Bischkek - Osch: TAG 3

Unter uns die
FERGANA Bergkette - schneebedeckt und beeindruckend
und über 4000 Meter hoch. Wir fliegen mit der kirgisischen
Fluggesellschaft. Keine kirgisische Airline darf auf EU-Flughäfen
landen (aus Sicherheitsgründen). Wir landen tadellos und ich freue
mich über das nach frischem Gummi riechende
Kofferförderband. Das
ist ganz neu und von "Van Der Lande". Neben dem Flughafen
ein
Fliegerfriedhof.
Fettschwanzschafe weiden (sicher irgendwo), Menschen bearbeiten
mit Harken ihr Land - wie fremd das anmutet, wenn das ohne Maschinen
gemacht wird, auch die Relativität von Mode sticht ins Auge.
Osch ist
gleich wieder ein Eck fremder, der höhere Usbeken-Anteil ist
evident, das Straßenbild und die Kleider bunt, auch blitzen wieder
mehr
Goldzähne, wuseln Kinderscharen rum und außerdem auffällig: big-fat-mamas bieten am Markt gigantische
Kartoffeln an. Ob die eigens gecastet wurden? Diese
Erdäpfelmatronen
wären 1000-Gulden-Fotos. Wahrscheinlich müsste man sie nur fragen,
ob man sie knipsen darf. Aber da fehlt mir leider die Sprachkompetenz
und so muss ich die
Kartoschkaglucken halt beschreiben, wie sie da
sitzen, ihr wallendes Kleid ausgebreitet, rund herum offene Säcke
mit Kartoffeln unterschiedlichster Größen und Sorten. Das sind
Kartoffelaufläufe besonderer Güte, Gesamtkunstwerke. Ach,
hätt' ich nicht grad gegessen, ich würde rohe Grundbirnen kaufen,
nur um zu sehen, wie sich so eine
Fleischkartoffelsymbiose in Bewegung
setzt. Ich bin verzückt! Der Bazar ist ohnehin ein konzeptionelles
Containerchaos und ein ausgeklügeltes Wellblechwunderwerk.
Im schnuckeligen
Vergnügungspark stirbt eine ausrangierte
Aeroflot-Maschine vor sich hin, vom Riesenrädchen aus kann man
schon ganz schön auf die weit ausgedehnte Stadt blicken, besser noch
vom Hausberg, der heilig ist und
Sulajman Too heißt. Oben dann Panoramablick total und viele Attraktionen z. B. die
Kinderwunschrinne
(aber nicht nur). Wandern macht lustig und hungrig: Drum, wo's
raucht, da lass dich nieder. Steht wo ein Blechtrog und es qualmt,
ist Schaschlick nicht weit. Sei nicht scheu und trau dich ran, die
stellen dir dann einen
Lagman auf den Tisch, der dich wieder
aufpäppelt und auch wenn dir das geheimnisvolle Kojenkonzept nicht ganz klar ist,
ist's doch gemütlich hinter den
Grillfleischschwaden mit Blick auf
den Hausberg.
Voll Osch, ey!
Dass ihr gelb-roter Mercedes-Benz-Bus auf seine alten Tage als
Marschrutka Dienst in Osch versehen würde, hätte sich der „Verein
für spastische, gelähmte und andere Körperbehinderte“ sicher
nicht gedacht. Schön auch, dass der gerade gefolgt wird von „Chuck
Norris Enterprise“, später dann rollt noch der „Werkzeugwagen
Rohrbereinigung“ an mir vorbei und ich frage mich, ob die Lenker
wissen, welchem Zweck ihre Kutschen einst gewidmet waren.
Das ist übrigens
Mischa der Bär. Mischa war Maskottchen bei den olympischen Sommerspielen 1980 in Moskau. Da war Kirgisien ja noch Teil der Sowjetunion. Mischa woht bei mir ums Eck. Ich wohn im
Hotel Sunrise und Sonne hatte ich heut auch genug.
Und genug ist allemal ein gutes Schlusswort. Ein Bier noch bitte!