Donnerstag, 6. Juni 2013

Mit Hradce Králové werd ich nicht warm

Wenn jemand die Liebe schon im Namen trägt, ist das zwar schön, heißt aber noch gar nichts. Hradce Kralove ist laut Eigenaussage der Einheimischen die tschechische Stadt mit der höchsten Lebensqualität.
Die Einwohner seien hier am glücklichsten. Ist ja in der Tat auch ein schmuckes Städtchen. Viele 1920er Jahre Bauten, ein großer Hauptplatz, ein Fluss (der nicht über die Ufer tritt), einige martialische Zweckbauten und eine halbe Stunde von Prag entfernt.
Über 100.000 Menschen leben hier, das ist genug, um auch hier für die deutsche Sprache Werbung zu machen.
Ich versuche, so wie sie, mich in Gelassenheit zu üben
und freue mich auf 5 Stunden Zugfahrt
Das weiß das Goethe-Institut und so macht "Šprechtíme" auch hier Station. Letztes Jahr war ich da ja in Ostrava und Budweis, ich wusste also, was mich erwarten wird.
Aber dass die Masse (denn viele waren es eh) derart träge reagiert, bzw. nicht reagiert, damit war nicht zu rechnen. Sie sind wohl einfach zu glücklich hier!
Soll sein. Ich hatte auch einen glüchseligen Bierabend gestern und um 11 Uhr geht es eh wieder retour.

Montag, 27. Mai 2013

Sprechende Tische und Beine

Die Dreiländertour ist um, die Dokumentation hinkt hinterher. Aber man kann ja nicht immer im Netzt rum hängen, wenn es vor Ort so viel zu sehen, fotografieren und notieren gibt.
Nach Rijeka folgte Lubljana, da waren wir länger, ließen das Pfingstwunder auf uns wirken und workshoppten feitertagsunbeeindruckt zum Thema Exilliteratur. Juhui das war toll, fast hätten wir darob den Maifrost vergessen. Aber wir hatten uns ja vorsorglich einen Winterspeck angefuttert und so kann an dieser Stelle bald ein Cevapi-Gedicht stehen.
Als letzte Station war dann St. Johann im Pongau auf dem Programm. Ping Pong Poetry im Pongau.
Drei Tage dichtes Programm, zwei war ich mit voller Dichtung dabei, am Samstag zugte ich mit jeder Menge Dreckwäsche aber vielen frischen Erinnerungen wieder Richtung Wien und das Foto hat der Robert Pendl gemacht.
Vielen Dank!

Donnerstag, 16. Mai 2013

Cevapi sei Dank

Der vierte Tourtag und jetzt erst Zeit zum Schreiben. Der Grund ist aber ein guter. Es war zu schön.
Nur jetzt - in Rijeka, im Hotelzimmer mit Blick auf Meer und einem fetten Containerschiff in der nahen Ferne - regnet es grad mal und es ist fein im Zimmer und im Internet.
Deshalb im Schnelldurchlauf durch die letzten vier Tage.
TAG 1: Maribor. 2012 war Maribor ja Kulturhauptstadt. Bunte Aufkleber und Blumentröge erinnern noch daran. Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Die guten Kaffeetrinkplätze hab ich schon vor Jahen ausgeforscht. Die Sonne ist da, macht sich aber nicht zu wichtig. Das Slam-Duell ist in der Uni-Bibliothek und die Mitten im Zentrum. Tolles Publikum, ausgezeichnetes Sprachniveau und ein Kamerateam des nationalen Fernsehens, das die Veranstaltung aufzeichnete, Mieze Medusa und mich interviewte und dann gut 15 Minuten lang unsere Bücher abfilmte. Bin gespannt, wie das dann im Beitrag rüber kommt. Nach der Show noch nach Zagreb auf ein Absackerbier in der Sahara Bar unweit unserer Pension Domino und dann aber wirklich gute Nacht.
Mieze Medusa mit Tourmanager Johann
TAG 2: Zagreb.
Mit einem Eieromelettte in den Tag, mit Lust in die Stadt. Zuerst in die Ober- dann in die Unterstadt. Sonne auf unseren Dächern und Freude in allen Gesichtern. Ein Apfel kostet einen Kuna und Kaffee kosten wir nicht nur, sondern nippeln wir mit Genuss. Der Slam ist im Kino Europa. Da wird gerade das Subversiv Festival gegeben. Das passt uns gut. Oliver Stone ist da. Slavo Zicek war schon da und eine Grazer Schülerinnengruppe macht die Veranstaltung fast zu einem Heimslam. Volle Hütte und irgendwann nicht nur alle betrunken, sondern auch alle zufrieden.

