Montag, 13. Juni 2011

Lektürekernsätze


Die Dichter, hieß es bei Horaz, wollen zugleich Erfreuliches und Nützliches über das Leben sagen, schreibt Franz Schuh, lese ich. „Die Grundeigenschaft der Niedertracht nimmt zu“, sagt der ORF Programmdirektor Wolfgang Lorenz im Interview und zwei Seiten weiter wird über originelle, organisierte Kriminalität berichtet: Banden saugen mit leistungsfähigen Staubsaugern Hartgeld aus Münzfernsprechern in ganz Europa. Harte Arbeit für echtes, hartes Geld. Das Wörgler Schwundgeld aus dem Jahre 1932 von Michael Unterguggenberger wiederum ist Österreichs berühmteste Zweitwährung. Heute gibt es an regionalen Währungssystemen den Waldviertler, den Styrrion, den Walgauer, den Klostertaler und den Leiblachtaler. Heute gibt es das Internet, früher gab es Versandhauskataloge, sage ich. So viele bunte Bilder, so viele Produktbeschreibungen. Apropos Beschreibungen: Wein ist das, was man trinkt, wenn das Bier alle ist, erklärt Max Goldt und 64 % aller Paare schauen sich beim Sex nicht in die Augen, steht zu lesen in „Intimität und Verlangen. Sexuelle Leidenschaften wieder entdecken“, geschrieben von einem Pionier der Sexualtherapie mit dem sprechenden Namen David Schnarch.

Weniger gemütlich als ein Bett ist eine Abferkelbucht, die ist gängig in der Schweinezucht. Eine Abferkelbucht ist ein Zwinger für die Muttersau, in dem sie sich kaum bewegen, nur die Zitzen bereit stellen (und somit praktischerweise die Ferkel nicht erdrücken) kann. 70 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen im Jemen kauen täglich Kat-Blätter. Danach haben alle geschwollene Backen, Kat macht euphorisch und gesellig, eine dicke Backe stört da kaum. Aber Kat braucht sehr viel Wasser und das ist – wie Freiheit – knapp im Jemen. Im Übrigen haben die Leute dort ohnehin gerade andere Probleme.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen