Die Ptujerinnen und Ptujer beseelt ein unbedingter Wille zum Draußensitzen. Da kann ich nicht mit. Es ist Oktober. Da ist ein r im Monatsnamen und da war auch schon eines im letzten Monat. Nein, das ist nicht gut für Blase und Hämorrhoiden!
Es ist kalt, es regnet, es ist Oktober. Klar, es gibt dicke Kleidung Schirme und Wärem von innen. Aber, es gibt - außer man ist Kettenraucher - meines Erachtens keinen Grund, jetzt noch demonstrativ draußen zu sitzen. Draußen ist auch nicht keine Musik. Draußen sorgen mächtige Boxen für die Beschallung des öffentlichen Raums. Ich bin immer der einzige, der drinnen sitzt. Nicht dass ich nicht von vornherein als Tourist identifiziert werden könnte, aber so, mit diesem offensiven Drinnensitztick oute ich mich gleich doppelt: Fremder und verweichlicht.
Ojeh, so wird das nichts mit dem Leutekennenlernen. Dabei gefallen mir die Namen doch so: Olena, Tatjana, Bolena,....
Mittwoch, 6. Oktober 2010
Draußensitztick
Dienstag, 5. Oktober 2010
DJ Badewaschel
Das mit der Musikbeschallung ist wirklich eine Plage. Höre gerade zum wiederholten Male die Easy Listening Version von "Time of my life"und denke an tanzen, obwohl ich doch frühstücken will. Neulich im Thermalbad wollte ich saunieren und entspannen, da gab's allerdings gleich doppelte Soundbedienung.
Der Badewaschel dürfte eine eigene Anlage installiert haben und weil Sonntag Nachmittag und viel los war, wollte diese mit Proletenprügeltechno getestet werden. Kann man ja ausweichen, dachte ich aber selbst im Saunabereich plärrte - zwar nicht des DJ Badewaschels - doch auch Musik bzw. das, was Radiostationen halt so senden aus den gut versteckten Boxen: Werbung, Blabla und Plätscherplätscher.
Verlasse ich also meine Dichterkammer, so erwartet mich immer gleich 100%iges Kontrastprogramm. Denn dort ist's grabesruhig. Keine Lärmquellen, nicht mal der Boden knarzt, nur vor dem Fenster maunzt eine Katze, was mich fröhlich sehnsüchtig stimmt und an Mieze Medusa denken lässt.
Ach ja, dass Gotovina kein Name sein dürfte, wurde mir heute klar, denn heute hieß die Stregel von gestern Olena.
Montag, 4. Oktober 2010
Filzpuschen
Die Schuhgeschäftdichte im Zentrum von Ptuj ist überwältigend. Gut, dass ich ohnehin Hausschuhe brauchte. Die Wahl fiel mir schwer, aber eine im Hintergrund des Schaufensters lockende Filzpuschen-Wühlkiste dirigierte mich förmlich zu Natajas Laden und nachdem ich mich bepuscht respektive bepatscht hatte, konnte ich auch in Erfahrung bringen, dass Stregel nicht Kellnerin heißen kann, denn in Schuhgeschäften wird ja eher geschuht, als gekellnert.
Ich bin geneigt, anzunehmen, dass Stregel Bedienung und Natakar Kellnerin heißt. Gotovana (Espresso) ist nämlich Stregel und Natakar 2!
Der stolze Turm da ist übrigens der Stadtturm von Ptuj und das mit dem blauen Himmel war grad Zufall.
Natakar, Stregel, Znesek
Ich wollte es genauer wissen und trank mein erstes Pivo (Lasko, ja, klar, mit Hashek über dem s) und wer servierte mir das? Tatjana. Eine Wende schien eingeleitet (JA-NA) Ich ließ es gut sein und nachdem mir heute morgen SimoNA das Müsli mit Weintrauben kredenzt hatte, schaute ich nicht mehr auf die Namensschildchen bzw. Angaben auf den Kassazetteln.
Was mir nicht klar wurde, da ich bisher drei verschiedene Hinweise habe, ist, ob Kellnerin "Blagajnik", "Stregel", oder "Natakar" heißt. Ich werd's in Erfahrung bringen.
"Znesek" jedenfalls scheint sowas wie Betrag oder Summe zu heißen. In diesem Sinne: ich werde weiter Summen. HVALA!
Sonntag, 3. Oktober 2010
Ptuj ahoi!
Eben noch in Basel – jetzt in Ptuj
Juhui!!!
Dem Land Niederösterreich (Abteilung K1) und dem Unabhängige Literaturhaus NÖ sei Dank. Erstmals wird heuer ein Stipendium im neuen slowenischen Schriftstellerhaus in Ptuj/Pettau (25 km südlich von Maribor) vergeben, das der Arbeit an einem bestehenden literarischen Projekt oder der Erarbeitung neuer Texte dienen soll.
Ptuj ist die Heimatstadt des bekannten slowenischen Lyrikers Aleš Šteger.
Dienstag, 31. August 2010
Zeit um!