TAG 3: Zadar.
Gute Idee, die Uni direkt ans Meer zu bauen. Toller Blick. Aber wie man da studieren soll? Gut. Im Winter vielleicht. Da pfeift der Wind und es ist grau. Aber dann, den ganzen lieben Rest des Jahres...
Da muss man doch die schmalen Gässchen lang bummeln und sich Fisch oder Bier reinpfeifen. Das verlangt diese Stadt doch von einem?
Wir taten unser bestes. Viele Tiere, die einst zu Land und im Wasser vegetierten, durchwandern nun unsere Darmgänge. Ich sag nur: ein Gedicht!

TAG 4. Zadar - Rijeka.
Die Küstenstraße: spektakulär!
Der Verkehr: nicht vorhanden.
Die Aussicht: Nebelschau.
Die Aussichten: Wird schon werden. Wurde kurz, aber nur sehr kurz, und schüttete dann wieder.
Das Hotel: Eine Wucht mit Meeresrauschen.
Der Hunger: auch schon angekommen.
Das Internet: jetzt verlassen.

Freitag, 19. April 2013

Sonne und andere Versüßungen

Wer hätte das gedacht? Die Geburtsstätte der gesunden Watsche liegt in Norwegen. HAUGESUND weiß dies mit Bestimmtheit zu vermarkten. Stavanger hingegen ist die Hauptstadt des Öls und Bergen heißt so, weil sieben Berge die Stadt umgeben. Ja, sieben Berge und auf einen hirschte ich heut rauf. Der Floyen ist immerhin 320 Meter hoch und man kann eine Standseilbahn oder seine Beine in die Hand nehmen, um ihn zu erklimmen. Ich bin Resttiroler, ergo geländegängig und ausgelüftet gehörte ich auch, also machte ich mich auf den Weg und ehe ich oben war, wäre mir fast das reiche Frühstück hoch gekommen. Aber ich hielt tapfer durch und es unten und durfte dann den Überblick vom Oberdeck genießen. Die Sonne ließ sich auch blicken, da wird dann im Nu aus müdem Grau sattes Blau und alles ist gut. Regen mag zwar verbindend sein aber Sonne kann dann doch mehr. Danke Himmel!
Da flutete das gestern zugeführte Hansa-Bier die Poren und verließ mich wieder. Daraufhin besuchte ich die Hansehäuser in der Brygge. Holz, bunt, bekannt. Das sind die, die man von Bildern kennt.
Ich knipste auch. Dann kurz wieder Regen, damit man sich ja nicht zu gut fühlt und dann marschierte ich zum Galgenbakken, nicht jedoch ohne vorher ein Vermögen für Souvenirs und einen Norwegerpulli ausgegeben zu haben. I've got some money to burn and I burn it here! Das ist eine Möglichkeit, um sich hier wohler zu fühlen. Es gibt auch andere. Beispielsweise wollte ich mich gester belustigt über die beim Workshop kredenzten Erdbeeren äußern, da kam mir eine Einheimische zuvor und meinte: Wir müssen uns das Leben hier versüßen. Sei so!

