Freitag, 24. Dezember 2010

Präfixe auf Shoppingtour


Eine Konsumgeschichte.

Ver, Un und Um treffen sich im Super, um Eigenschaften einzu. Die Stimmung ist. Alle drei erwarten sich. Ver findet ein Wirsch. Das passt ihr aber nicht. Um zieht das Wirsch auch an. Es schaut ganz gut aus, zwackt aber ein bisschen. Passt also doch nicht ganz. Un ist eine Nummer kleiner und schnappt sich das Teil. Unwirsch, da ist die Latte natürlich hoch gelegt. Ver schmollt und Um grantelt. Unwirsch ist eine Wucht und wirft das gefundene Gänglich zurück auf den Wühl. Ver sah damit nach Begräbnis aus und Um zu farblos brav. Um wollte was leicht Schrobenes, Ver was schwer Sägliches. Da erblickt Um ein Rückt. Das zieht sie magisch an, aber schließt sie mit ihrer Form dann doch aus. Um nicht ganz eigenschaftslos bleiben zu müssen, schlägt Ver zu, tretet das zurückgehaltene Wolkt an Um ab, und drückt damit dem Ereignis einen Stempel auf.
Unwirsch Umwolkt Verrückt und alle gehen zufrieden nach.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Himmelstreppe mit Abschussrampe

Was haben Termiten und Nacktmulle gemein?

Sie leben in Staaten.
Was haben Biber und Quallen gemein?
Sie leben in Kolonien.
Was haben Fruchtschelfen und Furchtschleifen gemeinsam?
Alles, bis auf ein i.
Was bleibt der Poesie, wenn man ihr das i abzieht?
Die Pose.
Und was ist das Gegenteil von Pose?
Authentizität.
Und das Gegenteil von guter Poesie?
Poserpoesie.
Pseudopoesiebezugszeugs nervt schlicht gehörig. Das ist bloß Wohlstandszank mit Schlaglichtern auf Betroffenmach-Schicksalen. Gefälliger Betonschwund einerseits und überaffektiertes Hysteriegehabe andererseits aber nichts Wahres nur kalkuliert Konstruiertes. Argumentative Dichtung ist Teerpappe! Zähe, schwarze, klebrige Dichtmasse. Eine reine Oberflächenerscheinung, nichts wesentlich Innerliches.
Was ist wesentlich? Was innerlich?

Blendbäume

Der Fetzenfisch tarnt sich gut, er schmückt sich mit langen, grüngelben Anhängseln die ausschauen wie Algen. Der Fetzenfisch ist ein wandelnder, ein schwimmender, ein tauchender Weihnachtsbaum und Weihnachten eine tickende Stimmungsbombe. Der Bomberwurm wiederum zündet eine grüne, biochemische Blendgranate, wenn er in Bedrängnis gerät. Was macht man als Familienmitglied in Weihnachtsfeiertagsbedrängnis? Sich mit Alkohol gefügig. Anders gesagt: Man bemüht sich um einen ordentlichen Fetzen. Man versucht eher ein Chamäleon als ein Vogel zu sein. Der Blaufußtölpel wiederum ist ein Vogel, der mit seinen leuchtenden Füßen zu überzeugen sucht. Eine schwierige Position, das hat jedes Familienmitglied für sich selbst zu entscheiden: Entweder untergehen oder auffallen und apropos Untergehen, Fetzen und Wasser: Beim Waterboarding wird Ertrinken simuliert. Fetzen übers Gesicht: Wasser auf Mund und Nase. Familientreffen müssen keine Folter sein, sind aber oft nicht sehr weit entfernt davon. Sie haben vieles gemein.


Freitag, 17. Dezember 2010

Herzauflauf

Wirf den Schluchzkraftverstärker an, mach das Traurigkeitsdoping klar. Mir ist nach metamelancholischen, ironieverbrämten Heulevozierungsflausen.

Na das kann ja was werden.
Was heißt was werden? Wir sind. Du bist, ich bin. Du bist mein Weichziel.
Was soll denn das heißen? Dass du dich gut, weich angreifst oder dass du gut ausweichst, wenn ich dich angreifen will? Ist ein Weichziel etwa eine dialektische Angelegenheit?
Beziehungszeugs ist immer höchst diffizil und dialektisch.
Öha. Ob mir das nicht zu viel schwierige d-Wörter sind?
Nur nicht defätistisch werden mein Dusseldäumling. Rück mal raus mit einem flotten Kompliment, ruck zuck.
Ähm... Du bist der Saum meiner verwahrlosten Gefühlsböschung.
Gefühlsböschung? Böschung klingt nach Wildwuchs und ich soll dich maßregeln? Geht’s nicht vielleicht etwas lieblicher?
Du mein von Wicken umranktes Blütenblätterhaupt reckst mir doldendrall deinen Bestäubstempel entgegen.
Geht’s nicht vielleicht etwas weniger lustgesteuert? Die Gegenwart erlaubt uns die Lustprinzipsteuerung, das ja. Aber ästhetische Grundprinzipien dürfen darob nicht den Bach runter gehen.
Jetzt sei doch nicht gleich so barsch.
Hamletbarsche können das Geschlecht wechseln und es mal so mal anders treiben.
Das klingt interessant.
Interessant ist auch Tatsumi Hijikata Lebensmotto, das da lautet: „Ich bin noch nicht geboren geworden.“
Für dieses Zitat gibt’s jetzt 'n Orden.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Ehebrunnen




Ehestreit in Ewigkeit!

