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Temperierrohr oder der Schokoquell |
Wir fahren von
Salzburg Richtung
Lofer. Machen eine Ehrenrunde im Walser
Kreisverkehr. Da steht nämlich ein
Walser Birnbaum in einer Art
Calimero-Schale. Wir fahren vorbei an vielen Betrieben, an Zäunen
hängen Werbebanner mit Anzugmännern die Festnetz-Tastentelefonhörer
ans Ohr halten und sich als diverse Versicherungsmakler präsentieren.
Wir passieren einen Trödelverkauf, eine
Forellenräucherei, ein
Landratsamt, ein Bergwachtsheim. Tiere, die wir nicht kennen, weiden
im Grün. Wir überqueren dauernd Gewässer, die
Unkenbach, Saalach
und Schwarzbach heißen. Wir kurven uns voran. Schilder amüsieren
uns. Es geht nach
Schneuzelreuth, zum
Kniefpass, zum Röhrenwirt.
Hangsicherungsgitter bewahren uns vor Steinschlag, nicht aber vor
Steinmauern.
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Mieze beim Hasenguss |
Die hat man gern hier.
Fensterumrandungen sind hier
offenbar auch ein Muss. Es gibt aber auch nackte, neue Häuser. Die
sind dann schnittig modern in Reihe mit Tiefgarage und
Grasbalkondeko
oder sonst irgendwie trendig kunst-am-bauig. Es
reichenhallt. Da ein
Waffeneck, dort das Café Bobo's, Deppenapostrophen dort und da,
Schiständer auch. Die Fleischhauerei heißt Rass und der
Familientagespass kostet 82 Euro. Rundherum – klar – Berge: die
Reither und die Lofer Steinberge mit dem
Reifhorn (2504 m) in der
Mitte. Das gibt sich matterhornig, schneebedeckt und exponiert. Der
Ort hat noch Läden keine klassischen Vorstadt
Fressnapf-Drive-in-Baumax-Gebäudekomplexe. Unser Ziel ist die Firma
Berger (feinste Confiserie). Unser Vorhaben ist eine Fotostrecke.
Unsere Aufgabe Osterhasen herzustellen.
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Wir (dem mit dem Doppelkinn, die mit dem Doppelsinn) produzieren Schokoladenhüter - |
Wir machen das in
schokobraunen Mänteln und in weitgehender
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Lachende Hasen und lauernde Formen |
Unkenntnis des Prozesses.
Wir lernen aber schnell. Schokolade fließt und härtet schnell. Wir
arbeiten langsam. Wir sind keine
Schminkroboter. Wir pinseln händisch
mit weiß, braun, grün, oranger Qualitätsschokolade. Die Formen
sind negativ und spiegelverkehrt zusammenzuklappen. Das erfordert
schon Umdenken genug. Wir tupfen, verstreichen und streifen Hasen,
wir malen uns fette Blumen aus und verleihen Schlappen Ohren Pfiff.
Wir verlieben uns in das
Temperierrohr (das ist eine nie versiegende
Schokoladenquelle, ein Schokobrunnen im Loop). Wir verlieben uns
generell in Wörter:
Schokoladenfladen, Knuspernougatmänner,
Knallbrausenhase. Wir füllen die Formen großzügig. Wir sind nicht
die Gramm-, wir sind die Kilo-Klasse. Wir haben ein Faible für die
Rüttelplatte, die die Hasen hoppeln und die Form auskleiden lässt,
die
Schokoschleuder erinnert uns an Prater-Attraktionen - „Jetzt
geht’s up and down und hoch und her und rauf und runter und munter
weiter bis zum Magen Bruch!“ - nur beschert die Schokoschleuder den
Hasen ihre generelle Hohlheit, wohingegen
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Mieze malt |
Prater-Attraktionen maximal
für Magenfreiheit sorgen. Wir geben den Hasen Zeit, zum hart werden
und verbeißen uns einstweilen in Konfekt und alkoholische Eier. Wir
schauen angehenden Pralinenmeisterinnen beim
Mandelsplitterstreuen
und Verpackerinnen beim Zellophaneinschlagen zu. Wir dringen in den
Bürotrakt ein, Anschauungsobjekte unter Glasstürzen, Bürokräfte
vor Bildschirmen, im Eck das Besprechungszimmer mit rundem Tisch und
freier Sicht auf die Bergmassive. Wir sind überwältigt,
obersgetrüffelt und voll edel satt.
Couchierte man uns jetzt, wir
wären feinste Masse, Walzengut bester Qualität. Wir werden
informiert, beschenkt und betütet. Wir schütteln Chefitäten-Hände
wie vorher Hasenformen. Wir fühlen uns bestens behandelt und lassen
uns im Verkaufsraum verführen. Wir kaufen Geschenke für mehr
Freunde als wir haben, aber wir haben Freude und noch was vor.
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Der bekennende Grobmotoriker schaut zu und ist um Schadensbegrenzung bemüht |
In
Wals wartet die
Ostereierbemalerin, in Salzburg der
Wetterhahnherstellmann. Hase – Eier – Hahn – Firma – Frau –
Mann.
Eine runde Sache, ein bunter Ostertrip, eine Fotostrecke mit
Mieze Medusa und Markus Köhle am nächsten Donnerstag im Magazin
ihres Grauens: NEWS