Donnerstag, 18. April 2013

Stimmungsaufheller am Frühstücksteller

Zufluchtsraum mit Duschgelegenheit
Die Vorhänge zuzuziehen, hat sich als gut erwiesen. Hätte ich das nicht gemacht, ich hätte sofort gesehen, dass es keinen Grund zum Aufstehen gibt. Regen volle Kanne. Sicht null. Stimmung schon früh morgens im Keller. Aber, da muss es einen Stimmungsaufheller geben, denke ich mir und begebe mich schnurstracks in den Frühstücksraum und siehe da, jetzt ist mir klar, wie es der Norweger schafft, selbst den verregnetesten Tagen kühn ins Auge zu blicken. Köstlichkeiten in allen Farben, von Fisch über Fleisch und Käse und Kuchen über Bohnen und Omeletten und frischen Säften und Filterkaffee, ja, Filterkaffee. Aber ansonsten alles paradiesisch.
Wasser von oben, Wasser am Boden, Container und Kräne dazwischen
Hätte ich was zu sagen, ich würde einen Frühstücksbuffetkaffee-Ombudsmann einrichten. 1981 führte Norwegen einen Ombudsmann für Kinder ein, einen staatlichen Kinderbeauftragten, der alle vier Jahre vom König ernannt wird und weitreichende Befugnisse hat, bereits 1978 eine Ombudsfrau für Gleichstellung der Geschlechter. Da fehlt nur noch der Frühstücksbuffetkaffee-Ombudsmann. Norwegen erhöre mich – ich komme wieder und bin guter Hoffnung.
Einstweilen tröste ich mich mit Kiwiingwerjuice und groove in den Tag. Ich werde heute sicher noch schwungvoll tanzen. Mach ich das alleine, dann führe ich den wilden Einmanntanz „Halling“ auf, tanze ich zu zweit, dann mache ich den „Springar“, bin ich bzw. sind wir dann müde, dann sollte es noch für den „Gangar“ reichen. Traditionelle Volkstänze – ja, was für Touris, ich bin einer.
Johanneskirche, guter Orientierungspunkt

Mittwoch, 17. April 2013

Trollland

100 NOK = 13 €
Mit „Hei“ und „Takk“ kommt man schon recht weit. „Takk for maten“ würd ich gern zu wem sagen, aber zum Essen werde ich wohl erst morgen eingeladen. Da sag ich dann „tüssen takk“. Einstweilen übe ich mich darin, nicht umzurechnen. BERGEN hier regnet es viermal so viel wie in Berlin, steht im Reiseführer. Weiß nicht, wie nass Berlin ist aber jetzt grad regnet es in Bergen und es macht auch ordentlich Wind, dafür ist es noch bis 21 Uhr hell. November und Dezember sind nicht so gemütlich da, hell wird es da nie und dass es weniger regnen würde in diesen Trauermonaten, wäre auch gelogen. Ich bin hierher geflogen. Mit KLM über Amsterdam. Davon hatte ich nicht viel, das waren zwei Kurzflüge, die einem nur Süßes oder Salziges und einen Blümchenkaffee einbringen.
Versteifte ich mich also auf die Reiseführerlektüre und jetzt weiß ich, wie man in Norwegen Stahlroste nennt, die quer über der Fahrbahn liegen und das freie Umherwandern von Weidvieh unterbinden sollen, nämlich „Ferist“. Eine Baustelle hingegen klingt weit poetischer: Vegarbeidsomrade
Ich spreche mehrmals laut „Vegarbeidsomrade“ vor mich hin, die Stewadress lächelt sich zu mir und ist um mein Wohl besorgt, sie versteht mich nicht, sie kommt ja aus Holland und ich will ins Trollland. Dort gibt es nämlich 24 Prozent Mehrwertsteuer, Husfliden-Läden und gute Bezahlung für alle Berufsgruppen. 

