Dienstag, 8. September 2015

Rom rund um die Uhr

Teil 1: Nachtruhe


Um 22 Uhr singen deutsche Burschen „Lebe wohl Ade“. Bier trinken sie ab Mittag. Die Kleinkarierthemdträger der Capitolina zu Rom (CV) sind direkte Nachbarn und haben einen Balkon mit Blick auf die Via Tor Millina.
Gegen 23 Uhr hat man gegessen und kann jetzt endlich gestärkt mehr und lauter reden. Deshalb wird auch die Musik lauter, werden die vier unterschiedlichen Musiken der Lokale in unmittelbarer Umgebung lauter.
Ein vermeintlicher Startenor schmettert Arien. Hunderte Touristenhände spenden Beifall. Ziehorgeltrottel und Geigenärsche spielen in Endlosschleife die immergleichen verstümmelten Melodien von drei bis fünf Ohrwürmern.
Das steigert natürlich den Getränkekonsum. Nun singen auch andere. Die folgenden Stunden sind geprägt von typisch italienischer Innenstadtlebhaftigkeit garniert mit Gegröle aus aller Herren Länder.
Zwischen 0 und 3 Uhr haben leere, klapprige Sackkarren ihren Auftritt. Gegen 3 wird der Glascontainer – den ich am Tag noch nie gesehen habe – geräuscheffektvoll entleert. Zwischen 3 und 4 verschaffen sich Kehrmaschinen Gehör.
Von 4 bis 6 schläft Rom (die Mücken nicht).
Von 6 bis halb 7 stöhnt sich eine Nachbarin im Umkreis von 100 Metern dem Höhepunkt entgegen. Um halb 7 erwachen die Lieferanten-Dreiradtransporter und knattern durch die Gassen. Ab 7 werden Rollläden mit Rumms hochgezogen und rauschen Klospülungen im ganzen Haus. Oh, die Nachbarin stöhnt noch immer (eine andere?).
Gegen 8 werden erste Motorinos gestartet. Einzelne orientierungslose Rollkoffer irren durch die Straßen – willkommene, wandelnde Slalomstangen für die hochtourig fahrenden Mopedler. Und – Ratsch-Rumms – wieder ein Rollladen.
Guten Morgen Bauarbeiter! Was schremmen wir denn heute? Ach, bis 9 bloß mal auf den Gerüststangen rumhämmern? Wer sonst schon wach ist, teilt das auch mit.
Es ist 10: Mein Penis weckt mich auf, er klopft mir auf die Stirn.
Wieder eine römische Nacht überstanden!

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