Best of Brunnen


Nürnbger ist nicht nur Lebkuchen- sondern auch Brunnenstadt. Dieses Prachtexemplar war von mehreren Betonkugeln eingesäumt. Das Wasser in den Schalen natürlich gefroren und voll Weihnachtsmarkt- und Glühweinstandmüll.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Traumfigurknete


Was mir eine Straße in Nürnberg alles erzählte: Hollywood American Style Nails bietet eine Neumodellage um 24 Euro und Auffüllen um 20 Euro an. Pinienzapfen kosten 1 Euro. Club beendet Horror Advent. Mobiler Surf Stick um schlappe 0 Euro. Option Laptop Internet Flat monatlich nur 20 Euro. Schlemmerwochen bei Martin Optik. Comfort Funk Gong Home Tec CFG 1000. Stahlharter Abwehrriegel Panzerriegel PR 2700. 10 Stück Strasssteinchen nur 4 Euro. Brautkatalog 2011 ab sofort erhältlich.

Doppelwandige Thermopumpkanne


Nürnbergs Museenpalette ist bunt. Ein paar Beispiele:
Mittelalterliche Lochgefängnisse
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Historischer Kunstbunker
Schwurgerichtssaal 600
Laubenmuseum
Taubenmuseum
Rotes Kreuz Museum
Museum Henkerhaus
und zu guter letzt das Weizenbierglas Museum.
Kein Bratwurst-, Zwetschgenmann und Lebkuchenmuseum und der Christkindlmarkt heißt hier Christkindlesmarkt.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Geschrubber

Aus dem Leben einer Fusselrolle, solle ich schreiben, schrub er mir.

Wer schrubbte dir was?
Er, ein Halbschlurf im Vollzwirnpyjama, ein steifer Stelzmann, ein gelackter Stolzschnösel.
Das klingt nicht gerade nach einer Sympathiebekundung, wie schrubbt der?
Er ist eine gelungene Verquickung von Misslichkeiten, mit strizzihafter Proletenkaltschnäuzigkeit. Von dem würd' ich mich nicht mal anschrubbern lassen. Der kommt mir nicht in die Nähe meines Brazilian Landing Strips.
Wie kommt's dann zum Geschrubber?
Naja, der Depp kann halt schreiben.
Ach so, eine rein geschäftliche Beziehung also.
Das Wort Beziehung will ich in diesem Kontext nicht bemühen. Aber der Kotzbrocken hat's halt drauf.
Nacktschnecken sind gerne Kotzbrocken, das ist ihre Stärke, ihr Fressschutz, Nacktschnecken sind Ekelpakete vollgepumpt mit giftigen, bitteren, scharfen Stoffen und wenn sie wer frisst, kotzt er sich gleich wieder aus.
Und er kotzt eben Ideen am laufenden Band.
Höre ich da Anklänge von Neid raus?
Nein, nein, nein. Neid? Niemals. Nicht doch. Ausgerechnet auf so einen... niemals.
Du dünngeschabte Faserlosigkeit.
Häh?
Rückgratlose Weichbirne du, du diensteifrige Fusselrolle du, nimmst wohl auch alles auf, was dir vorgesetzt wird, hm?
Fusselrolle, sagst du. Du bringst mich auf eine Idee, danke.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Unbefleckte Staunempfängnisse

Ich lese und staune 1:
„Der Oberösterreichische Kameradschaftsbund sieht in der Wehrpflicht für Frauen ein gutes Mittel zur Förderung der Integration und fordert eine allgemeine Wehrpflicht für alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.“ stand unlängst auf der ORF Website geschrieben.

Ich lese und staune 2:
Menschen mit Migrationshintergrund haben neuerdings einen neuen Namen ausgefasst: „Migrantigrus“

Ich lese, staune und amüsiere mich:
Das Kernkraftwerk Zwentendorf hat 1050 Räume aber kein Klo und keine Heizung. Die Fäkalien eines Reaktortechnikers im Dienst gelten als radioaktiver Müll. Essen, trinken, rauchen ist in einem Kernkraftwerk verboten. Die Arbeitenden hatten orange Feinrippunterwäsche zu tragen, die im KKW auszuziehen und zu waschen war. 1978 war Zwentendorf fertig, dann stimmten 50,47 % gegen die Inbetriebnahme. (Zuerst gebaut, dann gefragt. So läuft das in Österreich. Aber immerhin, das Ergebnis ist ein erfreuliches.)

Ich lese, staune und stimme zu:
Die Integrationsdebatte dient vor allem der Verhüllung anderer Probleme, sagt Doron Rabinovici. Kein Problem, das nicht der Zuwanderung angehängt wird: Mangel im Sprachunterricht, Frauenunterdrückung, soziale Ungerechtigkeit, steigende Arbeitslosigkeit, Verelendung von Wohngebieten Kriminalität.