Komm, hüpf auf Pegasus Schwingen und
lass dich entführen in den Himmel voller Geigen, Vögel und
Kindheitserinnerungen. Schnapp dir ein Buch, träum dich raus aus der
Wirklichkeit, erheb dich über die Realität. Ja, Literatur kann das!
Ja, Literatur arbeitet mit Bildern, Pathos und Schmiermitteln. Nein,
das ist kein Leseförderungs-Kampagnen-Text, das ist ein
Buchbesprechungs-Teaser „Für den Herrscher aus Übersee“.
Teresa Präauer wurde (1979) in Linz
geboren, lebt in Wien, hat Malerei und Germanistik studiert,
beispielsweise das Kinderbuch von Wolf Haas „Die Gans im Gegenteil“
illustriert und ihr Romandebüt „Für den Herrscher aus Übersee“
wurde neulich mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Bereits
2009 wurde sie mit „Taubenbriefe
von Stummen an anderer Vögel Küken“ (Edition Krill) auffällig
und demonstrierte ihr Faible für Vögel. Im Roman nun wird vollends
durchgestartet, abgehoben und der Phantasie Flügel verliehen.
Zwei
Kinder alleine zu Hause. Die Eltern auf Reisen. Als Lebenszeichen
gibt es täglich eine Ansichtskarte von irgendwo. Der Großvater ist
die alleinige Bezugsperson und liest vor, nein, interpretiert und
erzieht auf seine Art und Weise, hat aber auch Flugzeuge und
Beziehungen zu reparieren.
Es
geht ums Fliegen. Es geht ums Fabulieren. Es geht ums Einnehmen von
unterschiedlichen Perspektiven und es geht natürlich auch um einen
Großvater, der sich die Welt zurecht rückt, sein Lebensbild bunt
pinselt und versucht, dieses seiner Enkelin und seinem Enkel weiter
zu geben.
„Ich
sage euch ein Beispiel, das ihr nicht notieren müsst: Es kann einen
großen, bösen Vogel geben, was aber nicht heißt, dass der kleine
gut ist und umgekehrt. An beide sollt ihr zweitens, und das schreibt
ihr wieder mit, nicht letztgültig euer Herz hängen. Hoffen und
Erinnern, drittens, gehören zum Leben, es besteht aber zu größten
Teilen aus dem Sein. Hier macht ihr einen Unterpunkt: Das Sein
besteht aus Essen, Schlafen, Trinken und Fliegen. Alles andere folgt
daraus.“ (S. 90f)
Das
Ganze hat den Anstrich eines Märchens und wie es in Märchen so
üblich ist, rollen zwischendurch schon auch mal Köpfe aber das
Happy End ist gewiss. Das geopferte Huhn dient dazu, große
Lebenslehren vermittelt zu kriegen, die Japanerin ist das große
Sehnsuchtsbild und dann ist da noch die Fliegerin, die könnte das
Konzentrat aus allen im Buch handelnden und das Buch lesenden Köpfen
sein.
Sprachlich
schnurrt das tadellos dahin. Im Vortrag gewinnt das nochmals mehr.
Weh tut "Für den Herrscher aus Übersee" niemanden, gut vermutlich vielen, womöglich ist dieser Roman sogar ein Vorlesebuch für jung und alt
und das ist – zumal Weihnachten naht – viel wert.
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