Wer hätte das gedacht? Die Geburtsstätte der gesunden Watsche liegt in Norwegen. HAUGESUND weiß dies mit Bestimmtheit zu vermarkten. Stavanger hingegen ist die Hauptstadt des Öls und Bergen heißt so, weil sieben Berge die Stadt umgeben. Ja, sieben Berge und auf einen hirschte ich heut rauf. Der Floyen ist immerhin 320 Meter hoch und man kann eine Standseilbahn oder seine Beine in die Hand nehmen, um ihn zu erklimmen. Ich bin Resttiroler, ergo geländegängig und ausgelüftet gehörte ich auch, also machte ich mich auf den Weg und ehe ich oben war, wäre mir fast das reiche Frühstück hoch gekommen. Aber ich hielt tapfer durch und es unten und durfte dann den Überblick vom Oberdeck genießen. Die Sonne ließ sich auch blicken, da wird dann im Nu aus müdem Grau sattes Blau und alles ist gut. Regen mag zwar verbindend sein aber Sonne kann dann doch mehr. Danke Himmel!
Da flutete das gestern zugeführte Hansa-Bier die Poren und verließ mich wieder. Daraufhin besuchte ich die Hansehäuser in der Brygge. Holz, bunt, bekannt. Das sind die, die man von Bildern kennt.
Ich knipste auch. Dann kurz wieder Regen, damit man sich ja nicht zu gut fühlt und dann marschierte ich zum Galgenbakken, nicht jedoch ohne vorher ein Vermögen für Souvenirs und einen Norwegerpulli ausgegeben zu haben. I've got some money to burn and I burn it here! Das ist eine Möglichkeit, um sich hier wohler zu fühlen. Es gibt auch andere. Beispielsweise wollte ich mich gester belustigt über die beim Workshop kredenzten Erdbeeren äußern, da kam mir eine Einheimische zuvor und meinte: Wir müssen uns das Leben hier versüßen. Sei so!
Freitag, 19. April 2013
Donnerstag, 18. April 2013
Stimmungsaufheller am Frühstücksteller
Zufluchtsraum mit Duschgelegenheit |
Die Vorhänge zuzuziehen, hat sich als
gut erwiesen. Hätte ich das nicht gemacht, ich hätte sofort
gesehen, dass es keinen Grund zum Aufstehen gibt. Regen volle Kanne.
Sicht null. Stimmung schon früh morgens im Keller. Aber, da muss es
einen Stimmungsaufheller geben, denke ich mir und begebe mich
schnurstracks in den Frühstücksraum und siehe da, jetzt ist mir
klar, wie es der Norweger schafft, selbst den verregnetesten Tagen
kühn ins Auge zu blicken. Köstlichkeiten in allen Farben, von Fisch
über Fleisch und Käse und Kuchen über Bohnen und Omeletten und
frischen Säften und Filterkaffee, ja, Filterkaffee. Aber ansonsten
alles paradiesisch.
Wasser von oben, Wasser am Boden, Container und Kräne dazwischen |
Hätte ich was zu sagen, ich würde
einen Frühstücksbuffetkaffee-Ombudsmann einrichten. 1981 führte Norwegen
einen Ombudsmann für Kinder ein, einen staatlichen
Kinderbeauftragten, der alle vier Jahre vom König ernannt wird und
weitreichende Befugnisse hat, bereits 1978 eine Ombudsfrau für
Gleichstellung der Geschlechter. Da fehlt nur noch der Frühstücksbuffetkaffee-Ombudsmann. Norwegen erhöre mich – ich komme wieder und bin
guter Hoffnung.
Einstweilen tröste ich mich mit
Kiwiingwerjuice und groove in den Tag. Ich werde heute sicher noch
schwungvoll tanzen. Mach ich das alleine, dann führe ich den wilden
Einmanntanz „Halling“ auf, tanze ich zu zweit, dann mache ich den
„Springar“, bin ich bzw. sind wir dann müde, dann sollte es noch
für den „Gangar“ reichen. Traditionelle Volkstänze – ja, was
für Touris, ich bin einer.
