Mittwoch, 14. April 2010

Paradiso


Hab von gestern auf heute (18Uhr30 bis 7Uhr30), ein paar Stunden Schlaf inklusive „Paradiso“ vom aktuellen Rauriss-Preisträger Thomas Klupp weg gelesen.
Ja, gut. Nein, nicht schwierig nur mutig. Faserland, Fänger im Roggen (und auch, ja, Ehre, wem Ehre gebührt, Martin Fritzens Goldhendel-Text) fallen mir dazu ein. Klug gemacht das. Kalkül soll man da nicht gleich unterstellen aber der gute Klupp hat sich schon angeschaut, was in großem Stil funktioniert hat in den letzten Jahrzehnten und dann hat er das souverän und skrupellos, nein, das nicht, nur wissend, umgesetzt.

Die Figur ist nicht von Anfang an unsympathisch aber es spitzt sich zu. Der Held Alex Böhm ist nicht blöd aber dumm genug in manchen belangen und überlegen in anderen. Er hat Geld und sein erstes Mal war natürlich kein Fiasko (mit einer tschechischen Nutte!). Dafür entpuppt sich Kapitel für Kapitel was für eine menschliche Katastrophe der junge Herr und möchtegern Drehbuchschreiber ist.
Erzähltechnisch ist das simpel. Auch die Figuren treten auf und ab. Das Ich ist alles überstrahlend und untergehend auf Raten. Sprachlich windet sich der Erzähler: Vielleicht, ich weiß ja nicht, also... und wer sich entschuldigt, dem wird doch verziehen, nicht?
Ein effektiver Monolog, keine Dialoge, wenn, dann in indirekter Rede. Wichtiger ist aber immer, was er sich dabei oder an was er dabei denkt. Insofern sprachlich super konsequent und stimmig, in einem Guss, in 10 Kapiteln durchgezogen. Jawoll: Toll!

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