?, fragte ich mich.
Warum wissen die – ja die, NSA, hat drei Buchstaben,
deshalb Plural – warum wissen die, was ich frühstücken will?
Warum bin ich unfreiwilliger Proband? Warum macht man mich zum
Drohnen-Test-Dummie? Bin ich denen dumm genug?
Wer führt mir da eine Nikolo-Frühstücksdrohne vor der
Nase herum und versucht meine Kritikfähigkeit mit Kaffeeduft
niederzubügeln?
Wer – verdammt – und warum ausgerechnet mir? Schickt
mir lieber einen Staubsaugerroboter – wobei, die sind laut Presse
neuerdings suizidal veranlagt, schließen sich mit Induktionsherden
kurz und verschmelzen in romantisch-letal-heißer Weise. Schickt mir
lieber eine Putzfrau, einen Putzmann, nein, wohl lieber überhaupt
eine Frau, einen Mann oder so.
Bin ich womöglich einsam?, schoss es mir nun durch das
leicht koffeinerregte Hirn.
Bin ich winterdepressiv? Bin ich mir nicht genug?
Hab ich an sich nicht genug zu tun, um mit mir klar zu
kommen?
Brauch ich jetzt etwa noch jemanden dazu? Kann ich mir
vielleicht mit einer Frau besser Herr werden? Brauch ich gar einen
Mann, um mich endlich wieder mal herrlich zu fühlen?
Oder brauch ich einfach nur Winterschlaf? Will ich ein
Bär sein oder bloß ein dickes Fell haben? Eine dicke Haut und eine
gute Haut an meiner Seite? Oder genügt ein Flanellpyjama und eine
Wärmflasche?
Schickt mir eine Heizdeckendrohne mit Schnapsfässchen!,
schrie ich in den Lampenschirm. Man meint ja immer, die Überwachung
käme von oben.
Nein, schickt mir einen Menschen, einen Kuschelmenschen,
legte ich nach. Schickt mir Liebe, Wärme und einen Kuschelmenschen
mit Frühstücksbox.
Das wäre doch ein Job für die kalte Jahreszeit:
Frühstücksbox-Transporteur mit inkludiertem Kuschelservice. Füllige
Damen und bärtige Herren bevorzugt. Und wenn der Bart schön
kultiviert wird, lässt sich der Frühstücksbox-Transporteur mit
inkludiertem Kuschelservice sogar zum bummeligen Weihnachtsmann bzw.
die Damen zum Christkindl umrüsten.
Ui! Umrüsten – da wären wir wieder beim
Drohnenthema. Bei der Bedrohnung, die mich heute am Frühstückstisch
in tückischem Tarngewand heimsuchte, die mich aber nicht überzeugen und für sich gewinnen kann. Ich steh auf Menschen und seien sie auch noch so grantig. Und ich steh auch auf überraschende Enden. Oder um es etwas hiphoppiger zu sagen:
Ich verzichte auf eine Schluss-Punchline – ich zieh mir lieber noch einen Schuss Punsch rein!
Ich verzichte auf eine Schluss-Punchline – ich zieh mir lieber noch einen Schuss Punsch rein!