Dienstag, 17. August 2010

Würgeerscheinungen


Ei rockte Bordsteine, Laserschwerter und Kerzenleser. Das kann nur ein interessantes Ei sein, das muss aufgeschlagen werden. Stimm dich ein, stimm nicht nachdenklich. Stumm rum. Stummfisch und Fleischstemmen stammt vom Splitterstempel mit Selbstgedrehtem – locker gerollter Spliff, was? Nicht Anspringendes ist nicht hier? Wie? Holt mich hier raus, mit Streitkeulen!

Gegen ich schwing, schwung, schwang, geschwongen und gegen ich bin bam-bam benommen lässt sich schwerlich etwas sagen. Holt mich hier raus, mit Würgeschlingen!

Erfolg ist hierzulande nur im Präteritum erträglich. Manche Präteritumformen wiederum gehören gefördert. Wie lange beispielsweise buk mir schon nicht jemand etwas. Wie lange stak schon nichts mehr in mir. Verzweiflung und Verwirrung ausgenommen. Holt mich hier raus, mit Kevlar-Messern!

Ja, ich fühl mich etwas unrund: „Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.“ C. F. Hebbel beruhigt mich wenig.
Noch immer sommergrippenbeeinträchtigt, sprunghaft und schnell müde.

Montag, 16. August 2010

Die kopfüber Zwergzerwürfnisse


Der Schleim fließt noch immer, die Schreibe hingegen ziert respektive zieht sich. Noch sind Sätze Schwerstarbeit. Wollen wir mich nicht überstrapazieren. Beginnen wir langsam mit Einworten, mit Titeln. Oft ist ja ein guter Titel schon die halbe Miete.

Gemengelagegemüse (könnte eine Mischung aus Kochbuch und Sprachspielen sein), Kapselschwelgen (hat Potenzial für ein melancholisches, lyrisches Ouvre), Konsensnonsens (Mainstreamblödeleien für Jedermann), Wohlstandsschlummer (ein Thriller im Schafspelz), Laserpulsquellen (eine Festschrift zum 50er des Lasers), Bilanzblitz (Schicksalsgeschichte eines Steuerberaters).
Die Verlautbarungsumwehungen
(Aufdeckergeschichte im Provinzpolitikumfeld),
Der Knipsblitz (Paparazzi Groschenroman), Die Scherbenschelte (Cut-up-Coming-of-age-Story), Der Abschleimer (Leidensgeschichte eines Lungenkranken).
Die Einspröde oder Fischen im Drüben (Metaphysisch verbrämte Plapperprosa), Der Walfleischfisch oder die Harpunenhalunken (Moby Dick reloaded) und Zanksplitter oder die Unbillrechnung (ein Bruderzwist in der Patchworkfamilie).
Hoppla, ich komm langsam wieder in Schwung. Endlich!

Donnerstag, 12. August 2010

Rotzpipn


Der Schwitzsieg oder
Ich bin nicht Herr über meine Körperflüssigkeiten oder
Meine Schweißdrüsen sind Legion und ohne Genierer oder
Wenn ich schon im Überfluss absondere, dann thematisiere ich das doch gleich und mach's zu einem unverwechselbaren Markenzeichen, so quasi: Nur Schweiß da, wenn auch Schweiß rein floss; Der Schwitzsieg also oder
Ich bin ein Schwitzer und ein Schleimer.

Ich huste und pfeife aus allen Löchern, ich habe eine Sommergrippe. Juhui.
Draußen alle nackt und brav Sommer.
Ich im Bett, im Schweiß, im Elend.
Draußen alle unter freiem Himmel und Naturdrogeneinfluss. Ich unter der dicken Decke und teetröge.
Alle Körperkanäle verrotzt, die Nase rot, der Hustauswurf ocker.
Sommergrippe sucks!

Montag, 2. August 2010

Der Formulierflatteur


Was brauchen Schriftsteller reisen, so lange sie Phantasie haben?“ Schrieb zwar Robert Walser, aber um die Gasse in Zürichs Altstadt, das seinen Namen trägt, entdecken zu können, musste ich schon dort hin fahren. Das nicht befahrbare, sehr schmale Gässchen führt vorbei an einem Gasthof, in dem Goethe war, verrät die Fassade. Sapperlott!

Eine Dichtung muss sein wie ein schöner Anzug, der dem Käufer flattiert.“ Der Flatteur ist nicht nur als Wort etwas aus der Mode, generell sind Schmeichler eher im Rückzug begriffen. Dass aber ausgerechnet Robert Walser dem Käufer flattieren will, das überrascht. Oder meint er mit „eine Dichtung“ nicht seine? Seine Gedichte übrigens, bzw. eine Auswahl davon sind unlängst im Insel Verlag erschienen, zusammengestellt und kommentiert von Urs Allemann.

