Über „Gehen mit Kant“ hätte ich schreiben sollen. Gehen mit Kant! Gehen mit Thomas Bernhard, Paul Auster oder Friederike Mayröcker. Ja, durchaus. Aber „Gehen mit Kant“. Nein, dazu fiel mir nichts ein, ich ließ es sein. Aber jetzt, Monate später, Chance vorbei, Honorar vertan, jetzt wüsste ich natürlich wie. Gehen mit Kant? Nichts einfacher als das.
I can't go. Damit würde ich beginnen und dann der fiktiven Eingabe freien Lauf lassen. I can't go. Ich kann nicht gehen. Nein, nein, kann ich nicht, kann ich nicht. Beine, Füße alles tip-top und da. Aber gehen... Nein, gehen, geht nicht. Ich kann nur laufen. Und der Unterschied zwischen gehen und laufen ist ja sporttechnisch klar definiert. Gehen, man kennt das ja. Ein Fuß muss immer den Boden berühren. Aber diese Bodenverhaftung ist nicht mein Ding. Ich bin eher der abgehobene Typ.
Ich laufe. Ich laufe gegen Dinge. Ich laufe gegen Dinge an. Ich laufe gegen die Welt an. Aber die Uhren gehen deshalb trotzdem nicht anders. Ich kann stehen, das ja, für eine kurze Zeit, aber dann muss ich immer gleich wieder hasten, eilen, laufen. Das mag einigen als der Zeit durchaus angemessene Eigenschaft erscheinen und tatsächlich: In vielen Belangen kommt mir meine Fähigkeit beziehungsweise mein Tick auch entgegen. Aber es gibt naturgemäß auch Situationen, in denen man sich durch eiliges Verhalten automatisch verdächtig macht. In gewissen Umgebungen erwartet man sich gemächliches Schreiten, bedächtiges Wandeln oder gesetztes Stelzen. Alles nichts für mich. I can't go.