Johanneskirche, guter Orientierungspunkt |
Mittwoch, 17. April 2013
Trollland
100 NOK = 13 € |
Mit „Hei“ und „Takk“ kommt man
schon recht weit. „Takk for maten“ würd ich gern zu wem sagen,
aber zum Essen werde ich wohl erst morgen eingeladen. Da sag ich dann
„tüssen takk“. Einstweilen übe ich mich darin, nicht
umzurechnen. BERGEN hier regnet es viermal so viel wie in Berlin,
steht im Reiseführer. Weiß nicht, wie nass Berlin ist aber jetzt
grad regnet es in Bergen und es macht auch ordentlich Wind, dafür
ist es noch bis 21 Uhr hell. November und Dezember sind nicht so
gemütlich da, hell wird es da nie und dass es weniger regnen würde
in diesen Trauermonaten, wäre auch gelogen. Ich bin hierher
geflogen. Mit KLM über Amsterdam. Davon hatte ich nicht viel, das
waren zwei Kurzflüge, die einem nur Süßes oder Salziges und einen
Blümchenkaffee einbringen.
Versteifte ich mich also auf die
Reiseführerlektüre und jetzt weiß ich, wie man in Norwegen
Stahlroste nennt, die quer über der Fahrbahn liegen und das freie
Umherwandern von Weidvieh unterbinden sollen, nämlich „Ferist“.
Eine Baustelle hingegen klingt weit poetischer: Vegarbeidsomrade
Ich spreche mehrmals laut „Vegarbeidsomrade“ vor mich hin, die Stewadress lächelt sich zu mir und ist um mein Wohl besorgt, sie versteht mich nicht, sie kommt ja aus Holland und ich will ins Trollland. Dort gibt es nämlich 24 Prozent Mehrwertsteuer, Husfliden-Läden und gute Bezahlung für alle Berufsgruppen.
Ich spreche mehrmals laut „Vegarbeidsomrade“ vor mich hin, die Stewadress lächelt sich zu mir und ist um mein Wohl besorgt, sie versteht mich nicht, sie kommt ja aus Holland und ich will ins Trollland. Dort gibt es nämlich 24 Prozent Mehrwertsteuer, Husfliden-Läden und gute Bezahlung für alle Berufsgruppen.
Nationaltheater |
BERGEN
ist die zweitgrößte Stadt und reich. Bergen profitiert vom
Ölreichturm des Westlands, Bergen ist eine Bankenstadt, Bergen war
Hansestadt und in Bergen legen natürlich auch jede Menge
Kreuzschiffe an, ab Mai dann. Jetzt ist eher noch Tristesse royale.
Weil Norwegen nach wie vor eine parlamentarische Monarchie und der
Thronfolger anscheinend eh ein klasse Bursch ist. 5 Millionen
Norweger und davon studieren insgesamt circa 150 Deutsch, nicht hier
in Bergen, sondern im ganzen Land. Es gibt an sich keinen Grund für
einen Norweger, Deutsch zu lernen, Norweger brauchen nichts von den
Deutschen. Norwegen hat Landschaft und seit den 1960er Jahren Öl.
Viel Öl. Norwegen ist der weltweit siebtgrößte Förderer und
drittgrößte Exporteur von Erdöl.
Reiseleiter Norbert und Klippfiske |
„Öl“ heißt auch Bier aber
das nur nebenbei. Jens Stoltenberg heißt der Ministerpräsident seit
2005 aber demnächst sind Wahlen, ob die Ap (Arbeiterpartei) dann
immer noch die Nase vorn haben wird, steht in den Sternen. Manche
haben nämlich die Nase voll von diesem komischen Sozialismus. Das
Geld aus den Öleinnahmen wird für die Zukunft angelegt und die
öffentliche Hand ist knapp bei Kasse. Ich hingegen übe mich im
Nichtumrechnen und frage mich, was wohl ein „Fiskeboller“ ist,
„Hundefotterfisk“ jedenfalls ist teurer. Morgen mehr.
Dienstag, 16. April 2013
Schwere Kost und Leichtsinn
Ohne Worte. Flughafen Wien. |
Sarajevo betrübt dich. Sarajevo hat diese Kraft, vermutlich noch länger. Du kommst am Flughafen an, bekommst mit, wie zentral dessen Funktion in der Zeit der Belagerung war, wirst in das Zentrum gefahren und sofort wird dir klar, wie spürbar die Folgen des Krieges hier noch sind. Dass Häuserfassaden Einschusslöcher aufweisen, die noch immer nicht geflickt sind, findest du anfangs erstaunlich, mit der Zeit dann immer trauriger. Du wills davon jedenfalls keine Fotos machen. Du versuchst dir in Erinnerung zu rufen, wie das damals war. Du hast gewisse Bilder vor Augen, du hast gewisse Aussagen im Kopf, von einer gewissen Eigenschuld ist da immer die Rede.
