Ich mache mich auf eigene Faust auf und ergehe mir die Stadt. Das ist in Taschkent Abenteuer genug. Weil es eine Stadt für Autos nicht für Menschen ist. Über den Verkehr und die Wichtigkeit des Autos werde ich wohl einen eigenen Text verfassen müssen. Ach, warum denn nicht gleich?
Sum ist übrigens die Landeswährung und aktuell entsprechen 14.000 Sum einem Euro. Nun denn, mein erstes Taschkent-Gedicht mit dem Titel:
Taschkentgültiges und Nichtiges
Sum, Sum, Sum
Nullen fliegen herum
1.000, 10.000, 100.000
Nullen fliegen
Sonst fährt alles Auto - Nein!
Alles staut, alles steht, nichts geht voran
Das kann nicht gesund sein, wenn's im Verkehr so nicht fließt
Das kann nicht Bestand haben, das kann nicht Verstand haben
Das kann nicht, soll nicht, darf nicht so weiter gehen
Gehen, haha!
Niemand geht hier, alles staut, allest stockt, nichts fließt
Nichts geht voran
Oh doch, der Kapitalismus hat längst seinen alles zersetzenden Turbo gezündet
Aber niemand geht hier zu Fuß
Gehen ist hier lebensgefährlich
Aber an sich so gesund
An sich - Ansichtssache, sagen sie
Die Autobauer, die Verbrennermotorlobbyisten und die I-build-my-dream-with-my-car-Traumkäufer*innen
I live in my dream, I live in my car, I sleep in my car because I can't move anyway
Anyway, haha! Alle Wege blockiert
Freilich muss man sich in seinem Auto wohlfühlen, wenn man so viel Zeit darin sitzt und steht
Da kann die Metro noch so billig sein (2.000 Sum)
Da kann die Metro noch so schön sein (sehr, sehr schön)
Da kann die Metro noch so regelmäßig fahren und einen pünktlich fast überall hinbringen
Wer Autofahren will, nimmt viel in Kauf, vom Kauf an
Sum, Sum, Sum
Nullen fliegen herum
1.000, 10.000, 100.000 Nullen fliegen
Eine Tankfüllung entspricht hunderten Metrotickets oder anders gesagt
Für den Preis eines U-Bahn-Tickets kriegt man 125 Mililiter Benzin
Nein, Yandex (das usbekische Uber) und Taxis sind keine Lösung
Die stauen auch rum
Sum, Sum, Sum alle stehen rum
Ich sag staunen statt stauen, herrichten statt neubauen, bewahren statt vernichten und statt vergessen: dichten
Aber die Nüsse, die Nüsse sind auf meiner Seite
Nüsse hageln auf Autodächer, jawoll Nüsse, haut rein
Macht kaputt, was die Stadt kaputt macht
Ja, das ist keine angesagte Autofiktion, das ist eher eine Autotirade
Irgendwas läuft hier verkehrt in der Verkehrsstrategie
Aber das ist nur meine Meinung, meine Ansicht
An sich gibt's ja viel Grün in der Stadt
Aber es ist eine Stadt für vier Räder nicht für zwei Beine
Es ist nicht meine Stadt, aber vorübergehend sehr einsichtsreich, Einsichtssachen die Menge
Einsichtssachen und Nullen, Nullen, Nullen
Nullen und Nüsse, Hammelhinternfett und Schaschlikschlaraffenlandschaft
Jeder Spaziergang ein Abenteuer und kein Abend teuer
Alles billig und recht überschaubar vom 17. Stock der Hotel-Uzbekistan-Panoramabar aus gesehen
Aus und alles gesehen?
Natürlich nicht: Ich sammle Eindrücke und Einblicke, mache Beobachtungen und Erfahrungen und halte fest, was mir wichtig ist
Nüsse
Nüsse und Küsse und falsche Schlüsse, nein, schon auch richtige und wichtige
Ich richte nicht, ich dichte und dachte, sachte Kritik ist als Auftakt-Blog-Beitrag dieser Zentralasien-Tour nicht verkehrt.
Hoppla, schon wieder verkehrt, jetzt hab ich für den Anfang aber genug Wörter aufgefahren und besser Wörter auffahren lassen als Autos, sag ich, aber das ist nur meine Ansicht
An sich kann ich diesen ersten Beitrag jetzt mit einem lieblichen Wortauffahrunfall Taschkentgültig beenden:
Taschkent ist eine Autooase an der Seidenstraße und ein Kurzbesuch ist nicht verkehrt
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