Sonntag, 24. Januar 2010

Die vergebliche Heimkehr 2

Manès Sperber: Wien eine Träne im Ozean 9 (Seite 559-645)

Relly thematisiert die Rolle der Frauen. Dojno versucht zu trösten. „Laß, noch einige Trostesworte aus deinem Munde, und ich müßte mich aus dem Fenster stürzen.“ (S. 561) Irgendwie gelingt es Dojno aber doch eine Gaby für sich zu gewinnen. Josmar und Thea haben sich ohnehin endgültig gefunden und Hitler erhebt derweil Anspruch auf das Sudentengebiet. Der Krieg scheint unvermeidlich, Auswandern für Dojno daher unverantwortlich.

Gaby hat es nicht leicht mit Dojno:

„Komisches Wesen, ein Mann! Vor einigen Minuten noch war der Körper einer Frau für ihn alles, er war blind und taub für die Welt – jetzt liest er über die Schuhe im Mittelalter oder die Arbeiterbewegung nach Hitlers Niederlage. Wenn ich jetzt 'Hilfe' schrie, er würde mich erst nach dem fünften Male hören. Komisch, so ein Mann, sehr komisch!“ (S. 592)

Man erfährt von Stalins Gräueltaten, kann aber keinen Zweifrontenkrieg führen. Hitler bleibt der Hauptfeind, ihn gilt es zuerst zu besiegen und da gilt Russland trotz allem als sicherster Verbündeter. Frankreich interniert alle Deutschen und Österreicher, Stetten widersetzt sich: „Er lehnt es ab, Komplize einer Aktion zu werden, die seine Einsicht beleidigt.“ (S. 613) Stetten erleidet einen Herzanfall, versucht aber trotzdem Albert (der wieder mal Verschwörungsopfer ist) zur Flucht über die Grenze zu verhelfen und stirbt dabei selbst.
Dojno zieht frewillig in den Krieg.

Kleine Flucht und großes Vorhaben: „Suchen wir in diesem alten Armagnac Trost für die Dummheit der Zeitgenossen. Im nächsten Leben werden wir uns mehr mit Ästhetik abgeben.“ (S. 573)
Patentes Rezept: „Um glücklich zu sein, genügte ihm, sich an seine unglückliche Kindheit in einem lothringischen Dorf zu erinnern.“ (S. 636)
Aufopferung des Tages: „Nein, dir, Dojno, kann man wirklich nicht nachsagen, du hättest dich geändert. Ich erde vielleicht einmal aufhören, dich zu lieben, aber noch in der Sterbestunde werde ich mich bereithalten, dir mal schnell einen Kaffee zu brühen.“ (S. 561)

Weisheit des Tages: „Wenn man jung ist, kann man sich in Taten ausdrücken. In meinem Alter kommt es nicht mehr auf die Tat an, sondern auf die Haltung.“ (S. 617)
Weisheit 2: „Recht haben ist wichtig, aber nicht alleine sein ist viel wichtiger.“ (s. 641)

Stetten frevelt: Psychoanalyse ist die Brille der Blinden! (S. 625)
Beziehungstipp: „Man soll eine Frau nicht länger warten lassen, als sie braucht, sich die Hälfte der Vorwürfe auszudenken, die sie dem Geliebten an den Kopf zu werfen hat.“ (S. 574)

Zu klärende Fremdwörter, Floskeln:
Okarina: Blasinstrument, Gefäß-, Schnabelflöte mit 10-12 Löchern
captatio benevolentiae
: Elaborierte Form des Um-Ruhe-Bittens, „erheischen des Wohlwollens“ zB vor einer Rede, Theaterstück, etc.
nihil humani mihi alienum
: Nichts Menschliches ist mir fremd

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen