Montag, 15. März 2010

Jenseits von Lügen

Gerhard Roth: Das Alphabet der Zeit: Seite 564-682

Der Held entdeckt das Laufen für sich, das Laufen als Möglichkeit, sich ganz seinen Gedanken hinzugeben (an das Sterben denkt er noch immer häufig: „Die größte Rolle aber spielte Arthur Rimbaud für mich.“ S. 652).
Die Firmung steht an und weil die stets mit einem Geschenk verbunden ist, meldet er sich an, sowohl Geschenk, als auch Ausflug sind dann aber alles andere als die Erfüllung. Die Erfüllung gab es nur auf der Leinwand, da wurde „Jenseits von Eden“ gegeben: „Selbstvergessen saß ich im Ringkino und sah mich, wie ich sein wollte.“ (S. 598) Auch das Radio, der Rock 'n Roll und die Mädchen nehmen eine zunehmend wichtigere Rolle im Leben Gerhards ein. Sein erstes Mal allerdings scheint er nicht wirklich genossen zu haben: „Ich tat so, als sei nichts vorgefallen, aber ich empfand Ekel und Hass auf mich selbst.“ (S. 656)
Als neue Leidenschaft entdeckt Gerhard das Basketballspielen, eine Affäre mit einer älteren Frau öffnet ihm die Augen in anderen Belangen; er ist davon überzeugt, dass die Lüge zum Erwachsenwerden gehört:

„Ich fand mehr Geschmack am Erfinden als am Lügen. Das Erfinden ist der Neuentwurf eines Ereignisses in Form einer spontanen, improvisierten Erzählung, während die Lüge nur eine falsche Weichenstellung ist, die den entgleisten Zug wieder zurück auf die richtigen Gleise bringt.“ (S. 662)
Seine Sammlung von Krankheiten und Verletzungen setzt er übrigens munter fort und holt sich beim Fußballspielen eine Nephritis (die ihm später wenigstens die Untauglichkeit einbringen sollte).

Was ist die Hölle? vielleicht „ das Nichtverstehenkönnen und das Nichtverstandenwerden“ (S. 615)

Vertraute Klassifizierung: „Die moderne Kunst war damals in den Augen der meisten Betrug und jemand, der sich ernsthaft damit beschäftigte, ein Spinner.“ (S. 668)


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