Freitag, 26. März 2010

Vergangenheitsverrollungen

Richard Obermayr: Das Fenster (Part 2: Seite 41-70)

„Ich wollte hinein und dazu gehören.“ (S. 41) Aber die Geschichte wirft den Helden raus aus seiner Vergangenheit. Aus seiner Vergangenheit verstoßen, das stelle man sich mal vor! Das ist ein Sachverhalt, der nach einer ungewöhnlichen sprachlichen Umsetzung schreit, verlangt. Das ist ein Sachverhalt, der sich nur mit einer zu findenden Sprache ausdrücken lässt. Als ob, als würde, als stünde... Ständig müssen Vergleiche herangezogen werden, um das so nicht Bekannte darzustellen:
„Immer noch wirkte diese Welt auf mich, als warte sie nur darauf, dass jemand die richtige Frage stellt und alle hier ruhenden Antworten zum Leben erweckt.“ (S. 44)

Große Fragen: Wohin verschwindet eine Rolle, nachdem sie der Schauspieler abgelegt hat? Wird die Zeit nur durch den Wunsch, sie in Bewegung zu sehen, in Gang gehalten?
Große Vorwürfe: Das Haus, ihr Haus, angefüllt mit verfehltem Leben.
Große Befürchtungen: Das Neue wird weniger, die Wiederholung dominanter und alles was man versäumt hat, wird einem irgendwann abgehen. „Ich fürchte, dass am Ende ich alleine zuständig bin für den Reichtum und die Vielfalt dieser Welt.“ (S. 70) Das ist natürlich eine ungeheure Last. Das Ich hat den falschen Weg eingeschlagen und ist jetzt gänzlich neben der Spur, erlebt immer wieder diesen einen Tag, so lange, bis er gelingt. Doch die Wirkung des Schusses verzögert sich „die Kugel traf in Raten“ (S. 55). Der Held führt sein Leben weiter „im Vertrauen auf das Verhängnis“ (S. 56), bis wieder ein Tag überläuft.

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