An sich bin ich ja kein Winterurlauber. Schifahren ist mir wurscht, Aprés Ski Rambazamba mehr als das. Aber wenn sich Arbeit und Vergnügen verknüpfen lassen, kann man schon mit mir rechnen. Wie zum Beispiel neulich. Mieze Medusa ereilte der Ruf, in der im Oktober 2015 eröffneten Kunsthalle in St. Christoph mit dem bezeichnenden Namen "arlberg1800" zu lesen. Als Lohn dafür dürfe man sich und einen Partner nach Wahl drei Tage dort verwöhnen lassen, hieß es. Da die "Contemporary Art and Concert Hall" zur Fünfsternehütte mit dem etwas irritierenden Namen HOSPIZ gehört, ließ kurzes Googeln erahnen, dass das ein fairer Deal werden könnte. Dem war so.
Wir traten also die Reise Richtung Arlberg an. Tätigten in Innsbruck noch dringende Sportbekleidungseinkäufe, hatten dann also Funktionsunterwäsche und Bücher im Gepäck und ließen uns überraschen. Ich war ja nur Gast und hatte vorerst nichts zu tun, außer mich vorzufreuen. Wurde dann aber flugs zum Special Guest und somit ebenfalls eingeteilt, zwei Texte in das anwesende Publikum zu schmettern und danach wurde fürstlich getafelt und kleine Bierchen gebechert (die großen sind dort die kleinen, die kleinen sind Pfiffe und wirklich große Biere gibt es nicht - daraus sollten wir lernen und ab dann wurde Wein getrunken).
Tags drauf dann ab in die Loipe. Wir spurten. Wir tankten Sonne. Wir doppelstockschoben uns durch die Landschaft. Wir diagonalten aber auch mit durchaus etwas Gleitphase. Wir ärgerten uns über die neuen Schistockschlaufen (unflexibel). Wir ärgerten uns aber über sonst nichts. Wir schütteten Glückshormone satt aus und weil wir wussten, dass der Muskelkater folgen musste, begaben wir uns fürsorglich in die Sauna. Wir schwitzten. Wir verloren kleine große Biere. Wir lachten über Saunabesucher die offenbar erfolgreicher im Trinken und dementsprechen kommunikativ aber nicht ganz aufgussresistent waren. Wir verbrannten uns die Fußsohlen. Wir bestaunten die Kunst in der Sauna und im Pool. Wir entdeckten Bekannte - Nikolai Vogel (war schon mal Gast beim Innsbrucker Prosa Festival und macht offenbar auch in Bildender Kunst). Wir ließen dem Sauna- ein Schäferstündchen folgen und verschliefen fast das Abendmahl - fast. Wir abendmahlten vorzüglich und löschten mit Riesling aus der Wachau. Wir lauschten den Bass-Harfe-Schwestern bei ihren originellen Versionen von "Sweat Child of mine" und "Weilst a Herz host wiar...." und wünschten uns das "Wochenendhäuschen in der Fickt-euch-Allee". Wir schliefen nicht früh. Wir spürten den nahenden Vollmond.
Wir lieben den Vollmond. Wir träumten bunt, worauf sich der folgende Tag monochrom weiß präsentierte. Wir wagten uns trotzdem ins Gestöber. Wir waren die einzigen Menschen in der Loipe. Wir sahen das Ratrack fast nicht. Wir waren froh, dass die gezogene Spur uns leitete. Wir waren froh, dass die Sicht dann doch auch wieder besser wurde. Wir hatten ähnliche Probleme wie die Abfahrer auf der Streif. Wir rissen aber keine Sterne. Wir schnitten Grimassen und belohnten uns mit Kaffee und Kuchen. Kräutersauna folgte. Essen natürlich auch. Oh wie wohl war uns am Abend.
Und dann schafften wir es tatsächlich am Sonntag Vormittag vor dem Konzert von Jasmine Choi (Flöte) und Giorgos Fragos (Klavier) bereits unsere Runden gedreht, geschwitzt und glücklich gewesen, um dann rechtzeitig gepackt und zum Zug gebust zu sein.
Wir verbrachten angenehme fünfeinhalb Stunden im Railjet, lasen und ließen die Tage Revue passieren.
Hat gut getan.
Merci Hospiz und "arlberg1800"
Montag, 25. Januar 2016
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