Sonntag, 24. Februar 2013

TASHKENT

Denkmäler im Wandel: 1940 Stalin, 1967 Marx, seit 1993 Amir Timur
Autos weiß, Kleider schwarz, Kuppeln blau, Zäune türkis und Zähne gerne goldig. Soviel zu oberflächlichen Auffälligkeiten.
Schlaglöcher und Straßengräben. Löslichkaffee, Beuteltee und weiße Sprüche des Präsidenten. Soviel zu evidenten Ärgerlichkeiten.
Sowjetarchitektur prägt die Neustadt. Breite Straßen, riesige Plätze und massive Kastenbauten. Da und dort ein neues, orientalisch anmutendes Hochhaus mit Glas und runden Formen. Springbrunnen an allen möglichen Orten und wo kein Springbrunnen, da ein Semigur. Das ist ein geschichtsträchtiger Vogel.
Urwüchsige Bäume und davon viele. Im Frühling grünt's hier wohl prächtig. Grün auch die Uniformen der Wächter. Nicht hell, nicht dunkel, so ein landesflaggenpetrolgrün – sehr kleidsam. Die Kopfbedeckungen (wie nah „Bedeckung“ am Deckel ist, wird einem hier klar) sind ohnehin unschlagbar.

Die offizielle Arbeitslosigkeit ist gering, die tatsächliche nicht eruierbar. Die Großfamilie bietet Rückhalt. Der offizielle SUM-Kurs ist gering, die zahlreichen offenbar hauptberuflichen Wechsler bieten 30 % mehr. Der größte Schein ist ein 1000er. Ein Dollar inoffiziell 2600 Sum wert. Will man am Basar einkaufen, geht man mit einem Nylonsack voll Geld dort hin. Will man mehr einkaufen, braucht es schon einen Rucksack voll. Man wedelt mit 100.000er Packerln, die mit Gummibändern gebündelt sind.

Schal falsch. Zimmer im 9. Stock. Aufzug? Ja.
Die Einreise verläuft recht unproblematisch und flott. Das Gepäck wird noch mal gescannt und die ausgefüllten zettel gestempelt. Dann wird man ins Land entlassen. Eine Ankunftswartehalle gibt es nicht. Aber eine Taxifahrermeute, die sich auf einen freut. Für 3000 SUM sollte man in Tashket an sich überall hin kommen. Aber je nach Dringlichkeit, Verfügbarkeit und Wetter ändert sich der Preis natürlich. Auch gibt es offizielle Taxis mit Taxischild wie man das kennt. Aber noch viel mehr inoffizielle Taxis. Wer ein Auto hat und gerne Auto fährt, ist Taxler. Die Kofferräume sind etwas kleiner, weil sich darin der Gastank breit macht. Gurte hinten sucht man vergeblich, ein Taxameter auch, egal, es muss ohnehin verhandelt werden (vorher!). Die paar Touristen-Hotels kennen alle und man sieht sie auch von weitem.
Dass für Late-night-check-in im Hotel Shodlik nur die Hälfte verrechnet wird, ist toll. Dass es so ausschaut, als wäre für uns nicht reserviert, ist zur Ankunftsstunde (3 Uhr 30) weniger lustig. Aber wir werden schließlich aufgenommen und dürfen gegen 4 Uhr und 13 Stunden Reise in die Betten sinken. Daheim ist's grad Mitternacht.

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