Mittwoch, 20. September 2017

Über Versprechen und Versagen


Als StaTTschreiber muss ich mein Augenmerk auf Wörter legen und im Idealfall etwas dafür oder dagegen zur Sprache bringen.

Zinsen sind nagende Ratenratten. Ich mag Wortneuschöpfungen wie Ratenratten. Wortgeburten fallen mir leicht. Schlimmer sind die Wortwehen. Das sind Wörter, die mir zuwehen, weil sie grad umgehen. In Vorwahlzeiten gehen viele Wörter und Slogans um. Es geht was um, oft ist es dumm.

Wenn eine Katze verrückt ist, hat sie nicht mehr alle Tatzen im Schrank. Wenn ein Land abrückt, muss es verkatert aufwachen. Österreich ist schon mal arg abgerückt und abgesoffen. Der Schaden war groß, der Lerneffekt klein. Zinsen mögen nagende Ratenratten sein, aber Erbschaftssteuer ist kein Ungeheuer.

Das wahre Ungeheuer sind die Phrasen. Phrasen haben Hochsaison: Holen Sie sich. Es ist Zeit. Das ist unfair. Nichts kommt von ungefähr. Somit wäre das schon mal klar. Das Ungefähre ist also eine Art Schwarzes Loch. Das Ungefähre ist gefährlich, saugt alles auf und nichts bleibt dabei übrig. Halbwissen ist Ungefähres. Halbwissen ist schon als Wort kaputt. Entweder man weiß etwas, oder man weiß es nicht.

Wie heißt du? MarKö.
Was bist du? Statt.
Wie gefällt es dir in Wels so? Su.
Das ist Halbwissen. Das führt nirgends hin. Halbwissen ist Ungefähres und führt ins Nichts. Populismus ist Ungefähres und führt ins Nichts. Populismus fühlt sich nicht der Wahrheit verpflichtet. Populismus will bloß gefallen. Es geht was um, oft ist es dumm.

Es geht nicht um Politik statt Poesie. Es geht nicht um Poesie statt Politik. Es geht beides. Es geht nicht um E statt U. Es geht nicht um U statt E. Es geht beides. Ja, es geht sogar noch mehr. Es geht Ernst, Unterhaltung, EU und Überraschung statt Vorhersehbarkeit.

Als StaTTschreiber muss ich Fragen stellen, statt Antworten parat haben. Für was kämpft man denn eigentlich? Für Freiheit von etwas oder Freiheit für etwas? Für was arbeitet man denn eigentlich? Für familiäre Fürsorge oder finanzielle Vorsorge?
Für wen müht man sich denn eigentlich so ab?
Für ein vielversprechendes Versagen oder ein vielsagendes Versprechen? Reicht Verstand, um in den Vorstand gewählt zu werden, oder ist der Umstand, nicht mit dem Vorstand verwandt zu sein, immer noch vorrangig? Ergo Verstand de facto zweitrangig? Ist ein Naheverhältnis nach wie vor das Um und Auf? Auf was kommt es an? Sind Vorsätze bloß Versatzstücke der persönlichen Grundsätze? Sind Lehrsätze auch bloß aufgemotzte Stehsätze? Sind Satzungen meist auch nur Leerzeilen? Ist das Wesentliche nicht meist zwischen den Zeilen? Oder sind etwa Um- und Absätze die einzig wahren Sätze?

Nochmal: Für was kämpft man denn eigentlich? Für Freiheit von etwas oder Freiheit für etwas? Und: Ob Einsatz nicht genügte?
Ein Satz ist nie genug und besser nachfragen, als nicht fragen. Es geht was um, ich bleib nicht stumm.
Und hören kann man mich demnächst in der Alten Hutfabrik und zwar am Donnerstag, den 28. September 2017 um 20Uhr30 bei der Abend-Bar von Treffpunkt Mensch & Arbeit.