Dienstag, 21. März 2017

Türsturz

Publikum ist eine Pest. Publikum findet heutzutage ja überall hin. Eine wirklich hermetische Veranstaltung abzuhalten, ist mittlerweile eine Kunst. Denn man kann sich vor Leuten, die einem zuhören, einen sehen und verstehen wollen wirklich kaum mehr erwehren. Eintritt und Helmpflicht sind längst keine Lösung mehr, denn Publikum ist begütert und demütigungsbereit. Wer unbesetzte Sessel will, muss bauliche Maßnahmen setzen. Es müssen Rigipswände hochgezogen und Türen gestürzt werden, um endlich wieder unter sich und säulesgleichen weilen zu können.

Rohrköhlauer # 8, am 14. März 2017

Freitag, 10. März 2017

Intimrasur

Schon interessant, was einen immer so beschäftigt. Da summt man innerlich „This is the road to nowhere“, vermeint sich auf dem ultimativen Pfad ins Blaue und in eine strahlende Zukunft und an was denkt man? An den Patschen im Fahrrad, der seit Wochen geflickt gehört. An die tropfende, nein, fast schon munter fließende Klospülung, die repariert gehört. An die eine im Schritt geplatzte Hose, die man selbst sich nicht zutraut zu nähen, und sich gleichzeitig auch nicht getraut, jemanden damit zu beauftragen. Und an Intimrasur. Windige Gedanken, ich weiß. Aber woher bloß diese Scham? Schert sich eine Wolke, woher der Wind weht? Schert sich ein Schaf, wer es schert? Eben.
RKA # 7, am 8. März 2017

Montag, 6. März 2017

Tarndrohne

Wer schnaubt eigentlich das Wasser in Teiche? Badewannen sind ja Bedarfsteiche. Wer pflanzt Inseln in Seen? Vorgartenpools sind ja Privatbaggerseen. Wer schnallt den Schilfgürtel enger? Paravents sind ja Wohnzimmerverschilfung. Wer fragt hier eigentlich? Eigentlich ist ja eine sprachliche Unart und Unart gehört kultiviert. Wildwuchsförderungsgesuch genehmigt, Verbuschung avisiert, Schreibfluss ungehemmt absonderbar! Vertrackte Eklektizismusentladung einer Tarndrohne im Sinkflugmodus oder Scheinchimäre in gleisender Tümpelhaftigkeit? Böschung auf Abwegen oder Wuschelding mit submariner Sonarsondiertauglichkeit? Oberflächenabtastomat mit Fein- und Einfühlungsvermögen oder Streicheltraktor und Grundschürfer mit Beackerungsfunktion aufgesuppt zur Henkeltasse mit Behelfsschnabel? Vorgegockelt handgestrickte Grobmaschenlustigkeit oder vermittellose Seichtness? Zerrbildnerisch erzweckte Erziehungsmaßlosigkeiten oder kolportösige Fad-News-Depeschen? Ist Dackeldrüsenüberschuss mit Untauglichkeitsbravour und Dramensalat ohne Kürbiskernessenz abzumilchnern und abzuschlagsahnen oder vogelspinnt hier nur wer? Glänzt dahinschimmelndes Talent im Opferstock der Kleinmütigkeit? Ist was schimmervoll aber abgrundtief harmlos wie ein alkoholfreies Weizenbier an der Verschmerzbar? Oder ist das doch bloß eine Hochlandrindverschilfung?

Rohrköhlauer # 6, am 1. März 2017
ROHRKÖHLAUER-KONZEPT
Rohrköhlauer ist ein Dialog zwischen Fotografie und Literatur. Die Fotografin Claudia Rohrauer gibt das Bild und den Rhythmus vor, der Autor Markus Köhle liefert den dementsprechend kurzen oder langen Text – je nach Bildfrequenz: 1 Foto pro Woche = 7 Zeilen Text, 1 Foto pro Monat = 28-31 Zeilen, 1 Foto pro Jahr = 365 Zeilen, 2 Fotos pro Tag = 2 halbe Zeilen, etc.
Vorabsprache gibt es keine, Nachbesprechung beziehungsweise Kommentare erwünscht (an: koehle@backlab.at). Die Projektdauer ist auf 1 Jahr (2017) respektive maximal 365 Bild-Texte angelegt.