Nationaltheater
Et glass vann?“ fragte sie routiniert. Ja, ich kühlte mein Mütchen mit Wasser, „Kake“, also Kuchen, wird es vielleicht später geben. Was es an Sonntagen anscheinend in Norwegen nicht geben sollte, ist Schnaps. Schnapsverbot an Sonntagen. Das Freitagfeierabendbier allerdings ist Pflicht, das hat auch einen eigenen Namen, den hab ich mir aber nicht gemerkt, irgendwas mit fredagpils und das norwegische Nationalgetränk Aquavit habe ich noch nie getrunken, ist allerdings bei uns auch billiger als hier. 
BERGEN ist die zweitgrößte Stadt und reich. Bergen profitiert vom Ölreichturm des Westlands, Bergen ist eine Bankenstadt, Bergen war Hansestadt und in Bergen legen natürlich auch jede Menge Kreuzschiffe an, ab Mai dann. Jetzt ist eher noch Tristesse royale. Weil Norwegen nach wie vor eine parlamentarische Monarchie und der Thronfolger anscheinend eh ein klasse Bursch ist. 5 Millionen Norweger und davon studieren insgesamt circa 150 Deutsch, nicht hier in Bergen, sondern im ganzen Land. Es gibt an sich keinen Grund für einen Norweger, Deutsch zu lernen, Norweger brauchen nichts von den Deutschen. Norwegen hat Landschaft und seit den 1960er Jahren Öl. Viel Öl. Norwegen ist der weltweit siebtgrößte Förderer und drittgrößte Exporteur von Erdöl. 
Reiseleiter Norbert und Klippfiske
Öl“ heißt auch Bier aber das nur nebenbei. Jens Stoltenberg heißt der Ministerpräsident seit 2005 aber demnächst sind Wahlen, ob die Ap (Arbeiterpartei) dann immer noch die Nase vorn haben wird, steht in den Sternen. Manche haben nämlich die Nase voll von diesem komischen Sozialismus. Das Geld aus den Öleinnahmen wird für die Zukunft angelegt und die öffentliche Hand ist knapp bei Kasse. Ich hingegen übe mich im Nichtumrechnen und frage mich, was wohl ein „Fiskeboller“ ist, „Hundefotterfisk“ jedenfalls ist teurer. Morgen mehr.

