Mittwoch, 1. April 2020

Wider die Gehsteigverparkung

Es wird unangenehmer. Die Lage dramatisiert sich. Die Stimmung ist nicht wirklich gemütlich. Mehr Beschimpfungen als helfende Worte. Die Leute tragen Masken - ja. Es scheint aber so, als denkten sie, das genügt. Ich trage Maske, ich brauch nicht ausweichen, brauch nicht Abstand halten. Trägt man selbst keine, ist man schon mal eher Angriffspunkt.
Wir waren spazieren und einkaufen und hatten selbst genähte Masken dabei - im Laden find ich das auch sehr okay. Draußen setz ich sie noch nicht auf, bin aber gerne bereit, jederzeit die Straßenseite zu wechseln, wenn es eng wird am Gehsteig. Denn das wird es oft. Da müssen nicht Menschen mit Hunden oder Kinderwägen oder sonst was kommen, das Platz braucht. Die Gehsteige werden schon allein deshalb eng, weil die Autos ihre Schnauzen und Hecks vollkommen ungeniert in den Gehsteig reinhängen lassen und damit gut und gerne einen halben bis zu einen Meter vom Gehsteig verparken. Da wird mit den Rädern bis zum Anschlag an die Gehsteigkante rangefahren und der Platz für Fußgänger*innen dadurch immer weniger.
Autofreie Straßen wären da momentan schon ein Segen. Manche Gassen könnten schon von parkenden Autos befreit werden. Stell ich mir nicht so schwierig, dann aber sehr angenehm vor. Aber was gegen Autofahrer*innen zu sagen, ist ja immer immens unpopulär. Gerade jetzt. Wo das eigene Auto wieder voll das Heiligtum ist, weil die öffentlichen Verkehrsmittel natürlich zu meiden sind. Jetzt fahren wieder alle voll Stolz und alleine in ihrer Blechkiste durch die Gegend. Ihrer Freiheit auf Rädern. Ihrem privaten Raum der sich unbehelligt durch die Öffentlichkeit schieben darf und überall übergebühr viel Platz einnehmen darf. Leider macht Corona den Individualverkehr wieder stark. Leider wird nach Corona vermutlich kein Geld da sein, um das 1-2-3-Ticket umzusetzen. Leider wird wohl der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel auch ein Opfer von Corona werden. Nein, Freund des Individualverkehrs auf vier Rädern mit Verbrennungsmotoren bin ich keiner und mit Maske radeln scheint mir auch nicht attraktiv. Doch demnächst die Gymnastikmatte neben dem Schreibtisch ausrollen? Vermutlich. Und das Draußen nur mehr durch das geöffnete Fenster mitkriegen? Schmerzlich.