Das ist ein übertriebener Titel. Wien ist nicht unter Quarantäne. Heiligenblut, das Paznauntal und St. Anton am Arlberg sind aktuell unter Quarantäne. Aktuelles ändert sich allerdings gerade sehr, sehr schnell. Deshalb soll hier festgehalten werden, wie sich die Ereigniesse und Erlässe gerade überrollen. Zwei Tage vor der Schließung sämtlicher nicht lebensnotwendiger Geschäfte, zwei Tage vor der Schließung der Cafés, Bars, Gasthäuser um 15 Uhr, vier Tage nach dem Verbot, Veranstaltungen von mehr als 100 Leuten in geschlossenen Räumen abzuhalten. Alles große Einschnitte in unser aller Leben, die bald schon wieder überholt sein können. Deshalb hier ein simpler Bericht der letzten sechs Tage.
Wenn man mitten in ereignisreichen Zeiten ist, kommt einem oft ja das Festhalten des Passierenden gar nicht so wichtig vor. Man hört lieber die gerade laufende Pressekonferenz und erfährt dadurch eh nicht wirklich sehr viel Neues, vergisst aber darauf, was sich schon alles abgespielt hat. Was am Dienstag dieser Woche noch total erzählenswert war, kann ich jetzt niemandem mehr auftischen, alles längst Schmäh von gestern. Aber längst nicht unwichtig für die Entwicklung. Diese Woche ist eine permanente Zuspitzung, es seien die letzten Tage hier nachgezeichnet und dann versuche ich, am Ball zu bleiben.
Der Montagmorgen (9. März) begann so erfreulich. Eine Nachricht aus Meran in Südtirol. Herzlichen Glückwunsch, Sie sind unter den 9 zum 15. Meraner Lyrikpreis geladenen Autor*innen. Die Lesungen finden am Freitag, den 15. und Samstag, den 16. Mai 2020 in Meran statt. Oh, Meran - schön. Lyrikpreis - super. Auch schön, dass sie so optimistisch in die Zukunft schauen. In zwei Monaten wird man schon wieder nach Italien einreisen dürfen, denke ich mir am Montag, den 9. März am Frühstückstisch und freue mich auf die Reise dorthin.
Vorerst aber freue ich mich auf meine Lesung in Arzl am Dienstag, den 10. März in der kleinen Bücherei dort. Im Zug versinke ich fröhlich in Arbeit, ich komme in Innsbruck an und alles hat sich verändert. Seit Dienstag, den 10. März um 11 Uhr gilt ab Mittwoch, den 11. März die Regelung, dass Veranstaltungen über 100 Menschen in geschlossenen Räumen verboten sind. In der Bücherei Arzl hätten sicher keine 100 Menschen Platz, auch tritt die Regelung auch erst einen Tag später in Kraft, aber es wird, was ich durchaus verstehen kann, abgesagt.
Am nächsten Tag - Mittwoch, den 11. März - wäre ich Veranstalter in der Bäckerei: Slammer.Dichter.Weiter. mit Janea Hansen aus Wien und Emil Kaschka. Die Bäckerei würde die Veranstaltung noch erlauben, ich bin mir aber sicher, dass es besser ist, abzusagen. Weil ich keinerlei Überblick darüber habe, wieviel Menschen kommen würden. Tags drauf, geht dann eh die offizielle Meldung raus, dass bis 3. April mal alles abgesagt ist. Dass der reguläre Bäckerei Poetry Slam davon betroffen sein wird, war ohnehin klar. Wie auch immer - alles verständlich. Wenigstens treffe ich am Dienstag-Abend Freunde zum Biertrinken. War ich halt auf Pizza und Bier mit Freunden in Innsbruck (umgerechnet die teuersten Biere - Hotel musste ich ja schon bezahlen).
Am Donnerstag, den 12. März hätte ich einen dreistündigen Workshop im Gymnasium Stainach abhalten sollen. Der fällt natürlich aus. Ebenso die Moderation des Poetry Slams im ccw in Stainach am Freitag, den 13. März. Dafür bin ich seit Mittwoch wieder in Wien und habe vorerst alle Hände voll damit zu tun, Absagen einzufahren und Ersatztermine vorzuschlagen. Vier Termine wären es diese Woche gewesen. Eine Woche, in der ich ganz gut verdient hätte, wird zum Minusgeschäft. Wie es ausschaut, wird nicht nur der März sondern auch der April zur Gänze einkommenlos ausfallen. Das kann ja heiter werden.
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