Der StaTTschreiber fühlt sich wohl. Er
verrichtet seinen Dienst nicht nach Vorschrift. Er denkt nach und
verfasst dann eine Nachlese. Ums Denken ging es auch gestern bei „Die
Menschen“ im Kornspeicher. Die Menschen gibt es seit 1986, das muss
man so erst einmal geschrieben haben. Die Gruppe „Die Menschen“
stellt Texte zu einem Thema zusammen und trägt diese dann vor.
Gestern waren die Gedanken frei und wurde der Bogen von Büchner über
Orwell bis zu Nestroy und Morgenstern gespannt. Das ist löbliche
Denkarbeit zum Wohle des Publikums. Denkarbeit lohnt sich immer. Aber
Vordenker möchte momentan wohl wirklich niemand bezeichnet werden.
Das Vordenkertum disqualifiziert sich grad via Plakat. Der
StaTTschreiber fragt sich ja schon, warum so etwas ankommt, fühlt
sich aber selbst angekommen und in die Welser Gemeinschaft
aufgenommen.
Der StaTTschreiber wird bestens betreut
und in allerlei Abendaktivitäten eingebunden. Er gibt sein bestes.
Gerne schlüfe er weniger. Er arbeitet daran. Es ist dies wohl der
große Unterschied zu bisherigen, ähnlich gearteten Tätigkeiten des
StaTTschreibers. Er war bereits Dorf-, Markt-, Stadt- und
Hotelschreiber, fühlte sich aber selten so gewollt wie in Wels. Das
mag damit zu tun haben, dass er nicht im Dienste der Stadt steht,
sondern eben von der Menge ermöglicht wurde. Das mag damit zu tun
haben, dass er nicht nur als StaTTschreiber, sondern auch als
Individuum wahrgenommen wird und insofern braucht hier gar nicht so
unpersönlich geschrieben und kann getrost zum Ich gewechselt werden.
Ich also.
Ich, so es stimmt, der erste und letzte
StaTTschreiber von Wels, fuhr ein Monat lang ein Bäckerfahrrad aus
den 1950er Jahren und fahre jetzt ein Klapprad aus dem 21.
Jahrhundert (Danke Bikerei!). Ich zeche im Black Horse Inn und in
Sonis Extrazimmer auf Kosten der Crowdfunding-Initiative von
pro.viele. Ich habe einen Schreibtisch im Schl8hof mit Zugang zur
Kaffee- und Waschmaschine sowie zum hauseigenen Zeitschriftenarchiv
und generell zu Informationen aller Art von rundumkundigen Menschen
vor Ort. Ich habe nichts gegen Transparenz. Wie man hoffentlich lesen
kann, wenn man liest. Ich habe nichts gegen Denken. Wie man
hoffentlich lesen kann, wenn man liest. Ich habe nichts gegen
Wiederholung. Wie man hoffentlich lesen kann, wenn man liest. Ich
habe aber etwas gegen die Vereinnahmung der Sprache.
Der Eine ist kein Vordenker. Der Andere
tut nicht, was richtig ist, er macht sich nur wichtig. Der andere
Eine lässt sich von den Seinen seine Kernkompetenz verspielen. Und
alle anderen spielen grad Nebenrollen, die nicht oscarverdächtig
sind. Wobei, der Oscar für die beste weibliche Rolle geht natürlich
an Ulrike Lunacek, weil Konkurenz ist schlicht nicht vorhanden. Da
möge sich Griss nicht grämen. Sie hatte ja bereits ihren großen
Auftritt im Film „Die Bundespräsident_innen“ der dann zur
Dramaserie mit Happy End ausartete. Schreibt man „ausarten“,
denkt mein Ich gleich an den Fernsehsender Arte und schreibt man „Die
Bundespräsident_innen“, denkt mein Ich gleich an „Die
Präsidentinnen“ von Werner Schwab. Womit wir wieder beim Denken
wären. Denken. Hingehen. Wählen.
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