„Der Schnee fällt nicht hinauf“ heißt das Bändchen, das nicht nur RW-Fans heiß empfohlen sei. Die Lacrima ex machina beschreibt der grandiose Basler Vorleser, Dichter und Kommentator Allemann beispielsweise so: „Die Träne, die, um den gewünschten Melancholieeffekt heraus zu wirtschaften, dem Auge durch äußere Stimulierung entlockt werden muss.“

Zum Abschluss tröstende Walser-Worte für jene, die sich Sorgen um den sich schleichenden Sommer machen: „Sorgen haben müssen, das verfeinert das Leben und gibt dem Tag einen, wenn auch engen und kleinen, so doch innigen Anstrich. Es ist doch ganz gut so.“


Sonntag, 1. August 2010

Schweizer Bundesfeiertag


Alles beflaggt, alle Lebensmittel mit Schweizerkreuzen aufgemotzt und beim Bäcker wird die Pro-Patria-Plakete um schlappe 5 Franken angeboten. Beim Laufen gestern, am Nachmittag des 31. Julis, kam ich schon fast nicht mehr durch, weil überall Stände aufgebaut wurden. Schön, dachte ich, 2 Tage lang Sause. Und jetzt, um 12 Uhr Mittag sehe ich nichts mehr. Alles abgebaut, Spuren beseitigt, vorgefeiert!
Und das legendäre Feuerwerk begann um 23Uhr15!
Ja, 23Uhr15 bis Mitternacht und danach bzw. heute dürfen die anderen ihr Privatvermögen in die Luft schießen. Den offiziellen Teil bestritten zwei Feuerwerksschlachtschiffe im Auftrag der Stadt (von einem privaten Hauptsponsor großteils getragen). Die ankerten links und rechts der Mittleren Brücke mitten im Rhein und sprengten den Himmel. Ein so noch nie gesehenes Protzgeknalle das freilich beeindruckte aber mitunter fast auch ein bisschen ängstigte. Gut, dass der Lichtregen das optische Hallali immer schneller als der Schall war und danach dann das flüchtige Schmauchspurgekröse.
Merke: Die Schweizer feuern nicht nur früher, sie feieren auch früher und schneller. Ein herkunftsbedingter Gemütlichkeitsvertreter hat damit natürlich seine Schwierigkeiten.

Samstag, 31. Juli 2010

Die Gurkenhebebühne


Ich bin gerne gewillt anzuerkennen, dass die Gurkenhebebühne kein Schweizer Phänomen ist, doch mir ist diese zugegebenermaßen nicht unpraktische Erfindung eben erst hier in Basel untergekommen. Denn ja, aus dem Chemieunterricht weiß man noch, dass man nicht mit Gabeln rumstochern soll im Gurkenglas, eine Gurkenzange aus Holz ist nicht in jedem Haushalt eine Selbständigkeit und wenn man dann einfach so in der Essigessenz herumfingert, dann hat man den Geruch mindestens bis zum nächsten Mal Geschirrspülen an den Fingern.
Ich hab nichts gegen Gurkensudodeur, Liebkosungen hab ich auch keine auszuführen, dennoch: Die Gurkenhebebühne ist eine Alltagserleichterung, eine Errungenschaft, die einem den vollkommen unbedenklichen und überaus gesunden Gurkenkonsum erleichtert, so lange erleichtert, bis nur mehr ein paar Gürkchen im Glas schwimmen, die sich durch das beständige Heben und Senken der Gurkenbühne unter diese verloren haben.
Diese Gurkenindividualisten kann man durch Schräghalten der Hebebühne versuchen zu fischen oder sich einfach auf altbewährte Weise angeln.
Denn ja, trotz allem: Ein Leben ohne Gurkenhebebühne ist noch immer vorstellbar!

Montag, 26. Juli 2010

Füdlischwinger

Mit ziemlicher Verspätung ein paar Blüten aus Schweizer Zeitungen. Am 1. Juli 2010 fragte eine Schlagzeile auf dem Titelblatt der Blick: "Was darf bei Dessous hervorblitzen und was nicht?" Das ist schon mal eine gute Frage aber es ging weiter: "Wie bleiben Brust und Füdli in Form?" In der Rubrik Mode & Beauty hätte es vermutlich Antworten darauf gegeben, jedenfalls wurden "Sommermoden-Trends mit Gebrauchsanweisung" angekündigt. Ich las aber nicht nach, sondern behielt mir Füdli als Wort, dessen Bedeutung ich nicht kenne und so selbst mit Sinn füllen darf (demnächst eine Füdli-Abhandlung an dieser Stelle bzw. ein Foto).
In der Aargauer Zeitung eben jenes Tages wiederum wurde gefordert: "Die Schwinger sollten neun Kränze holen bei der Eidgenössischen" Wer oder was sind die Schwinger? Was machen sie? Sport? Begräbnisse? Sind die Kränze gut oder traurig?
Ach, schön ist es in der Fremde zu sein, man kann sich so viel fragen und wundern.

