Sonntag, 17. April 2016

Dosenbier am Wolfgangsee


Strobl mal wieder. Zu Gast im bifeb, dem Bundes-Institut für Erwachsenen-Bildung, praktisches Versuchsobjekt der BibliothekarInnen-Ausbildung Ehrenamt.Es gibt verschiedene Teams mit jeweiligen Zuständigkeitsbereichen. Die Kursleiterin holt mich vom Busbahnhof ab, sie steht an der falschen Haltestelle, ich warte 20 Minuten, marschiere dann los – am Rad- und Fußweg, da hält ein Smart. Es ist Elke, die Kursleiterin. Wir fahren Smart am Radweg. Die Bevölkerung lernt uns kennen, macht kopfschüttelnd Platz – nette Leute. Noch 70 Minuten bis Lesungsbeginn.

Ich werde zum Abendessen geleitet. Alle haben schon, ich muss schnell noch essen. Alle haben Zeit, mir dabei zuzuschauen. Ich entscheide mich für ein leichtes, monochromes Mahl. Man kann es auch farblos oder blass nennen. Kohlrabicarpaccio mit Schafkäse – noch nie gehört, gesehen, gegessen – aber natürlich eine gute Idee, einen großen Kohlrabi einfach hauchdünn aufzuschneiden. Der Glanz, die Zartheit und Durchsichtigkeit verleihen dem rohen Gemüse etwas Edles. Bröselkarfiol und Käsespätzle – Dreierlei Weiß. Es mundet und liegt nicht im Magen, dann ist der im Vorfeld als Getränkewunsch geäußerte Espresso einzunehmen. Getränkebetreuungszuständige Susanne übernimmt und überwacht den Vorgang. Noch 50 Minuten bis Lesungsbeginn.

Zwei gesprächige Damen begleiten mich vom Kaffeetisch bis zur Zimmertür. Ich kann sie davon überzeugen, dass es nicht notwendig ist, vor der Tür zu warten und um dreiviertel Acht zu klopfen, zumal der Auftrittsort im gleichen Haus, einen Stock tiefer ist. Ich habe eine unbeaufsichtigte halbe Stunde zur freien Verfügung. Ich nütze sie für körperhygienetechnische Bedürfnisse sowie zur Programmerstellung. Der Blick auf den See kommt zu kurz – der Blick in die Bücher hat Vorrang.

Um dreizehn vor Acht packe ich meine Sachen auf dem bereitstehenden Tisch mit Stein- und Trockengras-Deko sowie dem gewünschten Wasser und kremple die Ärmel hoch. Um fünf vor wird die Tür geschlossen und begonnen. Die durch die Abholung verlorene Zeit wollte offenbar wieder gut gemacht werden. Nicht nur mein erstes Kohlrabicarpaccio also sondern auch meine erste Lesung, die früher beginnt, als angekündigt: ein besonderer Abend.

Eine Stunde später – eine weitere bisherige Einmaligkeit – werde ich in einer inoffiziellen Pause mit einem 4er-Dosen-Pack Stiegl-Bier beschenkt, eines wird auch gleich eingeschenkt. Es ist warm und schmeckt trotzdem. Durst ist der beste... ähm... Kellner? Erfrischer? Ein Sprichwort, das sich nicht etablieren wird. Biergestärkt geht’s munter weiter, bis mir der Schweiß auf der Stirn steht und das Hirn langsam aussetzt. In diesem Zustand darf ich dankenswerterweise zahlreiche Bücher signieren. Künftig werde ich vertraglich nicht nur vorher ein Kohlrabicarpaccio sonder für Hinterher (Zugabe und Signieren) einen weißen Bademantel wünschen (passt farblich und Udo ist ja nicht mehr).

Um zehn vor Zehn – perfekte Betthupferl-für-Erwachsene-Zeit – erreichen wir die Bar (Trockengras-Charme, Mini-Tuc-Cracker und Vollkorn-Fredi-Kekse). Musik als atmosphärisches Mittel wird negiert. Die Barfrau umgibt ein Eishauch. Man fühlt sich schlecht, wenn man etwas bestellt. Die will sicher längst heim in ihren Kühlschrank. Meinen Betreuerinnen gelingt es trotzdem mich gemächlich sanft betrunken zu machen. Nach Elf ist dann aber Schluss. Nix mit letzte Runde („Tresor zu!“). Keine Gnade. Die Eisfee verlässt ihre Wirkungsstätte und der zähe Kern – ein kleines Grüppchen aus Kursteilnehmerinnen, -leiterInnen und Kursgegenstandsversuchsobjekt – verzieht sich in den Spiel- und Fitnessraum. Wuzltime. Fünf Parien später: Go home time. Um Mitternacht: time out – dream time. Traumtag! Vielen Dank!

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