Dienstag, 16. April 2013

Schwere Kost und Leichtsinn

Ohne Worte. Flughafen Wien.
Da kommst du also erstmals in der Stadt an, vor der du als 16-17-18jähriger viel gehört hast, denkst dir, 20 Jahre, das ist lange her, da muss sich doch einiges getan haben, landest vorfreudig, eine neue Stadt kennenzulernen und dann merkst du recht  bald, dass das kein ganz gewöhnlicher Städteurlaub gepaart mit Workshop und Slamauftritt wird. Sarajevo verlangt dir mehr ab. Sarajevo beschäftigt dich. Sarajevo katapultiert dich zurück in die 1990er Jahre, lässt dich an den Teenager denken, der du damals warst, ruft dir in Erinnerung, dass in deinem Elternhaus ja auch eine bosnische Familie wohnte, dass die geflüchtet sind, war dir schon klar, viel mehr aber auch nicht.
Sarajevo betrübt dich. Sarajevo hat diese Kraft, vermutlich noch länger. Du kommst am Flughafen an, bekommst mit, wie zentral dessen Funktion in der Zeit der Belagerung war, wirst in das Zentrum gefahren und sofort wird dir klar, wie spürbar die Folgen des Krieges hier noch sind. Dass Häuserfassaden Einschusslöcher aufweisen, die noch immer nicht geflickt sind, findest du anfangs erstaunlich, mit der Zeit dann immer trauriger. Du wills davon jedenfalls keine Fotos machen. Du versuchst dir in Erinnerung zu rufen, wie das damals war. Du hast gewisse Bilder vor Augen, du hast gewisse Aussagen im Kopf, von einer gewissen Eigenschuld ist da immer die Rede.
Ja, das Museum ist geschlossen. Nein, fragt nicht warum.
Du fühlst dich unwohl in deiner Haut. Du dachtest, du wärst ein kritisch reflektierter Jugendlicher gewesen. Dir wird bewusst, dass du eigentlich nie mit einem Betroffen geredet hast, obwohl du welche in deiner Umgebung gehabt hättest. Gut, sagst du dir, die wollten ja auch nicht darüber reden. Ja, das mag stimmen, es wird wohl noch lange dauern, bis dieser Krieg halbwegs verdaut ist.
Deine Verdauung hat es hier auch schwer. Du bestellst Cevapi wie es sich gehört, du langst auch bei den rohen Zwiebeln zu, das solltest du bereuen. Du trinkst besser vorausbeugend mehr
Sarajevsko. Du schläfst dann ja auch besser. Du hast ja auch Zeit dich auszuschlafen. Du schaffst die paar wirklichen Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten ja auch am Nachmittag, du musst feststellen, dass das Wetter in Sarajevo am Vormittag immer besser ist. Du hast an sich ja nichts gegen Regen, du willst aber auch keine nassen Füße haben, du darfst dich ja nicht verkühlen, du musst ja fit sein, für die Workshops und die Moderation. Du schonst dich also. Nein, du isst viel und gut und du trinkst mehr und besser vor allem Espressi zum verlieben. Du könntest dich auch in beinah alle Studierenden verlieben. Du findest nicht nur, dass sie perfektes Deutsch sprechen, du findest sie auch sympathisch. Du magst, dass sie schreiben und vortragen wollen, dass sie etwas zu sagen haben, dass sie die Bühne für sich reklamieren. Das versöhnt dich mit vielem. Du freust dich über deine Reisebegleitung (Doris) und du freust dich über den Organisator der ganzen Sache (Florian). Du bedankst dich an dieser Stelle mit einem großen HVALA. Du schreibst vielleicht später noch was. Du sagst vorerst ZDRAVO und auf Wiedersehen.
Florian und Doris

Donnerstag, 4. April 2013

Troppautsch und Hupfingatsch

20 Jahre Österreichbibliothek Opava und ich als Textbeitrag zum Festakt der Verlängerung dieser Kooperation. Schön. DankÖ. Poetry Show in der Uni-Aula. Uni gibt es erst seit 1991 hier, wichtig war die Stadt aber schon immer. Quasi Schlesische Hauptstadt Österreichs. Recht viele Spuren aus dem Zeitalter Maria Theresias und auch die Uni selbst (zwar über die ganze, kleine - 60.000 Einwohner - Stadt versträut) in einem Barock-Palais. Auch schön. Wetter: nicht schön. Aber hier soll nicht darüber lamentiert werden. Ein Foto muss genügen. Am Foto auch ersichtlich, dass es in Opava einige Bausünden der Nachkriegszeit gibt, was damit zu tun hat, dass recht viel Industrie hier angesiedelt ist und war und die beschert der Region nicht grad gute Luft, bzw. bescherte ihr im Krieg viele Angriffe aus der
Tina, Rostia und Rathaus
Luft und außer dem Rathaus (schön) war so ziemlich alles in Schutt und Asche.
Interessant, dass es ein eigenes Tourismusprospekt mit dem Titel "Fortifikation und militärische Denkmäler in Troppauer Region bzw. spielen Sie einen Verteidiger" gibt. Da erfährt man dann so Dinge wie die Schussweite einer Haubitze 38+ (11950 m) und die Kadenz pro Minute. Für mich war Kadenz ja bisher immer noch positiv belegt. Aber die Kadenz 600 einer Maschinenpistole schüchtert schon ein. Nicht schön, nur ganz schön skurril, derartiges Infomaterial. Ach ja, Opava hat eine tolle Entstehunglegende, in der Pfaue die Hauptrolle spielen. Das ist doch mal was!
Heute Ostrava. Da war ich letztes Jahr schon mal. In 39 Minuten geht's los. Also nichts wie auf.

