David Foster Wallace - Unendlicher Spaß
Einerseits
ist es natürlich die unglaubliche Textmenge, andererseits Respekt
der einen vor diesem gewaltigen Buch erst einmal zurück schrecken
lässt. Wann soll man das nur alles lesen? Ich bin jetzt in Venedig,
links und rechts von mir Bücherwände und was zupf ich mir raus? Den
Wallace-Megaschinken: Schmökermoloch, Lektürehimmmelundhölle,
Buchstabenmoor... Ein monumentaler Monolith. Ja, wenn man sich
überwunden und Zeit gefunden hat, erst mal rein zu kommen, wirklich
ein unendlicher Spaß. Der „Bleiche König“ hat mich ja etwas
enttäuscht und liegt halb gelesen in Bettnähe. Hier bleiben mir
noch vier Tage, was wohl auch nicht ausreichen wird, mich durch
dieses Groteskgebirge zu fräsen. Aber der Anfang ist geschafft, die
erste 100 Seitenschneise geschlagen. Ein Versuch das bisher
Eingesaugte verdichtend widerzugeben.
Zu
allererst begegnen wir verstörenden Kapitelüberschriften wie „Jahr
des Glad-Müllsacks“ u. ä. Im Wallace Kosmos, der gespeist ist von
amerikanischer Populärkultur (aber nicht nur) bieten diese
Bezeichnungen einen Haltegriff, um das Folgende einzuordnen. Also
kein Jahr des „Hasen“ oder so, sondern ein „Jahr der
Inkontinenz-Unterwäsche“ u.s.f.
Der
Einstieg ist rasant und fährt gleich mit jeder Menge Figuren auf und
einem besonderen Merkmal: Die Figurenrede wird immer nur zum Teil
aufgeschnappt. Der vermutliche Hauptheld Hal ist einer Männerrunde
ausgesetzt. Es geht um die Aufnahme in ein
Tennis-Schul-Leistungszentrum. Und zapp: schon sind wir in einem
Kifferhirn, das uns zu überzeugen versucht, nun aber definitiv
aufzuhören. Und zapp: der saudische Minister für
Unterhaltungselektronik will unterhalten werden und macht dies zu
Hause, Unterhaltungspatronen konsumierend und eine Art Fresstablett
unters Kinn montiert. Und zapp: Hal ist älter und soll von einem
professionellen Konversationalisten zum Sprechen gebracht werden –
das gelingt, und wie! Furiose Verstiegen- und Vertracktheit – ein
Spaß! Und zapp: eine Düsterwelt aus vergangenen Tagen. Da wird
gekloppt und genötigt und die Unterschicht winkt. Und zapp: Orin hat
ein spezielles Verhältnis zu Schaben. Und zapp: alle haben ein
spezielles Verhältnis zu Drogen. Tatsächlich stirbt auf den ersten
100 Seiten auch wer. Ungewollt, aber doch. Schuld ist die
Beschaffungskriminalität eines Tablettensüchtigen.
Ach ja, mit
Tennis haben auch alle irgendwie zu tun. Fäden werden wohl noch
lange ausgelegt werden, hab ja erst ein Fünfzehntel gelesen! Die
Fußnoten im Übrigen erstrecken sich mitunter auch über mehrere
Seiten. So ist z. B. Orins Filmographie nachzulesen – aus dieser
stammt auch der Buchtitel.
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