Montag, 31. Oktober 2011

Barev


Im Zweifelsfall Ararat. Hier heißt alles Ararat. Das Hotel, die Bank, der Cognac, das Bier, die Bar, der Berg. Ja, der aus Funk, Fernsehen und Bibel bekannte Berg. Auf dem einst der Fährmann Noah seine Arche anlegte, als die Fluten wichen.
Apropos Gefährte und Straßenkreuzer. Viele klassische, kantige Ladas auf den Straßen. Lustig die mit aufgemotztem Soundsystem - wirkt sehr skurril. Das was bei uns aus verspoilterten, getunten Golf GTIs poltert, kommt hier aus Lada Taigas, Novas und wie sie alle heißen. Das Straßenbild ist - meine Erfahrungen anbelangend - eine Mischung aus Tunis und Athen.
Und zum Abschluss ein paar Fakten. In Jerewan leben 1,2 Millionen Menschen, 3 Millionen in ganz Armenien. Weltweit gibt es aber 10 Millionen armenisch Sprechende. Ach ja, Barev heißt so viel wie Hallo!

Samstag, 29. Oktober 2011

Schnorhakalutjun


Das heißt DANKE und ist armensich. Die haben 36 Buchstaben und da schaut das dann ganz anders aus aber aussprechen tut man es in etwa so. Ja, ich war in Jerewan, nein, den Ararat habe ich nicht gesehen. Aber jede Menge Anderes.
Live bloggen war leider nicht möglich, hab ich halt mal wieder analog den Kugelschreiber bedient und ein Notizbüchlein vollgeschrieben.
Eine Auswahl wird in den nächsten Tagen hier erscheinen.
Hier schon mal ein Blick (mit Baulücke) von oben.
Fortsetzung folgt

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Generation Projektarbeit


Bereits mit ihrem 2007 im Haymon Verlag erschienenen Debüt Taghelle Gegend hat Angelika Reitzer die literarische Landschaft nachhaltig bereichert. Darin leuchtet Reitzer in einer sehr bildreichen Sprache und luziden Detailbeschreibungen das Alltagsleben aus und erstellt somit ein literarisches Zeitbild von bleibendem Wert und bestechender poetischer Kraft. Diverse Stipendien und Preise (u. a. Reinhard Priessnitz Preis 2008, Marianne von Willemer Preis 2009) sowie der Prosaband Frauen in Vasen (Haymon 2008) folgten. 2010 dann der große Wurf.

Arbeitslosigkeit kommt vor dem Fall. Alles steht und fällt mit dem Job. Lebensrhythmus und Lebensqualität werden vom Job vorgegeben. Angelika Reitzer hat darüber einen unter die Haut gehenden Roman mit dem Titel unter uns geschrieben.
Am Anfang steht ein Familienfest. Die Eltern von Clarissa ziehen sich zurück in den emotionalen und beruflichen Ruhestand. Was von der Familie bleibt, sind alte Filme. Clarissa war Assistentin der Geschäftsführung und Loftbewohnerin, nun ist sie arbeitslos und in Untermiete bei Freunden.

Vom Loft über ein WG-Zimmer im Hochparterre in den Keller der heilen Familie von Klara und Tobias. In unter uns macht Reitzer Auflösungstendenzen beruflicher, persönlicher, und partnerschaftlicher Art evident und übt dadurch implizit Gesellschaftskritik. unter uns ist auch ein Roman über die relative Freiheit von Freischaffenden, über das Prekariat, die Generation Projektarbeit und die Job-auf-Zeit-Falle.

So offen wie die Zukunft der Protagonisten ist auch die formale Umsetzung des Textes. Reitzer erzählt nicht linear, sie verwebt verschiedene Ebenen miteinander, wechselt laufend die Perspektive, lässt Episoden ineinander fließen und ist dabei stets unaufgeregt im Ton aber sprachlich äußerst präzise.
Die Lebensentwürfe im weiten Feld der Kreativitätswirtschaft haben eigene Gesetze. Hohes Ansehen aber keine Absicherung. Selbstausbeutung steht auf der Tagesordnung und ist ebenso Voraussetzung wie hundertprozentige Flexibilität. unter uns ist ein sprechender und mehrdeutiger Titel dieses Romans mit der Hauptfigur Clarissa. Clarissa ist unter uns, verschwindet aber mehr und mehr, geht unter.
Es wird einem mehr bekannt vor kommen, als einem lieb ist. Lesen!

Kloschüsselsitzrandreinigung

So wie sich momentan die Brillen von 15-35jährigen in der Kreativ-Branche beständig vergrößern, vergrößern sich momentanauch die Klobrillen in Bahnhofstoiletten. Beide werden auch immer teurer. Also die Brillen einerseits und die Brillen - respektive Toilettenbesitz und -benutzungen andererseits.
Wohingegen sich bei den Nasenbrillen oder den Augen - wie meine Oma immer zu sagen pflegte ("Warte Bub, ich muss nur schnell meine Augen suchen!") - die Gläser vergrößern, verbreitert sich bei den Klobrillen der Rahmen, also die Aufsitzfläche.
Wenn mann ganz genau ist, muss man sagen, dass es gar keine Brillen mehr gibt, sondern nur mehr das Nackte, Kühle zum Draufsitzen und Selbstreinigen. Weil in die 1 € Zelle gehen ja nur die Kacker und die mit ganz, ganz großem (also kleinem) Schwanzproblemkomplex.

Das Inventar wird in Summe schlichter und ist auf das Wesentliche reduziert. Ein Thron mit großem Einschissloch und breitem Sitzrahmen. Keine Bürste, keine Dinge zum Mitnehmen oder Zerstören. Solide Kleiderhaken und an der Wand, nebst den metallbehältergeschützten Klopapierrollen ein Reinigungsmittelspender für die persönliche Kloschüsselsitzrandreinigung.
Man sprüht das Zeug also auf geknülltes Klopapier und ist sodann bis über den Ellenbogen eingesaut, ist mit einer Duftnote versehen,die man für den Rest des Tages nicht mehr los wird.
Eau de Toilette HaHa (Hamburg Hauptbahnhof) heißt der neue Renner (ja, ich bin ein Trendsetter), individuell gewürzt mit Selbstverdautem (je nach Küche der Saison), zu haben um schlappe 1 €, hält stundenlang und macht dich unverwechselbar.

Was? Das soll leicht beschissen sein? Vonwegen. Der wahre Beschiss ist der real existierende Parfumwahnsinn. Lieber 80mal sauber und gut abgekackt auf den Bahnhofstoiletten Deutschlands (in Österreich kann man noch für 50 Cent dafür fehlt's aber oft am Duftspender), als so ein Fläschchen Hugo, Escade, Gucci oder sonst was!
Wider den Parfumirsinn!

Ach ja, das Bild ist nicht in Hamburg entstanden. Sondern in...? Wer weiß es? Sachdienliche Hinweise erbeten, Belohnung ausgeschrieben.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Blogstoff


Zwischendurch darf an dieser Stelle ruhig mal aus dem Nähkästchen eines Literaturzeitschriftenredakteurs geplaudert werden.
STOFF - von Mode bis Mafia ist das aktuelle Thema und ich habe sie alle gelesen die Einsendungen und der Oktober, der jetzt auch wirklich einer ist, mit Wind und Brausewetter, war mir behilflich dabei.
Es war wie immer ein Wechselbad, ein Kaltwarm, ein Zappen durch Geschichten, Gedichte, Gedanken. Stoff genug für diesen Blogeintrag.
Der knallrote mobile Fahruntersatz wurde übrigens in Feldkirch gesichtet.