Freitag, 27. August 2010
Multifunktionswerkzeuge
Der Maulwurf pfropft, nach dem Akt die Vagina des Weibchens mit Harz zu. Die Rüsselkäferinnen besteigen sich gegenseitig, um Männchen an zu locken, das doch auch zu tun. Kreuzspinnen spinnen einen Bewerbungsfaden, zupfen daran und gedenken hinterher über einen Sicherheitsfaden zu entfliehen, werden aber dennoch oft gefressen. Ganter (das sind männliche Gänse) verfügen wie Enten und Strauße über einen erigierbaren Penis (circa 10 cm; die Argentinische Ruderente bringt es auf bis zu 43,5 cm). Grillen pudern sehr variantenreich – auch im Rumlaufen. Auch Schnecken begatten sich. Sie stoßen sich sekretversetzte Kalkpfeile in den Körper. Immer wenn ich multiple Orgasmen höre, muss ich an den Air Multiplyer denken, das ist ein propellerlosen Ventilator, erfunden von dem, der auch den beutellosen Staubsauger kreierte. James Dyson heißt der Knabe und wer da nicht gleich an ein abgebissenes Ohr denkt, hat nie Schwergewichtsweltmeisterschaftsboxkämpfe verfolgt. Ameisenköniginnen paaren sich nur einmal im Leben. Sie speichern im Hinterleib einen Spermienvorrat für Millionen von Nachkommen. Eierlegende Zahnkarpfen sind Haft- und Bodenlaicher und der Dremel ist ein Multifunktionswerkzeug mit hoher Drehzahl. Man kann damit bohren oder fräsen. Schön ist allein schon der Spindelarretierungsknopf. Und um zu diesem Wort zu kommen, hab ich all den Tierschweinskram gebraucht. Oftmals dauerts... Ein leicht verschwurbelter Tag heut. Die gestrige Dröhnung wirkt noch nach (offizielle Einleitung der Abschiedsfeierlichkeiten:)
Donnerstag, 26. August 2010
Stressblocker
Warenweichen, es gibt sie noch! Okay, da und dort trifft man schon auch in österreichischen Lebensmittelläden noch auf Warenweichen mit entsprechendem Auffangraum, in der Regel aber muss man den Einkaufswagen wieder voll laden, das Feld räumen und in der Umpackzone seine erstandenen Güter in Abtransportmittel verstauen.
Aber eine Drippel-Warenweiche mit Querförderband ist schon eine Rarität in unserer Hektomatikwelt (wie STS singen würden). Stress kommt da kaum auf, Versagensängste haben Pause. Da muss man nicht mit links packen, mit rechts die Geldtasche zücken und ruck zuck weg sein. Da vergrault man niemanden durch mangelhafte Koordination. Da kann man sich wirklich Zeit für jede einzelne Handlung nehmen.
Erst mal das Eingekaufte anfördern lassen und zufrieden betrachten, sich daran erfreuen, wie sich das Gesamtbild mit jedem neu dazu kommenden Gut verschiebt und verändert. Wenn das Ende der Einkäufe naht, kontrolliert das Portemonnaie zücken, vielleicht sogar mit Bedacht Kleinmünzgeldbestände abbauen, sich höflich verabschieden und erst dann das Erstandene in Ruhe verstauen. Sodann kann man noch vor Ort ausklügeln, wie man die Last optimal, will heißen rücken- respektive bandscheibenschonend, verteilt und es steht einem überdies frei, ein Auge auf die Einkäufe der Mitmenschen zu werfen.
Warenweichen, eine Errungenschaft aus Zeiten, in der man sich noch Zeit nahm für die wesentlichen Dinge.
Warenweichen, womöglich ein Anachronismus, aber ein sympathischer.
Warenweichen, für mich ein Stück liebenswerte Schweiz.
Dienstag, 24. August 2010
Kiwijazz
Aus der Region für die Region, steht da geschrieben, und:
Ein Versprechen ihrer MIGROS.
So, so. Ein Versprechen also, damit hat man sich natürlich sprachlich einwandfrei abgesichert. Man hebe den Blick und betrachte das Schild mit der Nummer 153. Der Apfel mit der Bezeichnung JAZZ wird da angekündigt.
Über den Preis wollen wir nicht reden. Sehr wohl aber über die Herkunft des Apfels, der, so lässt der Name vermuten, alle Stücke spielen dürfte. JAZZ aus Neuseeland.
Aus der Region für die Region. Die Schweiz ist zu groß für mich!
Mittwoch, 18. August 2010
Rammen mit Trieren
„Der Zundelfrieder stiehlt nie aus Not oder aus Gewinnsucht, sondern aus Liebe zur Kunst und zur Schärfung des Verstandes.“
Johann Peter Hebel ist aus Lörrach, das ist grad über die Grenze und in Deutschland. Und dieser J. P. Hebel feiert grad (viel grad, ich weiß) ein Jubiläum. Naja, er kann's ja nicht mehr feiern. Man feiert ihn, seinen 250igsten Geburtstag. Heho-Horrido!
Dieser Zundelfrieder scheint eine Art Robin Hood des Geistes und der Künste zu sein. Schön, schön. Schadet nie. Lörrach selbst ist sehr klein, hat aber ein sehr großes Veranstaltungszentrum, das Burghof heißt, aber schon gar nichts mittelalterliches mehr an sich hat. Das mir zu Burg jetzt nur Bug einfällt, zwar kein Humbug aber ein Bugsporn, hat vermutlich damit zu tun, dass ich neulich was über Galeeren gelesen habe. Über das Rammen mit dem Bugsporn über Enterbrücken, die der Kenner Raben nennt, über Trieren, die, so weiß der Kenner, die Vorgänger von Galeeren waren und über Galeassen, die, aber das wissen schon nur mehr die Wenigsten, die dann die Nachfolger der hinlänglich bekannten Galeeren sind. So und wozu jetzt der ganze Schiffskram?
Weil's beständig tutet da, nach großen Schiffen tutet und ich mir einbilde, Seeluft zu schnuppern. Jaja, der Rhein ist gut!!!