"Ich glaube, junge Autoren habe es heute schwerer. Die sind nervös bei der Frage, was zu sagen und schreiben erlaubt ist. ich gebe einen Scheiß drauf.", sagt Salman Rushdie im Interview mit Volker Weidermann. Rushdie ist laut Eigenaussage 78einhalb. Ich bin 50 und vier Monate und habe noch gut eine Woche hier in Indien. Wenn alles gut läuft, sehe ich heute noch das Meer. Habe jetzt zwei Nächte in einem Hotel verbracht, das vorwiegend davon lebt, am Flughafen spät Ankommende aufzunehmen und dann am nächsten Morgen wieder loszuwerden. Denn an sich hat hier niemand länger was zu suchen. Ich suchte. Vergeblich. Mit der Zeit ging sogar das Internet verloren. Alles was nicht .com URL hat, lässt sich nicht öffnen. Mein Mailprogramm stürzt andauernd ab. Fotos hochladen unmöglich. Aber ein fabelhaftes Frühstück. Man kann sich hier stundenlang alles Mögliche bestellen, dazwischen mit frischen Mangos oder Melonen neutralisieren und dann wieder weiter machen mit Dosas aller Art und heute hab ich per Zufall auch Erdäpfelkrapfle kredenzt bekommen, die mich sehr an meine Kindheit erinnerten. Jaja, immer wieder Kindheit, ich weiß. Ob "Heimat, Kindheit, Missbrauchtum" ein guter Titel für ein noch zu schreibendes Buch wäre? Jedenfalls habe ich Schreiblust. Nochmal kurz zu Rushdie: "Träume nur auf dem Papier.", sagt er auch. Das gefällt mir. Wobei ich heute sehr spannend träumte: Agententhriller-Style. War so spannend, dass ich glatt zehn Studen durchschlief. Mit einer Unterbrechung, die der Spannung aber keinen Abbruch tat. Denn wie immer in den letzten Tagen brannte mein Hintern und wollte gelöscht werden. Wie über die Verdauung und die Wichtigkeit derselben im "Der Gott der kleinen Dinge" von Arundhati Roy geschrieben wird, hat mir auch sehr imponiert. Das Buch war wirklich die ideale Reisebegleitung und ich werde mir auf jeden Fall was mitnehmen für kommende, eigene Projekte. Z. B.: Die Zwillinge (im Buch) glauben, wären sie im Bus geboren worden, hätten sie lebenslang gratis Busfahren dürfen. Und sie glauben auch: wer auf einem Zebrastreifen überfahren wird, dem wird das Begräbnis bezahlt. Das sind schöne Kleinigkeiten und überdies sehr originell humorvoll. Auf Sätze, die für die Reise wertvoll siind stößt man ohnehin permanent: "Nichts war sehr wirchtig. Nicht viel war wichtig." Oder auch: "Quelle seiner brüchigen Hochstimmung war die relative Geringfügigkeit seines Unglücks." Auf Sätze, die für das Leben insgesamt wertvoll sind stößt man aber auch: "Und wieder wurden nur die kleinen Dinge gesagt. Die großen Dinge lauerten unausgesprochen im Inneren." Und schon wieder bin ich in der Heimat, Kindheit, Habmichgern.
Um aber auch noch auf die Bananenschalen und die Kuhscheiße zu kommen. Nachdem wir neulich den Tempel mit sehr vielen Svastikas überall gefunden hatten, in dem fotografieren leider verboten war. Wagten wir (der ukrainische Kollege und die deutsche Kollegin) uns auf eigene Faust weiter und suchten einen Park, in dem wir gemütlich den Sonnenuntergang über uns gehen lassen konnten. Wir kamen dem Park sogar nahe, doch die Bananenschalendichte am Boden mehrte sich. Immer mehr flanierende Rindvieher schissen drauf und wir wählten unsere Schritte vorsichtig, glaubten aber immer noch, unser Ziel erreichen zu können. Doch dann ein Schrei. Die Luft zerteilte sich, das Bild fror ein, wir hielten inne. Da kam er, der Boss der Affengang. Er schrie noch mal, tänzelte elegant auf der Parkmauer rum, zeigte uns seinen knallroten Hintern und seine Armee, der nicht nur 12 Monkey sondern unzähligen, ihm hörigen Affen. Eine ukrainische und meine Brille verschwanden umgehend in unseren Hosentaschen. Wir waren gewarnt. Die Affen nehmen sich, was sie greifen können und verhandeln dann hart. Wollen mindestens Bananen, lieber aber noch Süßigkeiten und wahrscheinlich nehmen sie auch DRUK Bier, aber das zeigten wir ihnen nicht. Wir respektierten ihr Reich und zogen ohne weitere Verhandlungen ab. Rückzug auf der Straße der Bananenschalen und Kuhscheiße.
Donnerstag, 27. November 2025
Bananenschalen und Kuhscheiße
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