Ja, das Museum ist geschlossen. Nein, fragt nicht warum. |
Deine Verdauung hat es hier auch schwer. Du bestellst Cevapi wie es sich gehört, du langst auch bei den rohen Zwiebeln zu, das solltest du bereuen. Du trinkst besser vorausbeugend mehr
Sarajevsko. Du schläfst dann ja auch besser. Du hast ja auch Zeit dich auszuschlafen. Du schaffst die paar wirklichen Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten ja auch am Nachmittag, du musst feststellen, dass das Wetter in Sarajevo am Vormittag immer besser ist. Du hast an sich ja nichts gegen Regen, du willst aber auch keine nassen Füße haben, du darfst dich ja nicht verkühlen, du musst ja fit sein, für die Workshops und die Moderation. Du schonst dich also. Nein, du isst viel und gut und du trinkst mehr und besser vor allem Espressi zum verlieben. Du könntest dich auch in beinah alle Studierenden verlieben. Du findest nicht nur, dass sie perfektes Deutsch sprechen, du findest sie auch sympathisch. Du magst, dass sie schreiben und vortragen wollen, dass sie etwas zu sagen haben, dass sie die Bühne für sich reklamieren. Das versöhnt dich mit vielem. Du freust dich über deine Reisebegleitung (Doris) und du freust dich über den Organisator der ganzen Sache (Florian). Du bedankst dich an dieser Stelle mit einem großen HVALA. Du schreibst vielleicht später noch was. Du sagst vorerst ZDRAVO und auf Wiedersehen.
Florian und Doris |
Donnerstag, 4. April 2013
Troppautsch und Hupfingatsch
20 Jahre Österreichbibliothek Opava und ich als Textbeitrag zum Festakt der Verlängerung dieser Kooperation. Schön. DankÖ. Poetry Show in der Uni-Aula. Uni gibt es erst seit 1991 hier, wichtig war die Stadt aber schon immer. Quasi Schlesische Hauptstadt Österreichs. Recht viele Spuren aus dem Zeitalter Maria Theresias und auch die Uni selbst (zwar über die ganze, kleine - 60.000 Einwohner - Stadt versträut) in einem Barock-Palais. Auch schön. Wetter: nicht schön. Aber hier soll nicht darüber lamentiert werden. Ein Foto muss genügen. Am Foto auch ersichtlich, dass es in Opava einige Bausünden der Nachkriegszeit gibt, was damit zu tun hat, dass recht viel Industrie hier angesiedelt ist und war und die beschert der Region nicht grad gute Luft, bzw. bescherte ihr im Krieg viele Angriffe aus der
Luft und außer dem Rathaus (schön) war so ziemlich alles in Schutt und Asche.
Interessant, dass es ein eigenes Tourismusprospekt mit dem Titel "Fortifikation und militärische Denkmäler in Troppauer Region bzw. spielen Sie einen Verteidiger" gibt. Da erfährt man dann so Dinge wie die Schussweite einer Haubitze 38+ (11950 m) und die Kadenz pro Minute. Für mich war Kadenz ja bisher immer noch positiv belegt. Aber die Kadenz 600 einer Maschinenpistole schüchtert schon ein. Nicht schön, nur ganz schön skurril, derartiges Infomaterial. Ach ja, Opava hat eine tolle Entstehunglegende, in der Pfaue die Hauptrolle spielen. Das ist doch mal was!
Heute Ostrava. Da war ich letztes Jahr schon mal. In 39 Minuten geht's los. Also nichts wie auf.
Tina, Rostia und Rathaus |
Interessant, dass es ein eigenes Tourismusprospekt mit dem Titel "Fortifikation und militärische Denkmäler in Troppauer Region bzw. spielen Sie einen Verteidiger" gibt. Da erfährt man dann so Dinge wie die Schussweite einer Haubitze 38+ (11950 m) und die Kadenz pro Minute. Für mich war Kadenz ja bisher immer noch positiv belegt. Aber die Kadenz 600 einer Maschinenpistole schüchtert schon ein. Nicht schön, nur ganz schön skurril, derartiges Infomaterial. Ach ja, Opava hat eine tolle Entstehunglegende, in der Pfaue die Hauptrolle spielen. Das ist doch mal was!
Heute Ostrava. Da war ich letztes Jahr schon mal. In 39 Minuten geht's los. Also nichts wie auf.
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