Sonntag, 31. März 2013

Schwedenbombenabgesang

Betretene Häschen stehen Spalier, drei Lämmer fungieren als Engel
Schwere Schwedenschwestern
schweben eben dem Berg entgegen
Schwere Schwedenschwestern
beben Schwellen entgegen
Schwere Schwedenschwestern
bechern Schweppes
Schwere Schwedenschwestern 
essen besser
Schwere Schwedenschwestern
lästerten gestern gegen Gesetz
Bettdecken bedeckten
schwere Schwedenschwestern
Bettdecken bersteten
Schwere Schwedenschwestern bebten, zerfetzten
Ende

Zusammenfassend kann man sagen: Irgendewer oder -etwas muss sterben zu Ostern - Religiosität hin oder her. 

Samstag, 30. März 2013

Dörfler, Schafsköpfe und Mezger

Daniel Mezger ist Schauspieler, Sänger und Autor. Aufgewachsen in den Glarner Bergen, lebt er heute in Zürich. Er absolvierte eine Schauspielausbildung an der Berner Hochschule für Musik und Theater, war mehrere Jahre am Jungen Theater Göttingen engagiert, seit 2004 arbeitet er als freier Autor, Musiker und Schauspieler in Zürich, 2006 bis 2009 studierte er am Schweizerischen Literaturinstitut Biel und 2012 erschien im Salis Verlag sein Romandebüt „Land spielen“. 
In „Land spielen“ wird die Geschichte einer Familie erzählt, die von der Stadt aufs Land flüchtet um sich dort neu zu erfinden bzw. wieder zu finden. Der Roman wird in der Wir-Perspektive erzählt. Das ist ungewöhnlich aber ungemein einnehmend. Das erzählerische Wir umarmt einen, schließt einen mit ein in das Erzählte. Mezger zeichnet ein eindringliches, sprachlich überzeugendes Familienporträt, das man so noch selten gesehen bzw. gelesen hat. Von Pausenhofprügeleien und Open-Air-Sex-Einlagen abgesehen, braucht es in diesem akribischen Duktus keine großen Ereignisse, um ein große Geschichte zu erzählen. „Wir sind wir. Wir sind zu fünft.“, heißt es an einer Stelle. Mezger seziert dieses Wir, legt klar, wie der Familienkosmos funktioniert und so wird man als Leser Zeuge, wie das anfangs einträchtige Wir zu bröckeln beginnt.
Diese zärtliche Verfallsstudie ist gut durchkomponiert. Mezger hat definitiv Groove. Das kommt nicht von ungefähr. Daniel Mezger ist seit Jahren Sänger bei „A Bang And A Whimper“. Bekannt ist er derzeit aber vor allem als Dramatiker. Seine Stücke wurden zu diversen Stückemärkten und Festivals eingeladen und in Deutschland und der Schweiz aufgeführt. 2007 erhielt er von „Theater heute“ eine Nominierung zum Nachwuchsdramatiker des Jahres. „Findlinge“ gewann 2010 den Preis für das Schreiben von Theaterstücken der Schweizerischen Autorengesellschaft. Sein neuestes Stück „Balkanmusik“ hatte am Staatstheater Mainz Premiere, wurde zu den Berliner Autorentheatertagen eingeladen und in Bern und Zürich nachgespielt. Mit einem Auszug aus "Land spielen" wurde er 2010 nach Klagenfurt zum Wettlesen um den Ingeborg Bachmann Preis eingeladen, außerdem war „Land spielen“ für den Rauriser Literaturpreis 2013 nominiert. Zu Gast beim 11. Innsbrucker Prosa Festival war er übrigens auch.