Ja, ich
würde gerne im Gefängnis gegenüber vom Schl8hof eine Lesung
machen, befürchte aber, dass sich das in der noch verbleibenden Zeit
nicht ausgehen wird. Das Gefängnis heißt sicher nicht Gefängnis
sondern vermutlich Landestrafvollzugsanstalt oder so ähnlich. Aber
ich seh kein Schild mit der entsprechenden Auffschrift, ich seh nur
Gitter und deshalb schreib ich Gefängnis. Vermutlich sähe ich ein
Schild, bewegte ich mich weg vom Schreibtisch oder googel-viewte ich.
Mach ich aber nicht. Ich stell mir lieber vor. Ich denke nach und
stell mir vor und stell mich dann, diese Kolumne schreibend, als
Nachdenkenden und Vorstellenden vor.
Der
Herbst ist ja auch die ideale Nachdenkzeit. Wenn was dabei rauskommt
– gut. Wenn nicht, dann ist die Zeitumstellung schuld. Die
Zeitumstellung ist als Universalausrede bis Dezember allgemeingültig
und anerkannt. Danach tritt der Vorweihnachtsstress an die Stelle der
Zeitumstellung. Dem Vorweihnachtsstress möchte ich dieses Jahr
entkommen. Ich sorge vor. Ich mach mir Gedanken, mit was ich wen
überraschen und beschenken könnte. Das Nachdenken macht mich so
also zum Vorausdenkenden und bewahrt mich vor zukünftigem Stress.
Eigentlich mehr als bedenklich, dass Stress so ein Modewort geworden
ist. Vor allem in der Weichnachtszeit. Die sollte doch eigentlich
alles andere als stressig sein. Aber zur Besinnung kommt man inmitten
der bald aus dem Boden schießenden Glühwein-, Geschenk- und
Punschhütten nur schwer. Da steht dann doch eher Benebelung der
Sinne am Programm. Wels benebelt. Wels berauscht mich. Wels
überrascht mich aber auch.
Kaum bin
ich ein paar Tage weg. Hängen plötzlich Fransen an den
Straßenlampen. Die klimpern im Wind und glitzern im Sonnenschein.
Die Straßenlaternenbefransung ist vermutlich die Vorhut der
Weihnachtsbeleuchtung. Die kommt so sicher wie Schwarz-Blau. Das ist
keine Überraschung und Geschenke sind auch keine zu erwarten. Minus
zehn Prozent ist wohl nur ein Vorgeschmack. Kürzte ich diese Kolumne
um zehn Prozent, müsste ich jetzt dann langsam aufhören. Aber nein,
das ist kein guter Vergleich. Denn kürzen tut Texten meist gut. Aber
Kürzungen im Förderungsbereich sind schmerzvoller. Die verdichten
nicht, die zerstören. Die zerstören Kulturarbeit genauso wie ein
Text zerstört wird, nimmt man ihm jedes zehnte Wort. Das hinterlässt
Lücken, ergibt keinen Sinn, macht Aufgebautes kaputt. Beispiel
gefällig? Voilà:
Wels
macht was mit mir. Wels gibt mir einen vor. Wels hat mich langsam im
Griff. Wels wickelt um den Finger. Wels verwöhnt mich. Wels klatscht
mich mit Veranstaltungen. Wels mag ich. Wels mag mich. Wels mich ab.
Wels nimmt mich auf. Wels verdaut mich. wird mich im Dezember wieder
ausscheiden. Wels hat eine Verdauung. Wels hat schon vieles
überstanden. Will ich mehr? Will ich mich noch mehr auf Wels
einlassen? Will mich in Lokalpolitik stürzen und in Bierlokalen
auffangen lassen? ich Spuren in Wels hinterlassen?
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