Sonntag, 25. Juli 2010

Erlauflesen


Die Lesung mit vermutlich höchster Gesamtniederschlagsmenge überlebte ich neulich in der Brau- und Messestadt Wieselburg.

Literatur & Wiese
hieß die Veranstaltung vom Kulturverein halle2. Dafür, dass aus Wiese Brücke wurde, sorgte der nichts Gutes prophezeiende Wetterbericht und pünktlich zu Beginn der Lesung brachen die Wolken auch beeindruckend hernieder auf das zwei Messehallen verbindende und die Kleine Erlauf überquerende Glied in Glas und Rot.

Da im Wiesenfall bei einem Mostheurigen gelesen worden wäre, gab es auch – wir sind ja immerhin im Mostviertel – nur Most und der hat gut 8 % Alkohol, dass da danach mit lokalem Bier zurück getrunken werden musste, war allen Nichtnachhausegehwilligen klar wie Obstler.

Für mich bleibt Wieselburg jedenfalls als Brücken- und Leuchtenstadt in Erinnerung, denn der Traditionswurstbetrieb Moser überbrückt mit seinem Fleischverarbeitungskomplex die Bundesstraße und diese wiederum wird von ästhetisch ansprechenden Solarenergieleuchten mit Bewegungssensoren gesäumt.
Schwarze Pute
heißt das Aushängeschild der 35 mal mit Verdienst-Medaillen dekorierten Gebrüder mmm...Moser, die Saumaisen sind auch nicht zu verarchten und beim Reschinsky kann man überdies gut Eiskaffee schlürfen.
In Summe ein lukullischer Aufenthalt.


Mittwoch, 21. Juli 2010

Zurückbergen

Ich sah auf das Meer
Und sagte: Adieu!
Das war's dann wohl wieder
Muss zurück in die Berge
Die brauchen mich dort
Haben ja sonst nicht viel
Abgesehen von Höhen
Mehr nicht

Sonntag, 18. Juli 2010

Der Meerfreischneider

Ich sah auf das Meer.
Da wellte sich was.
Schlecht verlegt, dachte ich.
Schäumt ja vor Wut. Wirft sich hoch, schlägt Falten.
Rausschneiden und neu verlegen, dachte ich.
Klarer Fall von Pfusch.
Stanleymesser her: Reinstechen, rausfetzen, neu machen.
Farbe kann ruhig bleiben. Blaugrün ist ja dankbar.
Wer ist der Zuständige für diesen Wellenwurf?, fragte ich.
Und mit Verlaub, ich verspreche Besserung.
Ja, ich habe Hand, Fuß und Sachverstand.

Hab schon zigmal Meer verlegt.
Kommt man ja nicht umhin als weltgewandter Mensch.
Ist ja zu zwei Drittel blau die Welt.
Der Rest ist Hoffnung, jaja.
Mehr als ein Rauschen war nicht zu vernehmen.
Seltsame Person, dachte ich, soll doch froh sein, dass sich wer kümmert.
Nur im Sand verläuft sich ja alles von selbst.
Wer mehr will, braucht Pflege.
Ich diene mich an, ich bin bereit, sagte ich.
Ich zückte mein Messer, der Boden zuckte.

Schlecht verlegt und schreckhaft, dachte ich.
Klarer Fall von Gewissensbissen.
Vielleicht gleich mit dem Freischneider behandeln, dachte ich.
Ich startete Freund Freischneider, gab Gas und sprach:
Ich erlöse dich von deinen Sünden, Umständen und Grundverhaftungen.
Mach dich frei, lass los, heb ab!
Meerspäne und Gischtfetzen flogen, Sandbänke wurden auf die Plätze verwiesen, der Horizont plan gehobelt und Strandgut trat die Stelle von Universalunheil an.
Im Urlaub darf man sich die Landschaft schon zurecht rücken, dachte ich, denn:
Der Urlaub ist ein Spiel- und Handlungsfreiraum.
Was ja schon fast aphoristische Qualitäten hat und somit als Moral herausgehoben werden kann.

Eine Schlusspointe vielleicht?
Strandgut, Sandbank und Sonnensegel machen Urlaub am Bauernhof.
Strandgut schleppt Buttermilch ab, Sonnensegel Strohstreu und die Sandbank bleibt auf der Sackkarre hocken. Gemeinsam machen sie sich ein Fass ohne Boden auf, lassen die Schwarte krachen, die Sau raus und die Sonne rein. Alle sind erleuchtet und erkennen sich gegenseitig. Worauf eigentlich nichts mehr folgen kann.
(Fortsetzung folgt)