Donnerstag, 31. Dezember 2020

Fritz-Frizzante Portas

 oder Sektchen oder Proseccole? Egal. Hauptsache Brause in der Wanne und Prickel im Buch.

Es war nicht alles schlecht in diesem Jahr. Es sind auch Dinge passiert, die man sehnlichst erwartete. Es ist zum Beispiel das Buch „Die Vorbereitung der Tiere“ (edition laurin 2020) von his Diskursglitterhighness mit Schlangenfakeledergürtel Martin Fritz erschienen. Ja, Martin-ich-schreibe-momentan-nicht-an-einem-Roman-Fritz hat es endlich getan. Er hat ein Lesebühnen-und-Slam-Poetry-Texte-Buch geboren.

Es lässt sich viel Gutes über dieses Buch sagen, aber die vernunftbedingte Blogbeitragszeichenobergrenze verbietet es fast vollständig. Nur so wenig: Das Buch hat Samtpfoten, ein Wuschelfell und einen mords Potzn Hirn; es kann fliegen, pflügen und Horizonte erweitern. Die Lektüre ist mehr als eine Adventure-Kontroverse, sie ist Pflicht, Kür und Tonya Harding in Bestform. Vom Glatteis gleich in die warme Wanne, denn man kann sich auch einfach von Martin vorlesen lassen.

Zum Beispiel hier: https://www.youtube.com/watch?v=M2WeNWHFC-8

Martin-ich-kann-nicht-reimen-Fritz kokettiert in seinem Buch mit Schwächen und arbeitet „mit der Präzision einer sehr jungen Eistänzerin“ mit Vergleichen aus der Popkultur ebenso wie mit Bildern aus Szenen einer Ehe.Der Autor präsentiert uns stets beide Seiten seiner Medaille: den Meta-Martin und den Witz-Fritz. Die vorgeführten und vorbereiteten Tiere sind im Grunde auch nur Menschen aber immerhin bessere.

Martin krempelt um und die Literaturärmel hoch

Wären diese Tiere Essen, sie wären ein Lifehackbraten. Philologisch betrachtet ist „Die Vorbereitung der Tiere“ (DVDT) ein Konservatorium beglückender Wörter. Literaturhistorisch betrachtet ist DVDT gewissermaßen die Fortführung von Dietmar Daths „Abschaffung der Arten“ oder aber auch die Vorbereitung darauf. Jedenfalls rückt Martin-alles-geht-immer-nie-aber-man-darf-es-wollen-Fritz für uns aus, um uns die Welt zugänglicher zu machen und sie uns mit „kardanischer Aufhängung“ und somit allzeit anschaubar zu präsentieren.

Da müssen die Inhalts- und Handelsregister erst gar nicht gezogen werden, denn diese Texte sind, sie wesen, und wer bereit ist, sich ein bisschen auf die Kraft der Fritzschen Literatur einzulassen, wird mehr bedient werden, als gedacht.

DVDT ist patente, angewandte Lebensweltverkittung sanftes Abdriften ins gepflegte Koatlacklerische inklusive. Was bleibt: Wir wissen nicht, was kommt (doch bald ein Roman oder wieder ein neues Stück?), freuen uns aber auf alles wie die Bilche auf den Winterschlaf.