KTM hatte bei mir lange einen hohen Stellenwert. Ich spielte gerne Quartett und beim Motorrad-Quartett gab es eine KTM-Moto-Cross, die ziemlich gut war, fast so gut wie Heinz Kinigadner, der war Tiroler und erfolgreicher KTM-Moto-Cross-Fahrer und was wünschte sich mein Kleinkind-Ich: ja, eine Mini-Moto-Cross. Was hatte ich? Ein Vollgummifahrrad mit Stützrädern aber immerhin im Moto-Cross-Style. Den entsprechenden Sound hatte ich selbst zu machen: Mööh, mööh, mööh, mmemmem, möh... Bald schon konnten die Stützräder entfernt werden, ich wurde waghalsiger und der vorläufige Höhepunkt der Waghalsigkeit war, dass ich mich vom großen Bruder mit dem Puch MV50 Moped (und einem daran und an meinem Lenker befestigten Abschleppseil) ziehen ließ, jedoch recht bald die Kontrolle über mein Gefährt verlor, das ich jedoch nicht auslassen wollte und so halt in Western-Manier über den geschotterten Parkplatz gezogen wurde. Immerhin eine bleibende Erfahrung, die schmerzte so wie vermutlich KTM-Arbeiter*innen die Aussage von Bajaj schmerzte. Weil wenn die europäische Produktion tot ist, ist auch Mattighofen tot und so endgültig mehr Museum als Produktionsstätte.
Das mit dem hohen Stellenwert von KTM hat sich freilich rasch geändert. Der Tiefpunkt war die KTM-Motohall, die als Museum eingestuft und aus dem Kulturbudget finanziert wurde, letztlich aber nichts anderes ist als ein Stefan-Pierer-Mausoleum, halt ein mit öffentlichen Geldern aufgestelltes. Landeshauptmann Thomas Stelzer freilich sah das anders: „Die KTM Motohall zeigt in Oberösterreich ein Projekt von Weltformat. Was KTM hier hinsichtlich Emotionen und Engagement leistet, ist sehr beeindruckend. Zu spüren, wie motivierte Mitarbeiter hier Möglichkeiten wahrnehmen und gemeinsam mit KTM als Leitbetrieb einen Teil der Erfolgsgeschichte des Landes Oberösterreich mitgestalten, ist beeindruckend und motivierend – ich gratuliere KTM zur Umsetzung der KTM Motohall.“
Ich gratuliere dem Herrn Landeshauptmann zu diesem Statement. Was Stelzer zum Ausspruch Bajajs zu sagen hatte? Ich weiß es nicht. Ich weiß so vieles nicht und sehr wenig von Indien, werde aber in fünf Tagen eben dorthin aufbrechen. Damit ich also möglichst offen für die konkreten Indien-Erfahrungen bin, versuche ich hier im Vorfeld abzulegen, was mich an Indien-Klischees und -Bildern vorbelastet.
Was ich erst durch das Schreiben dieses Beitrags und dem damit verbundenen Rumgoogeln erfahren habe ist, dass Bajajs Großvater ein Adoptivsohn des indischen
Staatsgründers Mahatma Gandhi war, dass er aus altem, indischem Industrieadel stammt und dass die Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt Pune der Standort der KTM-Fertigung in Indien ist. Ob ich dort vorbei komme? Wir werden sehen. Morgen mehr.

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